Zwei am vergangenen Samstag in den sozialen Medien veröffentlichte Videos zeigen einen Reiter, angeblich Andrew McConnon, wie er Pferde während des Trainings vom Sattel aus auf den Kopf schlägt. Die Videos gingen in kürzester Zeit viral und sorgten für eine Welle der Kritik am Verhalten des Reiters.
Vorwürfe erstmals im Mai gemeldet
Besagte Videos sollen nur ein Teil eines größeren Dossiers sein, das ehemalige Mitarbeiter – darunter eine langjährige Pferdepflegerin McConnons – bereits im Mai an die U.S. Equestrian Federation (USEF) übermittelt hatten und das vom US-Verband im Juni an den Weltreiterverband FEI weitergeleitet wurde. Die FEI bestätigte die laufende Untersuchung, äußerte sich jedoch aufgrund der noch nicht abgeschlossenen Ermittlungen zurückhaltend. Ein Sprecher der Organisation erklärte am Montag per E-Mail: „Wir untersuchen den Fall derzeit und können daher keine weiteren Informationen oder Kommentare abgeben.“
Die ehemalige Pferdepflegerin, die anonym bleiben möchte, gab gegenüber Eventing Nation an, dass die Dauer der Ermittlungen ihre Besorgnis über das Wohl der Pferde in McConnons Obhut verstärkt habe. Gleichzeitig betonte sie, dass sie es nicht gewesen sei, die die aktuellen Videos auf sozialen Medien veröffentlicht habe, auch wisse sie nicht, wer das Filmmaterial hochgeladen habe. Die jetzt öffentlich zugänglichen Bewegtbilder würden sich von jenen unterscheiden, die sie der USEF im Mai übergeben habe.
Hände gebunden
Auf Nachfrage bestätigte die USEF, dass McConnon auch bei ihr gemeldet worden sei. Weil sich der Vorfall jedoch außerhalb ihrer Zuständigkeit ereignet habe, sei man gezwungen gewesen, die Angelegenheit an die FEI weiterzureichen. Gemäß Paragraph GR838 des US-Reglements konnte der Verband Missbrauch nur dann verfolgen, wenn er sich im Zuge einer USEF-Veranstaltung ereignete. Aus diesem Grund waren dem Verband schon im Zuge der Causa Cesar Parra die Hände gebunden. Inzwischen hat man das Reglement angepasst, ab 1. Dezember 2024 können auch Missbrauchsvorwürfe untersucht werden, die auf heimischen Anlagen oder an anderen Orten stattfinden. Für den Fall McConnon kommt die Neuregelung jedoch zu spät.
Sponsoren rücken ab
Während die Mühlen auf Verbandsebene eher gemächlich mahlen, reagierten Sponsoren prompt auf die Vorwürfe gegen McConnon. Die Unternehmen Correct Connect, World Equestrian Brands, Gallops Saddlery und Equine Bonnets kündigten ihre Sponsorverträge mit dem Reiter.
Brisant: Seit Dezember 2023 wird McConnon von der U.S. Eventing Association Foundation im Rahmen eines Stipendiums unterstützt. In einer offiziellen Stellungnahme gab USEFA an, dass es zum Zeitpunkt der Stipendienvergabe keine offenen Untersuchungen oder Verstöße gegeben habe, die McConnon von der Förderung hätten ausschließen können. Familie Broussard, die das Stipendium finanziert, das McConnon für seine Teilnahme am 5*-Klassiker in Burghley (GBR) vergangenes Wochenende nutzte, zeigte sich „schockiert und traurig“ über die Vorwürfe. „Die Handlungen des betreffenden Reiters stehen in keinerlei Einklang mit den Werten, die die Familie Broussard mit der Vielseitigkeit und dem Pferdesport verbindet“, hieß es in einer Stellungnahme.
Andrew McConnon selbst erklärte am Montag, dass er gerade aus England zurückgekehrt sei und bald eine Stellungnahme zu den Vorwürfen abgeben werde. Am Mittwoch sagte er, dass er vollständig mit den FEI-Ermittlungen kooperiere.
Die Untersuchungen gegen den 38-Jährigen dauern an. Bislang gibt es keine konkreten Angaben darüber, wann mit einem Ergebnis zu rechnen ist. Warum die FEI nicht, wie im Fall Dujardin, rasch mit einer provisorischen Sperre reagiert hat, darüber kann man nur spekulieren.