Dressur

Jovian, Zucchero und d’Avie holen Gold in Ermelo

Ein Artikel von Pamela Sladky | 05.08.2019 - 15:38
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Zucchero OLD unter Frederic Wandres (GER) ist der neue Weltemister der sechsjährigen Dressurpferde.
© Hippo Foto - Dirk Caremans

Der von Andreas Helgstrand (DEN) gerittene Jovian erzielte dabei ein historisches Ergebnis. Gleich vier mal wurde der KWPN-Hengst (Apache x Johnson TN) von der Jury mit einer 10 bedacht – für die Bereiche Trab, Galopp, Durchlässigkeit und Perspektive. Einzig der Schritt konnte bei der Brillanz der anderen Kriterien nicht mithalten. Da fiel die Bewertung mit einer 8,3 vergleichsweise mager aus. Für einige Kritiker allerdings nicht mager genug. So kam es, dass Jovian mit seiner Gesamtnote von 9,66 Punkten die Goldmedaille für den Stall Helgstrand erzielte – es sollte nicht die letzte gewesen sein. Das Nachsehen hatte Quali-Sieger Secret, den viele lieber auf dem obersten Siegertreppchen gesehen hätten. Der DSP-Hengst von Sezuan x St. Moritz ist vielleicht das komplettere Pferd, was in einem harmonischen Notenbild zum Ausdruck kam: 9,4 für den Trab, 9,0 für den Schritt, 10 für den Galopp, 9,8 für die Durchlässigkeit, 10 für die Perspektive. Am Ende gaben lediglich 0,02 Pünktchen den Ausschlag zuungunsten des von Jessica Lynn Thomas vorgestellten Deckhengstes.

Andreas Helgstrand hatte bei den Fünfjährigen gleich vier Pferde unter den Top fünf, zwei sogar unter den Top drei. Die Bronzemdaille ging an Queenparks Wendy, wieder mit Helgstrand selbst im Sattel. Auch die dänisch gezogene Stute hat den Dreifach-Weltmeister Sezuan zum Vater und auch sie punktete mit herausragender Qualität, die sich in einer Bewertung von 9,42 niederschlug (Trab 9, Schritt 9, Galopp 10, Durchlässigkeit 9,5, Perspektive 9,6).

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Revolution, vorgestellt von Andreas Helgstrand © Hippo Foto - Dirk Caremans

Andreas Helgstrand durfte sich danach auch bei den sechsjährigen Pferden über zwei Medaillen freuen. Im Sattel von Vorjahres-Weltmeister Revolution musste sich der Däne diesmal allerdings mit Rang zwei zufrieden geben. 9,44 Punkte erhielt der Westfalenhengst von Rocky Lee x Rouletto, der eine zehn für seinen überragenden Trab abstaubte, jedoch bei der Durchlässigkeit Abzüge einbüßte (8,8). Hier punktete Qualifikations-Sieger Zucchero OLD (Zonik - Prince Thatch xx - Donnerhall) mit einer 9,7. Die gab es auch für den Trab und den Galopp, eine 9,4 für den Schritt und eine 9,8 für die Perspektive komplettierten den durch und durch runden Gesamteindruck, den der Hengst unter Frederic Wandres (GER) ablieferte. Für die Jury war die Darbietung, für die sie in Summe 9,66 Punkte vergaben, „nahe an der Perfektion“ und „am dichtesten dran an dem, was wir auf diesem Niveau sehen möchten“.

Rang drei ging an ein weiteres Helgstrand-Pferd, das auch vom Dänen selbst vorgestellt wurde: an den Zonik-Sohn Zaphlin Langholt. Wie die übrigen Helgstrand-Pferde kann auch dieser DWB-Hengst ausdrucksvoll traben (9,8) und galoppieren (9,5), sodass man schnell in Verzückung gerät. Schwachstelle war hingegen einmal mehr der Schritt, den sich auch die Jury mehr durch den Körper schreitend gewünscht hätte. Hier gab’s deshalb „nur“ eine 8,3. In Summe kam Zaphlin auf 9,34 – damit verdrängte er den Vorjahres-Zweiten, Destacado FRH (Desperados x Londonderry) unter Matthias Alexander Rath (GER) hauchdünn auf den vierten Rang (9,32).

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WM-Titel erfolgreich verteidigt: d'Avie unter Severo Jorado Lopez © Hippo Foto - Dirk Caremans

Die letzte Entscheidung dieser WM fiel bei den siebenjährigen Pferden. Und wieder war es der Stall Helgstrand, der über Gold jubeln durfte. Diesmal saß allerdings der Spanier Severo Jurado Lopez im Sattel des frisch gebackenen Weltmeisters, der, wie im Vorjahr bei den Sechsjährigen, d’Avie hieß. Als „eine Vorstellung von sehr hoher Qualität“ bezeichnete der kommentierende Richter Andrew Gardner den Auftritt des Don Juan de Hus-Sohnes, der aus einer Londonderry-Mutter gezogen wurde und für das Hannoveraner-Zuchtbuch an den Start ging. Abzüge gab es in der Durchlässigkeit und im Schritt. Da erhielt d’Avie jeweils eine 8,8. Mit einer 9,4 für den Trab, der Höchstnote 10 für die Qualität des Galopps und einer 9,5 für die Perspektive errechnete sich ein qualitatives Ergebnis von 93 Prozent, zu denen noch das Ergebnis von 77,214 Prozent der beiden Technik-Richter hinzukam. Insgesamt bedeuteten 85,107 Prozent den Sieg.

Gleich zweimal die Höchstnote 10 stand im Protokoll des Vize-Weltmeisters, dem dänischen gezogenen Hesselhoej Donkey Boy, der von Jan Møller Christensen vorgestellt wurde. Die erhielt der Era Dancing Hit-Sohn für seinen Schritt und die Perspektive. Auch der Trab (9,5) und der Galopp (9,0) wurden mit Gold-verdächtigen Noten bedacht. Dass es trotz der höher bewerteten Qualität (94,4%) letztlich Silber wurde, ist der einen oder anderen kleinen Unsicherheit geschuldet, die sich in der technischen Note (75,643%) niederschlugen. Unterm Strich brachte es der schicke Braune auf 85,021 Prozent.

Auf dem Bronzerang reihte sich Total Hope OLD ein. Vorgestellt von der in Deutschland lebenden Norwegerin Isabel Freese begeisterte der Totilas-Sohn, der via Embryo-Transfer aus Isabell Werths Erfolgsstute Weihegold gezogen wurde, vor allem mit seinem aufsehenerregenden Galopp. „Der hat uns mit offenen Mündern zurückgelassen: bergauf, ausdrucksstark, ausbalanciert – einfach atemberaubend, eine 10“, kommentierte Andrew Gardner den Eindruck der Jury, die in Summe 84,25 Prozent für den Hengst vergab.
 

Zac Efron MT OLD knapp am Podest vorbei

Von den österreichischen Paaren hatte es keines in die Endrunde der jeweiligen Altersklasse geschafft. Für OEPS-Präsidentin Elisabeth Max-Theurer gab es dennoch Grund zur Freude: Mit Sisters Act OLD vom Rosencarree schaffte es eines ihrer Pferde unter die Top 5 bei den Siebenjährigen. Vorgesellt von Dorothee Schneider (GER) brachte es die Stute trotz eines Angaloppierens in der Verstärkung auf eine 9,8 im Trab – in Endergebnis wurden es 81,450 Prozent für die elegante Rappstute und Platz fünf. Von Chefrichter Gardner gab’s außerdem ein besonderes Dankeschön „für den herausragend harmonischen Ritt“.

Noch einen Rang weiter vor ging es für ein Max-Theurer-Pferd bei den Vierjährigen. Hier reihte sich der Zack-Sohn Zac Efron MT OLD unter Wolfgang Himsl nur zwei Hundertstel außerhalb der Podestplätze auf Rang vier ein.  

Alle Ergebnisse im Detail gibt's hier.