Dressur

ÖSTM Steyr: Timna Valenta-Zach neue Staatsmeisterin in denkbar knapper Entscheidung

Ein Artikel von Pressemitteilung | Redaktion | 04.09.2022 - 19:37
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Timna Valenta-Zach und Farant holen Gold bei der ÖSTM in Steyr.
© RC Steyr | István Lehoczky

2021 hatte Timna Valenta-Zach ihre Hand schon einmal nah dran an ÖSTM-Gold. Doch im finalen Kürbewerb hatte ein kräftiger Windstoß samt fliegender Deko die Nerven ihres Farant flattern lassen und den Traum vom Titel davongefegt. Beim diesjährigen Anlauf – wenige Monate nach ihrer Babypause – spielte der Wind mit und Zach zeigte auf ihrem ausdrucksstarken Niederländer Farant eine fehlerfreie Kür, bezaubernd untermalt durch die Filmmusik des oskarprämierten Kinohits La La Land.

Schon im Grand Prix am Vortag war dem Paar ein richtig guter Ritt gelungen, einzig in den Einerwechseln hatte es einen teuren Patzer gegeben. Nicht so am heutigen Tag. Da waren die Wechsel von Sprung zu Sprung nicht nur fehlerfrei, sondern auch deutlich weniger schwankend. Die Richter:innenbewertungen reichten in der Techniknote von 75,5 bis 78 %, für die künstlerische Darbietung gab es zwischen 81 und 84 %. Im Durchschnitt ergab das herausragende 79,15 %.

„Ich bin unfassbar happy, über mein Pferd und mein ganzes Team! Dass Johnny (Hilberath, der unter anderen auch Doppel-Olympiasiegerin Jessica Bredow-Werndl coacht) hier war, um mich zu trainieren, war das Topping!“, jubelte Valenta-Zach über ihren ersten Staatsmeistertitel.
 

Knapp dran

Das Nachsehen hatte heute Stefan Lehfellner. Nach dem Grand Prix noch mit über einem Prozent in Führung, musste der Bronzemedaillengewinner des Vorjahres diesmal mit Silber Vorlieb nehmen. In der Kür zu Hits aus den 1950er und 60er-Jahren – von Nat King Cole über Shirley Bassey bis hin zu Louis Armstrong – konnte der Oberösterreicher an den positiven Trend vom Vortag nicht wie erhofft anknüpfen. Die Richter:innen quittierten die Leistung des Duos mit Techniknoten von 71,5 % bis 77,75 %, für die B-Note reichte die Palette von 78 bis 83 %. 77,85 % waren das unterm Strich und in Summe mit der Grand-Prix-Wertung 0,02 % weniger als Valenta-Zach. „Abegglen war einfach nach dieser langen Wettkampfpause noch nicht fit genug für drei Tage volle Leistung hintereinander. Er hat da drin im Viereck wirklich alles gegeben, es war unser erster gemeinsamer Grand Prix, unsere erste Kür. Dafür waren wir beide im Grand Prix schon richtig gut und wir waren richtig knapp am Titel dran. Ich gratuliere Timna wirklich herzlich zu diesem Staatsmeistertitel!“, so Lehfellner, für den die diesjährige Saison zweifellos die erfolgreichste seiner bisherigen Karriere war.

ÖSTM-Bronze holte Anna Kleindienst-Jilly mit Done For Fun. Das Paar zeigte eine schwungvolle Kür, begleitet von Klängen des Broadway-Musicals Chicago. Die Jury honorierte den Ritt mit 76,025 %, ein Riesenerfolg für die Wienerin, die die 70-Prozent-Marke auf internationaler Ebene bislang noch nicht knacken konnte.


Paradressur: Jubiläumstitel für Pepo Puch

Die Para-Staatsmeisterschaft war große Werbung für die Inklusion und die Paradressur an sich. Weltklasserunden lieferte Österreichs Para-Star Pepo Puch mit Sailor’s Blue. „Ein Pferd mit einem Smile ist eine wunderbare Sache nach dem WM-Stress von Herning“, lacht der 56-jährige Steirer, der zuletzt in Dänemark WM-Silber geholt hatte. „Als Reiter muss man immer demütig bleiben und dankbar dafür sein, was unsere Pferde für uns tun.“ In Herning hatte der Rappe in der elektrischen Atmosphäre des WM-Stadions Nerven gezeigt. In beiden ÖSTM-Bewerben zeigte er sich wieder von seiner ganz umgänglichen Seite.

Hinter Pepo Puch holten dessen WM-Teamkolleginnen Julia Sciancalepore (K) mit Heinrich IV wie schon in den Jahren zuvor erneut Silber. War die Kärntnerin ihrem Teamkollegen Puch in Auftaktbewerb noch ganz dicht auf den Fersen, vergrößerte sich der Rückstand in der finalen Kür dann doch noch auf viereinhalb Prozent. Spannend bis zum Schluss blieb hingegen das Rennen um die Bronzemedaille, das zugunsten von Michaela Ferringer (ÖO) und ihrem Haflinger Stockholm ausging. Nach der ÖSTM denkt die Para-Equipe denkt schon Richtung Paralympics in Paris 2024. „Im Dezember bekommen wir den internationalen Turnierplan und dann müssen wir Gas geben, um die Qualifikation für Paris zu schaffen“, sagt die Kärntner Heeressportlerin Julia Sciancalepore.
 

U25: Zielsprint zum Titel

Nach dem ersten Teilbewerb am Samstag lagen Fiona Spranz (67,74 %), Jonas Frick (67,5 %) und Florian Artner (67,21 %) noch Kopf-an-Kopf im Rennen um den Titel in der Österreichischen U25-Meisterschaft. Im Finale konnte die 19-jährige Niederösterreicherin, die vor wenigen Wochen bei den Europameisterschaften in Hartpury (GBR) noch im Lager der Jungen Reiter am Start war, noch einmal ordentlich zulegen. Mit 69,30 % zog sie ihrer Konkurrenz auf und davon und holte ihren ersten Meistertitel.

„Santiago war gestern schon richtig ,an‘ aber heute hat er noch mehr auf mich gehört und wir haben eine fehlerfreie Prüfung abgeliefert", freute sich Fiona Spranz. Im kommenden Jahr möchte die Jus-Studentin bei der U25-EM dabei sein.


Junge Reiter: Souveräner Start-Ziel-Sieg von Felicita Simoncic

Beim Aufwärmen am Freitag wurde sie noch abgeworfen, danach folgten zwei souveräne Runden am Samstag und Sonntag zum Meisterinnen-Titel bei den Jungen Reitern (Altersklasse 18 bis 21 Jahre). Felicita Simoncic und Immowert’s Ivar, EM-Vierte im U21-Kürfinale von Hartpury vor wenigen Wochen, drehten am Samstag und Sonntag zwei souveräne Runden, die mit 74,87 und 75,35 % gewertet wurden. „Er ist tendenziell heiß, wie man am Freitag gesehen hat. Aber in den Prüfungen ist er so ruhig geblieben, ist so super gelaufen. So kurze Zeit nach Platz vier bei der EM konnten wir noch einen draufsetzten. Ich freu mich riesig!“, so die bald 18-jährige Absolventin der Danube International School, die 2019 noch bei den Ponys über einen Meistertitel jubeln durfte. Das Niveau bei den Jungen Reitern war trotz Abwesenheit von Paul Jöbstl, sein EM-Pferd Bodyguard hatte sich vor den Titelkämpfen leicht vertreten, vielversprechend für Österreichs Dressurzukunft. Silber ging mit zwei Runden jenseits der 70-Prozent-Marke an die Burgenländerin Lilli Ochsenhofer mit Roi du Soleil MT (Gesamt: 142,59), Bronze an Felix Artner (K) mit Auheim’s Divine Etincelle (138,77).


Junioren: Top-3 innerhalb von 1,35 %

Ein Herzschlag-Finish gab es in der zweiten Teilprüfung der Österreichischen Meisterschaft Junioren (14 bis 18 Jahre). Corinna Gebhard und ihr Bellagio setzten sich mit 70,35 % und insgesamt 140,13 % mit hauchdünnem Vorsprung durch. Die 18-jährige Steirerin schob sich mit 0,35 % Abstand an Vortagessieger Oskar Ochsenhofer (B) auf Ferrero Küsschen MJ vorbei. Florentina Jöbstl (ST) holte mit Coco Procol Harum im zweiten Teilbewerb 70,22 % und schob sich so noch von Rang vier aufs Podium. Insgesamt trennten die Top-3 am Ende nur 1,35 Punkte.

„Es war unglaublich knapp. Ich freue mich riesig, dass ich mein letztes Junioren-Jahr mit meinem ersten Meistertitel abschließen durfte. Bellagio hat heute noch mehr für mich gekämpft, das waren Kleinigkeiten, die besser funktioniert haben“, sagt die angehende Pharmazie-Studentin Corinna Gebhard.
 

Jugend: Souveräner Start-Ziel-Sieg

Mit mehr als 7 % Vorsprung und einem Gesamtscore von 160,36 % holte sich Emilia Brandstätter (OÖ) mit Pramwaldhof’s Weena den Meistertitel in der Altersklasse Jugend (12 bis 15 Jahre). „Ich habe ehrlich gesagt nicht damit gerechnet, dass ich so hoch gewertet werde. Meine Trainerin Astrid Neumayer hat mich gut vorbereitet. Es waren meine ersten FEI-Aufgaben überhaupt“, freute sich die 14-jährige in Wien geborene Schülerin aus dem Stiftsgymnasium Lambach. In der ersten Teilprüfung hatte sie mit 82,23 % sogar die 80er-Schallmauer durchbrochen. Silber ging an die Tirolerin Marina Schwemberger mit Dubai GV (152,84) mit einem hauchdünnen Vorsprung von 0,77 % auf die von Lea-Elisabeth Pointinger trainierte Niederösterreicherin Hanna Loos mit Fernando NL.


Pony: Top-3 innerhalb von 1,99 Punkten

Auch bei den Ponys ging es knapp her. Zur Halbzeit lagen die Klubkolleginnen der Wiener Reitvereinigung St. Georg Katharina Zajic und Amida Wikus ex-aequo auf Platz eins. Am Sonntag setzte sich Katharina Zajic mit ihrem Don Joan und 70,57 % an die Spitze. Die Steirerin Mariella Riedler und Latino 11, am Vortag noch Dritte, schob sich mit 70,49 % auf Rang 2, mit einem Gesamtscore von 140,06 % fehlten ganze 0,38 Punkte auf die Meisterin. Amida Wikus und Delightful Drogba folgten mit gesamt 138,35 % auf Platz 3 – damit lagen die Top-3 nach zwei Teilbewerben die Top-3 innerhalb von 1,99 %.

„Das war unglaublich eng, eigentlich hätten wir alle drei den Sieg verdient“, meinte Pony-Meisterin Katharina Zajic. „Ich freu mich, dass es so gut gelaufen ist. Mein Wallach gibt immer alles für mich, ich habe ihn jetzt zwei Jahre und ich merke, wie viel sich verändert hat von der Klasse L bis FEI und letzte Woche waren wir ja sogar auf der Euro. Da bin ich wahnsinnig stolz auf unsere Entwicklung. Mein letztes Pony-Jahr mit dem österreichischen Meistertitel abschließen zu können ist ein Traum!“, resümiert die 16-Jährige.

Alle Ergebnisse im Detail gibt's hier.