Was tun, wenn
… das Pferd nach Hause will?
Den Drang Richtung Stall kann man bei vielen Pferden bemerken. Meist rührt er von einer Unsicherheit her. Entweder hat das Pferd Angst vor der ungewohnten Umgebung oder es fühlt sich unwohl, weil es sich nicht im Schutz einer Herde befindet. Sehr oft ist es eine Mischung aus beidem. Deshalb funktioniert das Ausreiten in der Gruppe für solche Pferde oft besser. Ein zweites Pferd reicht dabei meist schon aus. Auch hier helfen Spaziergänge, bei denen Sie Ihr Pferd führen. Auch Pausen während des Ausreitens – Pausen, in denen Sie absteigen, das Pferd vielleicht grasen darf, in denen alle etwas entspannen dürfen – können die Eile des Pferdes bremsen. Es soll sich wohlfühlen draußen, nur dann kann es auch ein zuverlässiger Ausreitpartner werden.
Gegen das stete Streben nach Hause können auch kleine Runden, die zwei- oder dreimal hintereinander geritten werden, hilfreich sein. Oder Achterschlaufen und dergleichen, die das Pferd immer in Richtung nach Hause und wieder davon weg führen.
… das Pferd nicht weiter will
Es gibt Pferde, die – oft für den Reiter unvermutet – plötzlich stehen bleiben und nicht mehr weiter wollen. Sie stellen sich breitbeinig hin und verweigern jegliche Hilfe, die sie vorwärts bringen will. Für den Menschen ist dieses Verhalten meist nur sehr schwer zu durchschauen. Attribute wie „stur“ und „zickig “ kommen in solchen Fällen zum Einsatz. Der Ursprung dieses Verhaltens ist oft nicht ganz klar nachzuvollziehen. Nicht jedes Pferd reagiert auf Angst mit nervösem Getänzel und hoch erhobenem Kopf. Es kann also durchaus vorkommen, dass das Pferd aus Angst nicht weiter will. In diesem Fall hilft es, das Pferd zu Fuß weiterzuführen und es mit dem Angst einflößenden Ort besser vertraut zu machen.
Die Verweigerung kann aber auch auf ein größeres Problem hindeuten. Unter Umständen empfindet das Pferd beim Gerittenwerden zu viel Druck und zeigt das im Gelände auf diese Weise. In so einem Fall kann dieses Verhalten auch leicht auf den Reitplatz übergreifen.
Aber auch jedwedes andere Unwohlsein wie Probleme in der Haltung oder Schmerzen können die Ursache dieses Problems sein. Eine Überprüfung dieser Bereiche kann auf keinen Fall schaden.
Steht das Pferd einmal fest da oder will es sich höchstens nur noch rückwärts bewegen, ist guter Rat teuer. Es mit Gewalt weiterzutreiben, hat – neben moralischen Bedenken – einen großen Nachteil: In vielen Fällen verschlimmert sich das verweigernde Verhalten drastisch. Dies kann sogar so weit führen, dass das Pferd sauer wird und kaum noch geritten werden kann. Die sicherere Methode ist, sich auf ein zugegebenermaßen oftmals sehr forderndes Geduldsspiel einzulassen. Lassen Sie Ihr Pferd stehen. Es darf nicht umdrehen oder abbiegen, nicht am Gras naschen, aber es darf stehen. Ab und zu geben Sie ihm die Hilfe fürs Weitergehen, immer in derselben Stärke, sie soll nicht heftiger werden. Es gibt nur sehr wenige Pferde, die die Geduld haben, sich tatsächlich für Stunden ins Gelände zu stellen.
Wenn Sie selbst also mehr Geduld haben, wird das Pferd irgendwann von selbst weitergehen. So ein Erlebnis ist ein großer Erfolg. Auch wenn man dies oft wiederholen muss, sollte man geduldig bleiben. Wenn man es aber wirklich mal eilig hat, dann kann man sich durchaus auch erlauben, abzusteigen oder ein anderes Pferd vorangehen zu lassen. Geduldsspiele wie dieses lassen sich nicht unter Zeitdruck spielen.
… der Reiter fällt
Es kann immer mal passieren. Ein unerwarteter Sprung zur Seite, ein etwas zu ausgelassener Buckler – und der Reiter findet sich im Gras wieder. Gegen das Hinunterfallen hilft nur, möglichst häufig zu reiten und viel Erfahrung zu sammeln, aber so richtig gefeit ist man davor nie. Auch wenn ein Sturz im Gelände glimpflich und verletzungsfrei für alle Beteiligten ausgeht, kann er dennoch unangenehme Folgen haben. Vor allem dann, wenn der Reiter bei einer Fluchtreaktion des Pferdes zu Sturz kam, kann es vorkommen, dass man sein Pferd bald nur mehr als hüpfendes Pünktchen am Horizont sieht. Von der nicht geringen Verletzungsgefahr des Pferdes und unbeteiligter Dritter einmal abgesehen, gibt es Angenehmeres als einen Rückweg zu Fuß und womöglich noch in engen Reitstiefeln.
Natürlich kann so etwas immer mal passieren, aber um das Risiko eines bestiefelten Gewaltmarsches zu verringern, empfiehlt es sich, auf der Koppel oder im Freilauf das Einfangen zu üben. Rufen Sie Ihr Pferd beim Namen oder mit einem immer gleichbleibenden Kommando. Lassen Sie es eine Karotte abholen, bevor es weitergrasen oder wieder durch Reitbahn oder Round Pen laufen darf. Auch an der Longe kann man das Herbeirufen üben, man muss nur schnell sein mit dem Einholen der Longe, wenn das Pferd herein biegt. Geben Sie ihm ein Leckerli, streicheln Sie es, kraulen Sie es – es soll sich gut und entspannt fühlen, wenn es zu Ihnen kommt. Auf diese Weise kann es lernen, dass bei Ihnen ein sicherer Ort ist und es somit keine schlechte Idee ist, sich in einer Krisensituation von Ihnen einfangen zu lassen.
Trainieren Sie immer wieder einmal, auch im Stallalltag ist ein herbeikommendes Pferd praktisch (vor allem dann, wenn es auf einer weitläufigen Koppel oder in einem gatschigen Auslauf steht).
… das Pferd fällt
Ein stürzendes Pferd ist der Albtraum eines jeden Reiters. Nicht nur, dass es sich selbst verletzen kann, schwebt vor allem der Reiter in großer Gefahr. Darum lohnt es sich, sich darüber ein paar Gedanken zu machen.
Rutschige Böden stellen natürlich immer eine Gefahr dar. Eine solide dressurmäßige Ausbildung verringert das Risiko auszurutschen, weil das Pferd geradegerichtet im Gleichgewicht gehen kann. Dennoch ist zu beachten, dass der Hals des Pferdes nicht zu kurz genommen werden darf. Für das Ausreiten sollte der Hals gestreckter sein als auf dem Dressurviereck. So sieht das Pferd besser und kann sich, wenn es mal strauchelt, leichter austarieren und seine Balance wiederfinden.
Das sollte man auch im Hinterkopf behalten, falls das Pferd tatsächlich stolpert und vorne einknickt. Es braucht seinen muskulösen Hals in voller Länge, um nicht vorneüber zu fallen. Wer hier zu stark am Zügel hält, riskiert, dass es hinfällt und sich vielleicht sogar überschlägt. Aus diesem Grund stellen Hilfszügel im Gelände ein nicht zu unterschätzendes Sicherheitsrisiko dar.
Trittsicherheit ist eine wichtige Tugend für ein gutes Ausreitpferd. Auch diese lässt sich in der Reitbahn üben. Cavallettiarbeit ist hier das Stichwort. Das Pferd soll über Cavaletti in regelmäßigen und unregelmäßigen Abständen traben können. Kleine Sprünge und Gymnastikreihen erhöhen die Geschicklichkeit eines Pferdes enorm und damit ebenfalls die Sicherheit bei einem Ritt ins Gelände.
Auch im Gelände selbst lässt sich gut trainieren. Nutzen Sie Gelegenheiten, bei denen Sie kleine Böschungen hinauf und wieder hinabreiten können. Und lassen Sie Ihr Pferd auch ab und zu über einen umherliegenden Ast steigen. Jede Bewegungserfahrung fördert die Trittsicherheit.
Auch das bergab Reiten gehört zu diesen wertvollen Erfahrungen – und damit ist nicht nur im Schritt gemeint. Pferden bereitet das bergab Laufen nur selten eine Schwierigkeit. Viele Reiter empfinden es allerdings als äußerst gruselig. Und da nervöse Menschen auch Pferde nervös machen, ist es gut, sich selbst zu trainieren und gegen diese Unsicherheit anzukämpfen. Suchen Sie sich für den Anfang einen Weg, der nur ganz leicht bergab geht. Traben Sie ihn entlang und haben Sie keine Angst, Ihr Pferd wird da s gut machen. Bauen Sie diese Übung immer wieder in Ihre Ausritte ein. Und wenn Sie richtig sicher werden, können Sie auf so einem leicht abfallenden Weg auch einen Galopp wagen. Wenn Sie und Ihr Pferd an diesen Übungen Spaß haben, können Sie noch einen Schritt weiter gehen und es mal mit einem Vielseitigkeits-Reitkurs versuchen. Auf einer Vielseitigkeitsstrecke müssen Pferd und Reiter bergab genauso zurechtkommen wie bergauf oder geradeaus. Die Sprünge müssen auch nicht hoch sein, um Trittsicherheit und Gehorsam zu trainieren. Und wenn man gut geübt hat, kann ein Ritt über eine Geländestrecke Pferd wie Reiter viel Spaß bereiten.