Dressur

Herning: Max-Theurer und Rockabilly rocken Spécial

Ein Artikel von Pamela Sladky | 21.10.2019 - 11:09
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Victoria Max-Theurer hat mit Rockabilly und Benaglio zwei vielversprechende Talente im Stall.   © Tomas Holcbecher/holcbecher.com

Im Grand Prix hatte sich das Paar nach zwei teuren Patzern noch auf Platz sechs einreihen müssen. 69,065 Prozent hatte es da von der Jury gegeben. Dass noch weit mehr in dem schicken Dunkelbraunen steckt, war allerdings schon in dieser Prüfung deutlich zu sehen. Mehr von seinem großen Talent zeigte der Westfalenhengst von Rock Forever dann auch prompt im Grand Prix Spécial.

Das Paar begann mit einer fulminanten Trabtour, für die es reihenweise Achten hagelte, die erste Traversale wurde sogar mit einer Neun honoriert. Auch im Galopp gefiel Rockabilly, ganz besonders in der Zick-Zack-Traversale und im kraftvollen starken Galopp. Als das Paar nach einer fehlerfreien Prüfung nach der letzten Passage zum Halt durchparierte, war die Freude bei Victoria Max-Theurer groß. „Rocky ist mein Superstar!“, schwärmte die Oberösterreicherin. „Der wirklich schwere Special scheint ihm zu liegen. Schon auf dem Abreiteplatz hatte ich ein ganz tolles Gefühl.“ Dieses tolle Gefühl setzte sich in der Prüfung fort und wurde von den Richtern mit 72,745 Prozent und Platz zwei hinter Daniel Bachmann Andersen auf Don Olymbrio (79,702 %) bestätigt. Bemerkenswert: Für Rockabilly war diese Prüfung der erste Grand Prix Spécial überhaupt. Kein Wunder, dass seine Reiterin ein gutes Gefühl hat, was die weitere gemeinsame Zukunft anbelangt: „Ich fühle, da ist noch ganz viel Luft nach oben!“

Noch ganz am Anfang seiner Karriere steht auch Benaglio. Der elfjährige Oldenburger von Breitling W hat im vergangenen April seinen ersten internationalen Start auf Grand Prix Niveau absolviert. In Herning durfte sich der elfjährige Fuchswallach nun erstmals bei einem Weltcupturnier beweisen.

Das Debüt im Grand Prix endete mit 70,152 Prozent auf Rang zwölf. Drin wäre mehr gewesen, doch ein paar kostspielige Fehler verhinderten ein besseres Abschneiden. "Die gehen leider auf meine Rechnung", gab sich Victoria Max-Theurer im Anschluss an den Ritt selbstkritisch.

Weniger Grund zur Selbstkritik hatte die rot-weiß-rote Multi-Championesse dafür in der Weltkupkür. Denn diesmal blieben die teuren Schnitzer aus, was sich prompt in einer starken Techniknote bemerkbar machte: 73,750 Prozent. Zusammen mit der B-Note für die künstlerische Darbietung brachte es das Österreicher-Duo letztlich auf beachtliche 76,170 Prozent. „Benni hat heute in der ersten Weltcup-Kür seiner Karriere mit Startplatz eins eine richtig feine Leistung gezeigt. Wir haben versucht keine Punkte liegen zu lassen – so oft sind wir ja jetzt auch noch nicht Kür geritten – aber z.B. im Galopp hatte ich heute ein richtig tolles Gefühl! Mit über 76 Prozent in diesem sehr starken Feld hat Benaglio unsere Erwartungen mehr als erfüllt“, freute sich Max-Theurer auf ihrer Facebookseite.

Dass diese Wertung diesmal „nur“ für Platz zwölf reichte, war der hochklassigen Konkurrenz in Herning geschuldet. Nicht weniger als fünf (!) Paare erzielten Ergebnisse über 80 Prozent, für das absolute Highlight des Tages sorgte jedoch Catherine Dufour.

Im Sattel ihres erst neunjährigne Nachwuchspferdes Bohemian zeigte die 27-jährige Dänin, dass sich ihre harmonische Art zu reiten nicht auf ihren Routinier Cassidy beschränkt, mit dem sie zuletzt bei der EM in Rotterdam Bronze gewonnen hatte. Dufour und Bohemian waren schon im Grand Prix mit 83,022 Prozent von den Richtern für einen außergewöhnlichen Ritt belohnt worden. In der Kür waren es dann 88,191 Prozent, mit dem sich das Paar erneut an die Spitze setzte.

Angesichts solcher Bestmarken ist es kaum zu glauben, aber für Bohemian, der in Herning mit technischer Brillanz und viel Ausdruck bei großer Leichtigkeit überzeugte, ist es erst das zweite Jahr auf Grand Prix Niveau. „Man muss sich nur mal vorstellen was da noch alles drin ist, wenn ich erst einmal beginnen kann ihn ein bisschen mehr zu fordern – er wird einfach unglaublich sein“, gab sich Catherine Dufour im Siegereinterview euphorisch.

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Über 88 Prozent! Catherine Dufour (DEN) und ihr erst neunjähriger Bohemian sind auf dem besten Weg den Dressur-Olymp zu erklimmen. © FEI/Ridehesten.com/Kristine Ulsø Olsen

Rang zwei ging an den Deutschen Benjamin Werndl auf Daily Mirror. Im Grand Prix war das Paar mit 77,239 Prozent bewertet worden, in der Kür gab's dann hohe 84,545 Prozent – wie bei Bohemian bisherige internationale Rekordergebnisse. Helen Langehanenberg (GER) und Damsey behaupteten sich in der Kür auf dem dritten Rang (83,360). Der 17 Jahre alte Hengst hatte dieses Ergebnis auch im Grand Prix erzielt (75,761).

Alle Ergebnisse im Detail gibt's hier.