Paralympics Tokio

Österreichisches Para-Dressur-Team bereit für seinen großen Auftritt

Ein Artikel von Pamela Sladky | 23.08.2021 - 13:04
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Pepo Puch und Sailor's Blue zählen zum engsten Favoritenkreis um Paralympisches Gold.   © www.sportfotos-lafrentz.de

16 Tage nach der Closing Ceremony der Olympischen Spiele 2021 gibt es in Tokio schon wieder etwas zu feiern: den Start der Paralympics 2021! Rund 4.400 Athletinnen und Athleten aus 140 Nationen werden sich bis 5. September in 22 Sportarten miteinander messen.

11 der insgesamt 450 Medaillenentscheidungen entfallen auf den Reitsport, auch Österreich will dort bei der Vergabe von Edelmetall das ein oder andere Wörtchen mitreden. Die größten Hoffnungen ruhen freilich auf dem zweifachen Paralympics-Sieger Pepo Puch. In Tokio wird der Steirer mit seinem bewährten Rappen Sailor’s Blue an den Start gehen. Die Entscheidung, dass der 13-jährige Hannoveraner mit nach Japan soll, fiel erst während der neuntägigen Quarantäne in Aachen. Dort gab Puch dem routinierten „Blue“, mit dem er heuer bereits sechs Siege feiern konnte, den Vorzug gegenüber seinem aufstrebenden Fuchswallach Fürst Chili. „Entscheidend ist, dass er am Tag X in die Arena reingehen und dort performen will – ganz ohne Zwang. Fürst Chili mag es auch, auf Turniere zu fahren, wichtig zu sein und umhätschelt zu werden, aber der steht jetzt schon wieder daheim auf der Koppel und lacht sich eines, weil er in Ruhe Gras fressen kann“, sagte Pepo Puch im Gespräch mit dem OEPS.

Für Puch sind die Spiele in Tokio bereits die dritten seiner Karriere. Aus London 2012 und Rio 2016 trat der Steirer jeweils hoch dekoriert die Heimreise an. Zweimal Gold, einmal Silber und einmal Bronze lautet die beeindruckende Bilanz des 55-Jährigen Grade-II-Reiters. Kein Wunder, dass die Erwartungshaltung auch für die Spiele in Tokio groß ist. „Klar spüren wir den Druck, aber das dürfen wir nicht zu nah an uns heranlassen“, so Puch. „Ich bin sehr happy, wo wir jetzt stehen und wie es bis hierhin gegangen ist. Sollte es am Ende nicht aufgehen, hätte ich auch kein Problem, weil wir sehr, sehr gut gearbeitet haben. Über den Rest sollen andere spekulieren.“

Paralympics-Erfahrung kann auch Julia Sciancalepore vorweisen. 2016 war die Kärntnerin bereits in Rio mit dabei, mit Pommery belegte sie damals Platz 8 in der Teamwertung. In Tokio tritt die 25-Jährige nun mit Heinrich IV an, ein neunjähriger Hannoveraner von Heinrich Heine, der schon 2018 bei den Weltreiterspielen in Tryon und im Folgejahr bei den Europameisterschaften in Rotterdam Teil der rot-weiß-roten Equipe war. Mit ihm rangiert Sciancalepore in den Top 12 der weltweit besten Paare im Grade I. Dreimal gelang der Kombination heuer bereits der Sprung aufs Podest, in Tokio ist das erklärte Ziel der Einzug ins Kür-Finale der besten acht Paare des Einzelbewerbs.

Im Grade IV geht Bernd Brugger mit Bellagio für Österreich an den Start. Fünf Championate hat der in Deutschland lebende Niederösterreicher bereits bestritten, Tokio sind allerdings seine ersten Paralympischen Spiele. Seine bislang beste Championatsplatzierung war ein vierter Platz mit Denigo bei den Europameisterschaften 2013 im dänischen Herning.

Für Valentina Strobl, mit 21 Jahren die jüngste Teilnehmerin im österreichischen Team, sind die Paralympics der erste ganz große Auftritt im Para-Dressursport. Seit 2019 startet die Tirolerin auf internationalen Para-Turnieren, die Erfolge, die sie seither mit ihren beiden Pferden Bequia Simba und Cypria F erreiten konnte, sind allerdings mehr als beachtlich. In kürzester Zeit avancierte Strobl zu einer der Top-Reiterinnnen im Grade V, aktuell rangiert sie auf Platz sechs der FEI Weltrangliste. In Tokio geht sie mit ihrem elfjährigen Hannoveraner Wallach Bequia Simba an den Start.
 

Pferde und Reiter:innen fühlen sich wohl

Die lange Reise nach Tokio haben die Reiter:innen und ihre Pferde gut überstanden. Im Gegensatz zu ihren Olympia-Kollegen blieb den Para-Pferden der Zwischentopp in Dubai erspart, was die Reisezeit um sechs Stunden verkürzt hat. Inzwischen haben sich die vierbeinigen Athleten vor Ort gut eingelebt. In ihrem klimatisierten Luxus-Quartier im Baji Koen Equestrian Park fühlen sie sich offenbar pudelwohl, wie zahlreiche Bilder der Österreicher:innen von gemütlich dösenden und entspannt grasenden Pferden zeigen. Und auch die Reiter:innen genießen die guten Bedigungen. „Die Bedingungen sind optimal, alles sehr modern. Nur das Beste vom Besten. Genau wie unser Teamwork. Die Kolleginnen und Kollegen vom Olympia-Team haben uns einiges dagelassen, zum Beispiel eine Kaffeemaschine und einen Kühlschrank. Das ist natürlich ein Hit, dass wir das jetzt weiter nutzen können“, freut sich Pepo Puch.

Am Donnerstag geht’s los

Die ersten Trainings sind bereits absolviert, am Mittwoch steht noch der Vet Check an, bevor es für Pepo Puch, Bernd Brugger und Valentina Strobl am Donnerstag mit den Individual Tests der Grades II, IV und V bereits um die ersten (Einzel-)Medaillen geht. Julia Sciancalepore und Heinrich IV folgen einen Tag darauf. Samstag und Sonntag stehen dann ganz im Zeichen des Teambewerbs, den krönenden Abschluss bilden am Montag die Küren.

Zeitplan Paralympische Reitbewerbe

25. August
VetCheck (9 bis 10 Uhr Ortszeit)

26. August
Einzelentscheidung der Grades II mit Pepo Puch, IV mit Bernd Brugger und V mit Valentina Strobl (15 bis 21.50 Uhr Ortszeit)

27. August
Einzelentscheidung der Grades I mit Julia Sciancalepore und III (15.00 bis 21.50 Uhr Ortszeit)

28. August
Mannschaftsbewerb Teil I  (17 bis  21.10 Uhr Ortszeit)

29. August
Mannschaftsbewerb Teil II (18 bis 20.20 Uhr Ortszeit)

30. August
VetCheck (9 bis 10 Uhr Ortszeit)
Einzel-Küren der Grades IV und V (15 bis 17.20 Uhr Ortszeit)
Einzel-Küren der Grades I, II und III (18 bis 21.35 Uhr Ortszeit)
 

TV-Übertragung in Österreich  

26.8. ORF Zusammenfassung Tag 1 (11.00 bis 11.20 Uhr)
ORF Sport+ Highlights Tag 1 (20:15 bis 20:35)

27.8. ORF Zusammenfassung Tag 2 (12.40 bis 13.00 Uhr)
ORF Sport+ Highlights Tag 2 (22:30 bis 22:50)

28.8. ORF Zusammenfassung Tag 3 (11.30 bis 11.50 Uhr)
ORF Sport+ Highlights Tag 3 (20:15 bis 20:35)

29.8. ORF Zusammenfassung Tag 4 (12.50 bis 13.10 Uhr)
ORF Sport+ Highlights Tag 4 (20:15 bis 20:35)

30.8. ORF Zusammenfassung Tag 5 (13.10 bis 13.30 Uhr)
ORF Sport+ Highlights Tag 5 (20:15 bis 20:35)
 

TV-Übertragung in Deutschland

ARD und ZDF berichten im TV ausführlich live von den Paralympics in Tokio. Zusätzlich zu den Fernsehübertragungen bietet die ARD täglich Livestrams von den Wettbewerben in Tokio an (die allerdings nur in Deutschland verfügbar sind).

26.8. ZDF (9:05 bis 13:00 und 14:00 bis 15:00 Uhr)

27.8. ARD (9:05 bis 13:00 und 14:00 bis 15:00 Uhr) 

28.8. ZDF (9.00 bis 15.00 Uhr)

29.8. ARD (9.00 bis 14.15 Uhr)

30.8. ZDF (9.05 bis 13.00 Uhr und  14.00 bis 15.00 Uhr)