EUROPAMEISTERSCHAFTEN ROTTERDAM

Solider Auftakt für Dressur-Team

Ein Artikel von Ernst Kopica | 19.08.2019 - 17:19
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Gut gemacht! Karo Valenta freut sich über den gelungenen Ritt auf ihrem Diego.
© Tomas Holcbecher

Mit dem Dressur-Grand Prix startete die Dreifach-Pferdesport-Europameisterschaft 2019 in Rotterdam. Auf der geschichtsträchtigen Anlage von Kralingse Bos im Osten der niederländischen Hafenstadt gehen nicht weniger als 69 Paare in dieser ersten Prüfung an den Start, die Montag und Dienstag auf dem Programm steht.

Österreichs Equipe, die nach der Absage von Victoria Max-Theurer wegen des tragischen Todes deren Vaters auf Ersatzreiterin Karoline Valenta zurückgreifen musste, hat dabei natürlich die Qualifikation für Tokio 2020 im Visier und die EM-Debütantin legte mit ihrem 13-jährigen Desperados-Sohn Valenta’s Diego eine mehr als solide Grundlage. 69,379 % standen am Ende auf dem Scoreboard, das Antreten in der ersten und daher eher niedrig bewerteten Startgruppe und einer nicht ganz lupenreinen Zick-Zack-Traversale im Galopp („Bei der Wendung ist er leider hinter mich gerutscht und da ist er steckengeblieben, damit war halt der erste Wechsel kaputt.“) verhinderten, eine noch bessere Wertung.

Nur auf ein geringfügig schlechteres Ergebnis (68,882 %) kamen dann am Nachmittag Belinda Weinbauer und ihre 14-jährige Oldenburgerstute Fustanella. Im Schritt etwas verspannt und ein versemmelter Beginn der Einerwechsel waren die einzigen Kritikpunkte an dieser Darbietung. Beim anschließenden Interview standen der Burgenländerin die Tränen in den Augen: „Ja, das war sehr emotional heute. Ich habe lange bei Hans (Max-Theurer) gelernt und mir geht das alles sehr nahe. Als ich eingeritten bin, dachte ich mir noch: Hans, das wird eine Runde für dich.“ Über ihre Mannschaftskollegin und EM-Debütantin Valenta äußerte sie sich sehr angetan: „Sie kennt ja schon Championate von den Junioren und Jungen Reitern, aber auch hier hat sie toll mitgezogen!“

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Für Belinda Weinbauer war 's ein besonder emotionaler Ritt.
© Tomas Holcbecher/holcbecher.com

Dabei kam das Debüt für die 26-Jährige Niederösterreicherin quasi im letzten Moment: „Es war alles sehr spontan für mich - dabei bin ich eher ein Mensch, der alles sehr genau plant. Und natürlich konnte ich mich im ersten Moment auch gar nicht darüber freuen, dass ich nachgerückt bin. Es musste alles sehr schnell gehen. Wir hatten nur zwei Tage Vorbereitungszeit und mussten alles organisieren. Das war eine sehr nervenaufreibende Angelegenheit. Wir haben erst keinen Transporter bekommen, der so kurzfristig fahren konnte. Von der Familie Ahorner wurde uns dann einer zur Verfügung gestellt. Danach kamen noch technische Probleme und der ÖAMTC musste anrücken. Wir haben insgesamt dreimal umgeräumt! Letztlich sind Christian (Schumach) und ich mit ziemlich viel Verspätung aufgebrochen. Beim Fahren haben wir uns abgewechselt und sind erst am Freitag um zwei Uhr morgens angekommen. Es war jedenfalls bis zum letzten Moment sehr spannend!“

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Zwischenzeitlich lagen Karo Valenta und Diego im Trend bei über 71 Prozent! © Tomas Holcbecher

Auf die Frage, ob es ein Vor- oder Nachteil war so spät von ihrem EM-Start zu erfahren: „Um ehrlich zu sein, wenn man es länger vorher weiß, kann man sich mental viel besser darauf einstellen. Ich habe ja nicht damit gerechnet, immerhin gab's im Team ja zwei Ersatzpferde. Im ersten Moment war es für mich jedenfalls ein Schock!“ Auf ihrer sportliche Leistung durfte sie am Ende aber stolz sein: „Ich war wirklich super zufrieden nach meinem Ritt und bin froh, dass alles so gut verlaufen ist. Vielleicht hat die kurzfristige Einberufung auch ein wenig Druck von mir genommen, weil ich nichts zu verlieren hatte. Ich habe mir vorgenommen, ein schöne Runde - auch Vici zuliebe - zu reiten. Ich wusste, dass ich sie nicht ersetzen kann, aber ich wollte mein Bestes geben, um sie würdig zu vertreten.“ Was ihr auch voll gelungen ist!

Morgen liegt es nun an Astrid Neumayer und Florian Bacher, ob Rot-Weiß-Rot nach 16 Jahren Pause wiederum ein Dressurteam zu Olympia entsenden kann. Von den unmittelbaren und direkten Konkurrenten sah man Licht und Schatten: Nach dem ersten Tag liegen die Dänen, Portugal und die Schweiz im Kampf um das Ticket nach Tokio vorne, aber auch Frankreich, Belgien und Irland machen noch Aussichten geltend.

Im Kampf um die Mannschaftsmedaillen dürfte es für Deutschland wohl keine ernstzunehmende Konkurrenz geben, obwohl sowohl Jessica von Bredow-Werndl (Dalera BB) als auch Dorothee Schneider (Showtime), die derzeit auf den Plätzen zwei und eins rangieren, einige Hoppalas wegstecken mussten.