Dressur

WM Herning: Dänemarks Dressur-Team triumphiert, Florian Bacher mit Personal Best im Spécial

Ein Artikel von Redaktion | 07.08.2022 - 22:14
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Die Pirouetten von Florian Bacher und Fidertraum OLD zählten heute zu den Highlights des Paares.
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Nach den gelungenen Auftritten von Stefan Lehfellner und Christian Schumach am Samstag ritt Florian Bacher als dritter Starter der österreichischen Equipe in das Stutteri Ask Stadium in Herning ein. Unter dem Sattel hatte der Steirer sein Paradepferd, den 13 Jahre alten Fidertraum OLD. Das Paar ist seit Jahren eine bewährte Stütze des rot-weiß-roten Teams, die WM ist ihr vierter Championatsauftritt. So gut wie hier lief es für die beiden aber noch nie. Von Anfang bis zum Ende lieferte das Duo einen unheimlich konstanten Ritt, sammelte unzählige Achter und lag im Trend fast durchgehend auf 73 Prozent. Nie hatte man das Gefühl, das den beiden heute etwas nicht gelingen könnte. Tab-, Schritt-, Galopplektionen – überall punktete das Paar durch unaufgeregtes, aber absolut sicheres und präzises Reiten. Am Ende standen für Bacher, der seit Jahren zusammen mit dem britischen Star-Reiter und -Ausbilder Carl Hester trainiert, 73,447 % auf der Anzeigetafel. Ein neues Personal Best und das auf einer WM – was für Statement!

„Er war schon in der Vorbereitung sehr gut, deshalb bin ich mit einem wirklich guten Gefühl hierher gefahren. Auch in den letzten Tage im Training mit Carl Hester und beim Abreiten hat er mir ein super Gefühl gegeben. Und das konnten wir dann letztlich auch in die Prüfung mitnehmen. Er war den ganzen Ritt über völlig bei mir – bis auf das Abschnauben in den Einerwechseln, da musste ich noch ein bisschen mithelfen, dass uns da kein Fehler passiert. Aber im Großen und Ganzen war das heute wirklich von Anfang bis Ende ein schönes Reitgefühl“, berichtet Florian Bacher, auch Stunden nach seinem Ritt immer noch hörbar euphorisiert, im Gespräch mit der Pferderevue.

Trotz persönlicher Bestwertung hat das Paar das Ende seiner Leistungsgrenze noch nicht erreicht. „In der letzten Piaffe auf der Schlusslinie haben wir sicherlich noch Luft nach oben, die ist uns nicht so gut gelungen, da gab’s ein kleines Missverständnis, das Punkte gekostet hat. Auch die zweite Pirouette geht vielleicht noch schöner und noch kleiner, auch wenn sie für mein Gefühl schon wirklich gut war.“

Im Grand Prix Spécial, für den sich Bacher als 20. der Endwertung souverän qualifiziert hat, will der Steirer jetzt vor allem eines: „Ich möchte einfach für mich eine schöne Runde reiten, so wie uns das heute schon gelungen ist, und dann werden wir sehen, was unterm Strich dabei rauskommt. Ich freu mich jedenfalls schon riesig darauf.“

Nicht der Tag von Victoria Max-Theurer und Topas

Nachdem Florian Bacher so gut vorgelegt hatte, lag es an Victoria Max-Theurer, ein gutes Team-Ergebnis für Österreich heimzureiten. Die Achleitnerin setzt bei der WM auf ihr neues Toppferd, den elfjährigen Totilas-Sohn Birkhof’s Topas FBW. Der Hengst hatte sich bei seinen bislang erst drei internationalen Starts mit großem Potenzial und - trotz seiner Unerfahrenheit - sehr zuverlässig präsentiert. Auch am heutigen Tag konnte man sehen, dass der Braune mit viel Talent gesegnet ist, leider haperte es im WM-Viereck aber an der Stabilität. Das Paar legte überzeugend los, mit einem energiegeladenen starken Trab und ausdrucksstarken Traversalen, da ging’s in Richtung 77 %. Erste Unsicherheiten zeigten sich in der ersten Piaffe. Da fand Topas nicht richtig in den Rhythmus, was sich deutlich in der Notengebung niederschlug. Der Trend purzelte um fast 5 Prozent unter die 72er-Marke. Danach schien irgendwie der Wurm drin. Lektionen, die der Braune auf den vorangegangenen Turnieren sicher und mit viel Ausdruck gezeigt hatte, gelangen bei weitem nicht so, wie man das von dem Duo schon gesehen hat. Die mangelnde Routine des Hengstes zeigte sich am heutigen Tag leider im ungünstigsten Moment. Victoria Max-Theurer, die sich den ganzen Ritt über bemühte, ihrem Pferd die nötige Sicherheit zu vermitteln, nahm’s sportlich. „Er ist einfach noch ein unerfahrenes Pferd. Wir kennen uns ja noch nicht so lange. Unsere bisherigen Ergebnisse waren wirklich stabil und er hat gezeigt, dass er ein absolutes Toppferd ist. Heute hat leider die Feinabstimmung gefehlt und dann hat sich Fehler an Fehler gereiht. Das tut der Qualität des Pferdes keinen Abbruch. Ich finde es nur schade, dass ich ihn heute noch nicht seinen Qualitäten entsprechend präsentieren konnte, aber ich denke, er hat ganz großes Potenzial.“ Mit 68,68 % bildete das Paar das Streichergebnis für das österreichische Team, das in der Endwertung auf Rang neun landete.

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Gold für Dänemarks Dressur-Equipe!
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Geliefert wie bestellt: Dänemark holt Gold

Gold ging wie erwartet an die Dänen, bei denen kein Paar unter 76 % blieb. Teamleaderin Cathrine Laudrup-Dufour wurde auf ihrem Vamos Amigos ihrem Favoritenstatus gerecht, auch wenn sich über ihre 81,864 % – der Tagesbestwertung – sicherlich streiten lässt. Auch bei der Jury herrschte nicht völlige Einigkeit über die Platzierung des Paares. Zwei der sieben Richter:innen hatten ein anderes Duo auf der Eins, die Britin Charlotte Fry auf Glamourdale. Das unheimlich ausdrucksstarke Paar sicherte sich mit 80,838 % nicht nur den zweiten Platz in der Einzelwertung, sondern auch noch Team-Silber für die Briten - das dank des minimalen Abstandes zu den Dänen (zuvor hatte Charlotte Dujardin ihr neue Nummer eins im Stall, den neunjährigen und noch völlig unerfahrenen Everdale-Sohn Imhotep, zu 77,407 % geritten) ein kleines bisschen golden glänzte.

Das gute Abschneiden der beiden britischen Charlottes hatte auch zur Folge, dass sich die erfolgsverwöhnten Deutschen in diesem Jahr mit Bronze begnügen mussten. Mannschaftlich präsentierte sich die deutsche Equipe stark, Benjamin Werndl mit Famoso OLD und Isabell Werth mit DSP Quantaz brachten 77-plus-Wertungen ins Ziel, Frederic Wandres und Duke of Britain legten als Schlusspaar noch 76,661 % dazu. Aber ohne 80-Prozent-Kombination war diesmal einfach nicht mehr zu holen als Platz drei.

Am Dienstag geht es im Stutteri Ask Stadium ab 13:30 Uhr mit dem Grand Prix Spécial weiter. Florian Bacher und Fidertraum sind mit Startnummer 15 um 16:10 Uhr dran.

Ergebnisse

WM-Teamwertung - Grand Prix de Dressage
1. Dänemark 235,451 %
2. Großbritannien 234,223 %
3. Deutschland 230,791 %
4. Schweden 227,142 %
5. Niederlande 225,621 %

9. Österreich 212,344 %

Stefan Lehfellner (ÖO), Roberto Carlos MT, 69,069 %
Christian Schumach (K), Donna Karacho, 69,829 %
Florian Bacher (ST), Fidertraum OLD, 73,447 %
(Victoria Max-Theurer (ÖO), Birkhof’s Topas FBW, 68,680 %)

Die Mannschaftsergebnisse im Detail gibt's hier.
Die Einzelergebnisse hier.