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A little help from my friends: In für sie unlösbaren Problemsiutationen holen Pferde Menschen zu Hilfe. © www.slawik.com

Pferde bitten bei unlösbaren Problemen Menschen gezielt um Hilfe

Ein Artikel von Pamela Sladky | 20.12.2016 - 10:20
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A little help from my friends: In für sie unlösbaren Problemsiutationen holen Pferde Menschen zu Hilfe. © www.slawik.com

Was tun, wenn ein Kübel voller Karotten zwar in Sichtweite steht, aber selbst mit den größten Verrenkungen nicht erreicht werden kann? Ist ein Mensch in greifbarer Nähe, stellt diese Situation für Pferde keine große Herausforderung dar. Denn die Vierbeiner sind in der Lage ganz gezielt bei ihren zweibeinigen Kollegen um Hilfe zu bitten. Zu dieser Erkenntnis kommt ein Team japanischer Forscher in einer jüngst veröffentlichten Studie.

Monamie Ringhofer und Shinya Yamamoto von der Kobe Universität testeten acht Pferde auf ihr Kommunikationsverhalten und ihre sozial-kognitiven Fähigkeiten hin. Dazu platzierten die beiden Forscherinnen in einem ersten Versuch Karotten in einem Eimer, zu dem zwar die Pferde selbst keinen Zugang hatten, der jedoch von einem nebenstehenden Menschen erreicht werden konnte. In der Folge beobachteten Ringhofer und Yamamoto, ob und wie das jeweilige Pferd mit seiner menschlichen Bezugsperson Kontakt aufnahm.

Es zeigte sich, dass die Vierbeiner ihre ganze Kommunikationspalette auspackten, um an die begehrte Leckerei zu kommen. Diese reichte von bloßem Blickkontakt aufnehmen über leichtes Berühren bis hin zu bestimmtem Schubsen. Das Verhalten dauerte deutlich länger an, wenn der außerhalb des Paddocks platzierte Kübel tatsächlich Futter enthielt, als wenn dieser zu Vergleichszwecken leer blieb. Für Ringhofer und Yamamoto ein klarer Beweis dafür, dass Pferde bei für sie unlösbaren Problemen gezielt menschliche Hilfe suchen, indem sie visuellen (Blickkontakt) und physischen (berühren und schubsen) Kontakt aufnehmen.

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Blickkontakt, berühren, schubsen: Wollten die Pferde die Aufmerksamkeit des nebenstheenden Menschen auf sich und das Objekt der Begierde ziehen, waren ihnen viele Mittel recht. © Kobe University

Aufbauend auf diesen Ergebnissen sollte ein zweites Experiment Aufschluss darüber geben, ob und welche Auswirkungen es auf das Verhalten der Pferde hat, wenn der Mensch weiß, ob sich Futter im Eimer befindet oder nicht. Das erstaunliche Ergebnis: es hat!

Hatte der Mensch nicht dabei zugesehen, wenn Futter im Kübel platziert worden war, verstärkten die Pferde ihre Signale. Diese Beobachtung bestätigt, dass Pferde in der Lage sind ihr Verhalten in Reaktion auf das Vorwissen der Menschen zu verändern.

Laut Ringhofer und Yamamoto deuten die Ergebnisse beider Versuche darauf hin, dass Pferde über ausgeprägte kognitive Fähigkeiten verfügen, die es ihnen ermöglichen ihr Verhalten sehr flexibel an den Menschen und seinen Kenntnissstand in bestimmten Situationen anzupassen. Eine Fähigkeit, die die Vierbeiner möglicherweise im Laufe der Domestikation erworben haben könnten, so das Forscher-Duo, das in Zukunft die Kommunikation zwischen Pferden und mit Menschen noch genauer untersuchen möchte, um herauszufinden, welche konkrete Eigenschaft des Pferdes ausschlagebend für die Fähigkeit ist, eine derart enge Verbindung zum Menschen aufzubauen. „Uns interessiert vor allem, welchen Einfluss die Domestizierung auf die kognitiven Fähigkeiten der Tiere hatte“, schließen sie.

Kobe Universität/ps