Dressur

Hagen: Zwei Siege für Charlotte Dujardin, Max-Theurer Siebte

Ein Artikel von Pamela Sladky | 26.04.2021 - 13:53
Victoria_Max-Theurer_Abegglen_Hagn_2021.jpg

Mit ihren beiden Spitzenergebnissen in Hagen haben Victoria Max-Theurer und Abegglen die vom OEPS geforderten Quali-Kriterien (mind. 72 % auf einem von fünf Wahl-Turnieren) für eine Teilnahme an den Olympischen Spielen in Tokio bereits fix in der Tasche. © Petra Kerschbaum

Am Samstag jagte in Hagen ein Highlight das andere. Nach zwei hochkarätigen Nachwuchspferdeprüfungen war der Abend ganz der Königsklasse des Dressursports gewidmet. Den Auftakt machte ein Novum – der Grand Prix Spécial mit Musik. Hier konnten die Reiter*innen wahlweise ihre eigene Musik für die optimale Untermalung ihrer Prüfung mitbringen oder auf die Musik des Veranstalters vertrauen. Victoria Max-Theurer hat sich für ersteres entschieden und den Spécial ihres Abegglen mit zauberhafter klassischer Musik unterlegt, die die Leichtfüßigkeit des zehnjährigen Westfalen von Ampere ideal unterstützte. Das Paar begann wie im Grand Prix stark, leider galoppierte Abegglen unmittelbar vor der Zick-Zack-Traversale an, was sich in deutlichen Punkteverlusten in der Wertung niederschlug. Danach spielte das Duo seine Stärken hervorragend aus, zeigte erstklassige Trabarbeit mit spielerischen Piaffen und Passagen, lediglich in der letzten Piaffe vor dem Angaloppieren kam Abegglen kurzfristig aus dem Rhythmus, fand aber schnell wieder seinen Fokus. Im Anschluss zeigte das Paar eine insgesamt sehr schöne Galopparbeit, da und dort hätte man sich den Wallach in einem etwas weiteren Rahmen gewünscht, summa summarum war aber auch die zweite Prüfung des Paares in Hagen eine sehr gute Vorstellung, die Lust auf mehr macht.

Lust auf mehr machte auch der Kampf um Platz eins, der wie schon in der Prüfung am Freitag drei Reiterinnen unter sich ausmachten: Charlotte Dujardin, Jessica von Bredow-Werndl und Isabell Werth. Während im Grand Prix noch Jessica von Bredow-Werndl und TSF Dalera BB um einen Hauch die Nase vorn gehabt hatten, musste das deutsche Duo diesmal nach Fehlern beim Angaloppieren nach der Passage und in den Einer-Changements der britischen Konkurrenz den Vortritt lassen. Charlotte Dujardin und ihre zwölfjährige Hannoveraner Stute Mound St John Freestyle ritten vom Start weg auf Angriff, ließen kaum Punkte liegen und holten mit 82,872 % den Sieg vor von Bredow Werndl (82,553 %) und Isabell Werth (80,340 %), die DSP Quantaz gesattelt hatte.

Charlotte_Dujardin_Freestyle_Hagen_2021.jpg

Im Grand Prix Spécial durften sie die Ehrenrunde anführen: Charlotte Dujardin (GBR) und Mount St John Freestyle
© Petra Kerschbaum

Gio auf Valegros Spuren

Sieg Nummer drei an diesem Wochenende machte Charlotte Dujardin im Anschluss in der Hagener Flutlicht-Kür klar. Im zweiten Freestyle seiner Karriere zeigte der zehnjährige  Fuchswallach eine beherzte Prüfung mit zahlreichen Highlights. Leicht hatte es der kleine Gio nicht, immerhin spulte er das Programm ab, das Valegro 2014 bei den Weltreiterspielen in Caen Gold gebracht hatte. Doch der Wallach zeigte sich von den schwierigen Lektionsabfolgen unbeeindruckt, blieb fehlerfrei und verließ das Viereck schließlich mit neuem persönlichen Bestscore: 84,04 %.

Wie schon im Grand Prix belegte Frederic Wandres (GER) mit Duke of Britain Platz zwei (82,855 %), gefolgt von Nanna Skodborg Merrald (DEN) auf Blue Hors Zack an dritter Position (82,25%).

Ebenfalls in dieser Prüfung am Start waren Astrid Neumayer und ihr dänisches Warmblut Zap Zap. Die Dreizehnten das Grand Prix begannen ihr extrem schwieriges Kürprogramm, das eine Reihe extrem herausfordernder Lektionsabfolgen bereithielt, mit sehr guter Trabarbeit. Leider schlichen sich im Galopp zwei Fehler ein, die die technische Note auf knapp 69 % drückten. Zusammen mit der B-Note für die künstlerische Darbietung kletterte die Wertnote auf 73,575 %. Das bedeutete Platz zwölf im Endklassement.

Lehfellner und Deliza geben internationales Debüt

Einen zwölften Platz gab es auch für den dritten österreichischen Reiter in Hagen, Stefan Lehfellner. Der Oberösterreicher ging im CDI4* Grand Prix am Sonntag an den Start. Unter dem Sattel hatte er dabei seinen Neuzugang Deliza, eine elfjährige Baden Württemberger Stute aus dem Besitz seiner Lebensgefährtin Victoria Max-Theurer. Für die De Chirico-Tochter war es die erste internationale Prüfung und der zweite Grand Prix überhaupt. Die Premiere des neu formierten Paares gestaltete sich durchwachsen. Immer wieder ließ die Stute ihr großes Potenzial erkennen, etwa in den gut gerittenen Galopptraversalen oder den schönen Einerwechseln.  Allerdings schlichen sich auch einige kostspielige Fehler ein, so zum Beispiel ein Angaloppieren auf der ersten Diagonale im Starken Trab oder ein Fehler in den Zweierwechseln. Die Piaffe-Passage-Tour, eine Stärke der Stute, war im Rhythmus nicht immer ganz gleichmäßig, sodass die Noten nicht so hoch ausfielen, wie es das Potenzial der Stute zulassen würde. Letztlich musste sich das Paar bei seinem Debüt mit 66,652 % zufrieden geben. Zum Vergleich: In ihrem ersten gemeinsamen Grand Prix Ende Februar in Ebreichsdorf, hatte das Duo auf Anhieb den Sprung über die 70-Prozent-Hürde geschafft. Lehfellner und seine „Ellie“ haben also noch deutlich Luft nach oben.

Während Victoria Max-Theurer nach diesem Wochenende ihr OEPS-Kriterium für die Tokio-Qualifikation - zweimal 72 % im Grand Prix oder Spécial - mit Abegglen bereits erfüllt hat, steht die Quali für Astrid Neumayer und Stefan Lehfellner noch aus. Beide werden ihr Glück beim CDI4* in München Riem Mitte Mai erneut versuchen.  

Alle Ergebnisse aus Hagen im Detail gibt’s hier.