Dressur

Fritzens: Spitzensport mit Siegen von Isabell Werth und Victoria Max-Theurer zum Auftakt

Ein Artikel von Pamela Sladky | 28.06.2019 - 23:20
65208229_10217729505442730_3488392426588995584_o.jpg

Eine Trabverstärkung nahe am Ideal: Victoria Max-Theurer und Valparaiso   © Petra Kerschbaum

Die Jubiläumsausgabe des Manfred und Hilde Swarovski Gedächtnisturniers auf dem Schindlhof in Fritzens wurde in den Morgenstunden mit der Kleinen Tour eröffnet. Und schon hier bekam das Publikum absolute Klasseritte zu sehen. Am besten schlugen sich Victoria Max-Theurer und Valparaiso. Der Siebte der Jungpferde-WM zeigte trotz der hohen Temperaturen eine dynamische Runde. Dabei gab sich der bildschöne Fuchshengst den gesamten Ritt über motiviert bis in die Schweifspitze und schien seiner Reiterin in jedem Moment alles recht machen zu wollen. Zu den zahlreichen Highlights des Paares gehörten zweifellos die Verstärkungen, die der Vitalis-Sohn in bilderbuchmäßiger Silhouette mit viel Go ins Viereck knallte. Auch den Richtern gefiel, was sie sahen. Sie vergaben Noten zwischen 72,647 und 75,588 Prozent, im Schnitt machte das 73,912 Prozent und Platz eins in dieser Prüfung.

Für Valparaiso ist es der vierte Sieg in Folge, zuvor hatte der Westfale schon die Kleinen Touren in Ebreichsdorf und Achleiten für sich entscheiden können. Victoria Max-Theurer kann also mehr als zufrieden sein mit dem achtjährigen Westfalen: „Vali war trotz der hohen Temperaturen sehr motiviert, es macht richtig Spaß ihn zu reiten, weil er sich so gut entwickelt. Er ging zuletzt bei meinem Heimturnier in Achleiten und in München 74er- und 75er-Runden. Er wird immer selbstbewusster und das merkt man im Viereck.“

 Dem Siegerpaar dicht auf den Fersen waren Dorothee Schneider und Smirnoff. Der groß gewachsene Hannoveraner von Sir Donnerhall ist ein Pferd mit viel Potenzial, am Schindlhof hatte der neunjährige Hannoveraner allerdings einige Patzer in der Prüfung, die Dorothee Schneider mit viel Geschick jedoch in kleinem Rahmen zu halten wusste. Man darf gespannt sein, was das Paar in der Inter I am Samstag zeigen wird. Für dieses Mal musste sich die Mannschafts-Olympiasiegerin mit 73,706 Prozent und Platz zwei geschlagen geben.

Komplettiert wurde das Podest vom spanischen Duo Pablo Gomez Molina und Fürst Fiorano Ymas. Sie wurden mit 70,5 Prozent bewertet.

Ganz knapp dran am 70er waren Jacqueline Toniutti und Stradivari. Der achtjährige bayerische Wallach zeigte eine starke Trabtour, da und dort gibt es noch Luft nach oben, aber in Summe ist der Stockholm-Sohn ein Pferd mit viel Vermögen. 69,882 Prozent bedeuteten Platz vier – zwei der fünf Richter hätten das Paar an dritter Stelle gesehen.

Sehr zufrieden mit ihrer Runde kann auch Timna Zach sein. Die Kärntnerin hatte Farant unter dem Sattel, einen neunjährigen KWPN-Wallach von Spielberg aus einer Negro-Mutter, der heuer seine erste Saison im internationalen Turnierzirkus läuft und sich bereits mehrfach auf dem Podest platzieren konnte. Auf dem Schindlhof kam das Paar auf 69,559 Prozent, das war Platz fünf.

Isabell Werth und Bella Rose in einer eigenen Liga

In der Großen Tour war Isabell Werth einmal mehr eine Klasse für sich. Ein Jahr nach dem umjubelten Comeback von Bella Rose gab es heuer erneut ein Wiedersehen mit Werths Wunderstute. 2018 hatte sich die langbeinige Belissimo-Tochter in ihrem ersten Grand Prix nach dreieinhalb Jahren verletzungsbedingter Pause mit 77,5 Prozent eindrucksvoll zurückgemeldet. Zwölf Monate später zeigte sich „Bella“ ungeachtet ihrer sehr spärlichen Turniereinsätze um einen Quantensprung verbessert. Alle fünf Richter hatten die Stute klar an erster Stelle, die Wertungen zwischen 80,870 und 85,109 Prozent pendelten sich bei 82,957 ein – eine hammer Wertung und das perfekte Geschenk für Bella Rose-Besitzerin Madeleine Winter-Schulze, die heute auf dem Schindlhof ihren Geburtstag feierte.

Werth_BellaMIRZ3519.jpg

"Diese Stute ist etwas ganz Besonderes“, sagte Isabell Werth nach ihrem Siegesritt im Interview. © Michael Rzepa

Einen Riesenschritt nach vorne ist auch Lisa Müller auf ihrem Gut Wettlkamp’s Stand by Me OLD gelungen. Das deutsche Paar korrigierte seinen bisherigen Bestwert im Schindlhofer Alpenviereck um fast zwei Prozent nach oben. Und das, obwohl die Zweierwechsel nicht ganz sauber gelangen – ein starke Vorstellung. Dahinter reihte sich Judy Reynolds mit Vancouver K auf Platz drei ein. Das irische Duo wurde mit glatten 75 Prozent bedacht.

Für die Publikumslieblinge Ingrid Klimke und Franziskus endete das Schindlhof-Debüt mit Platz vier nur knapp außerhalb der Podestränge. Das Paar bestreitet in Fritzens seine Sichtung, nachdem Klimke für die Deutschen Meisterschaften in der Dressur wegen der zeitgleich stattfindenden Vielseitigkeitsmeisterschaften verhindert war. Dass man sich das Turnier der Familie Haim-Swarovski als Ersatz für Balve ausgesucht hat, scheint die richtige Entscheidung gewesen zu sein, denn sowohl Ingrid Klimke als auch Franziskus scheinen sich hier richtig wohl zu fühlen. Das zeigte das Paar mit einer neuen persönlichen Grand-Prix-Rekordnote. 74,804 Prozent gab es von den Richtern, wobei eines der Jurymitglieder das Duo mit 76,957 Prozent sogar auf Platz zwei gesehen hätte.

Österreichs Equipe reihte sich en bloce auf den Rängen elf bis 15 ein. Bester Rot-Weiß-Roter wurde der Kärntner Christian Schumach auf seinem elfjährigen Oldenburger Sinclair Jason. Mit 69,45 Prozent verpasste er die 70er-Hürde nur knapp. Allerdings war das Paar, das zu den Mitfavoriten für einen Startplatz bei der Dressur-EM in Rotterdam zählt, heute etwas mit angezogener Handbremse unterwegs. „Der Qualifikationsdruck war für uns spürbar, deshalb haben wir hier bei gefühlten 45 Grad Hitze nicht hundert Prozent riskiert, sondern eine solide, sichere Runde inmitten eines Weltklassestarterfeldes gedreht“, so Schumach, dem auf seinem Pferd im Vergleich zu den vorangegangenen Turnieren in Mariakalnok und Achleiten dennoch ein Schritt nach vorne gelungen ist. „Unsere Formkurve zeigt deutlich nach oben. Aber am Wichtigsten ist, dass die besten Pferd-Reiter-Paarungen nach Rotterdam fahren, um dort das Olympia-Ticket für Tokio zu lösen.“

Alle Ergebnisse im Detail gibt's hier.