Studie

Not oder Überfluss: Was macht Pferde kreativ?

Ein Artikel von Pamela Sladky | 20.10.2021 - 12:35
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Pferde sind vor allem dann kreativ, wenn sie gut versorgt sind.
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Egal, ob es darum geht, an eine besonders begehrte Leckerei zu gelangen oder sich einen ungeplanten Spaziergang zu ermöglichen: Pferde können bisweilen ein erstaunlich innovatives Verhalten an den Tag legen, wenn es darum geht, ihren Willen durchzusetzen. Doch wovon ist es eigentlich abhängig, ob ein Pferd kreativ wird?

Diese Frage stellten sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der deutschen Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen und der St. Andrews University in Schottland. In einer Studie versuchte das Team herauszufinden, ob innovatives Verhalten aus der Not geboren wird oder vielmehr dann entsteht, wenn Überfluss herrscht – also Verhalten entwickelt wird, welches im natürlichen Verhaltensrepertoire der Pferde nicht gezeigt wird, oder es sich um natürliches Pferdeverhalten handelt, das in einem ungewöhnlichen, neuen Kontext zum Einsatz kommt.


Knoten öffnen, Äpfel schütteln

Über eine „Crowd Sourcing Studie“ wurden Pferdebesitzer:innen gebeten von ungewöhnlichem Pferdeverhaltens zu berichten. Die Resonanz war groß. Tausende Einsendungen schilderten zahlreiche Beispiele unterschiedlichster Momente innovativen Verhaltens.

In vielen der beschriebenen Fällen wiederholten Pferde immer wieder dieselbe Innovation, um ihre Bedürfnisse nach feier Bewegung, Sozialkontakt und Futter zu decken. Sie öffnen z.B. Tür- und Torverschlüsse, um zu entkommen oder zu Sozialpartnern und besseren Futterquellen zu gelangen. Manche zeigten erstaunliche Fähigkeiten, sich aus Halftern zu befreien oder Knoten von Anbindestricken zu lösen. Sie warfen ihren Besitzern Futterschüsseln vor die Füße oder schlugen gegen Bäume bis die Äpfel herunterfiel.

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Houdinis bei der Arbeit: Pferde sind Weltmeister im Öffnen von Tür und Tor

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Die Auswertung der eingeschickte Beiträge ließ keinen Zweifel: Wirklich kreativ und innovativ werden Pferde dann, wenn alle ihre Grundbedürfnisse gedeckt sind. Unter solch günstigen Bedingungen zeigten einzelne Pferde eine größere Bandbreite unterschiedlicher Innovationen, oft im Verhaltenskontext Spiel und Komfort. Pferde schichteten bequeme Heulager zum Schlafen auf, kratzen sich mit Stöcken am Bauch, spielten Fangen mit Stöcken, bürsteten sich gegenseitig, schalteten Licht an und aus, öffneten eine Vielzahl von unterschiedlichsten Schlössern ohne sich jedoch aus dem Stall zu begeben oder entfernten sich Bandagen und Decken mit zum Teil komplizierten Verschlüssen.

Wer sich einen „Pferde-Einstein“ fördern möchten, sollte also sicherstellen, dass es seinem Pferd möglichst an nichts fehlt.

Quelle: Pressemitteilung