Dressur

Pepo Puchs Paralympicssiegerin Fine Feeling ist gestorben

Ein Artikel von Pamela Sladky | 09.10.2020 - 10:56
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Pepo Puch und Fine Feeling feiern gemeinsam einen ihrer zahlreichen großen Erfolge: Doppelgold bei den Europameisterschaften in Herning (DEN) 2015. © Tomas Holcbecher | www.holcbecher.com

Sie war eine Tänzerin, eine Diva, ein Regenmuffel, die vielleicht wichtigste Wegbereiterin für Pepo Puchs herausragende Karriere in der Para-Dressur, und seit kurzem ist sie nicht mehr: Fine Feeling S. Wie Pepo Puch am Donnerstagabend via Facebook mitteilte, verletzte sich die 23-jährige Hannoveraner Stute bei einem Koppelunfall derart schwer, dass man sich dazu entschied, sie zu erlösen.

Fine Feeling, eine Hannoveraner Stute von Fabriano-Träumerin v. Trapper, wurde von Heidi Müller in Bad Harzburg (GER) gezogen. Ihre hervorragenden Reitpferdeeigenschaften ließ sie schon früh erkennen, bei ihrer Stutleistungsprüfung erhielt Fine Feeling die Maximalnote 10 – und eine Staatsprämie obendrauf. Erstmals auf sie aufmerksam wurde Pepo Puch im Rahmen der Sunshine Tour 2005. Damals stand die Stute noch im Besitz von Katharina Stumpf, die sie in Dressurprüfungen der Klasse M vorstellte. Die Beziehungen zu Familie Stumpf blieben erhalten, weshalb Fine Feeling nach Puchs schwerem Reitunfall 2008 in dessen Stall nach Wermatswil wechselte. Die Stute brachte alles mit, was der Neo-Paradressurreiter in einem Pferd suchte: Ausreichend Vorwärtsdrang, eine gute Rittigkeit, dabei aber viel Ruhe und einen verständnisvollen Charakter. Eine Beschreibung, wie für Fine Feeling gemacht. So war es auch wenig verwunderlich, dass Pepo Puch und „Fifi“ schnell einen Draht zueinander fanden.  

Gemeinsam gelang die Qualifikation für die WEG in Kentucky 2010, leider verletzte sich die Stute kurz vor den Weltreiterspielen und Puch ging nicht an den Start. Für die Paralympics in London 2012 hatte der Steirer dann die Wahl zwischen Fine Feeling und seinem Doppeleuropameister von 2011 Good Boy’s Feeling. Puch entschied sich für Fifi. Sie war eine Diva und genoss den Auftritt vor großem Publikum. Was sie dagegen ganz und gar nicht schätzte, war Regen - ein häufiger Begleiter in England. Als Vorbereitung auf die Spiele stand für Fifi deshalb regelmäßig Regentraining auf dem Programm, was sich schon bald als weise Voraussicht herausstellen sollte. Am ersten Tag des paralympischen Teamwettbewerbs regnete es tatsächlich. Und Fine Feeling brillierte. Puch und Fifi mussten sich lediglich der britischen Paradressur-Legende Lee Pearson geschlagen geben, im nachfolgenden Einzelbewerb gab es dann bereits die erste Medaille, die Bronzene. Die paralympische Kür wurde schließlich zur Sternstunde des Paares, mit dem es endgültig den Olymp der Paradressur erklomm. Zu Strauß-Klängen holte das Duo Paralympisches Gold und schrieb damit österreichische Reitsportgeschichte!

London war erst der Beginn einer beeindruckenden Erfolgsserie. Im Laufe ihrer gemeinsamen Karriere sammelten Puch und Fine Feeling noch vier EM-Goldmedaillen (Herning 2013 und Deauville 2015), bei den Weltreiterspielen 2014 ging das Duo zweimal als Vizeweltmeister vom Platz. Nach ihrem Doppelsieg bei der EM in Frankreich 2015 wurde Fifi 18-jährig aus dem Sport verabschiedet. Bis heute ist sie mit 84,333 % Rekordhalterin in der Grade 1b-Kür.  

„Fifi war eine außergewöhnliche Stute. Sie war schön, hatte einen starken Willen, sie liebte den großen Auftritt und wollte im Viereck immer ihr Bestes geben – dafür war sie zu Hause unheimlich faul und launisch. Sie war ein großartiger Charakter und eine typische Fuchsstute“, schreibt Pepo Puch. Für ihn und für den österreichischen Pferdesport wird Fine Feeling, die Grand Dame der Para-Dressurkür, immer einen ganz besonderen Platz einnehmen.