Olympische Spiele

Täglich einmal Spucken und das Essen bringt der Fahrer - der Olympiaalltag des Dressurteams

Ein Artikel von Ernst Kopica | 19.07.2021 - 09:54
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Trotz Corona-Restriktionen bester Laune: das österreichische Dressur-Team in Tokio © Uschi Barth

Austragungsort der olympischen Dressurbewerbe ist die Pferdesportanlage Baji Kōen im Tokioter Bezirk Setagaya. Dieser Equestrian Park steht im Besitz der „Japan Racing Authorities“, wurde 1940 gebaut und dient seit 1982 als Ausbildungsstätte für Galopperjockeys. Für die Olympischen Spiele wurde die Anlage picobello auf den neuesten Stand gebracht. Die österreichische Mannschaft zeigt sich vom Austragungsort ihrer Konkurrenzen begeistert.

Damit Pferden und Athlet:innen in der Tokioter Hitze nicht zu sehr heiß laufen - das Thermometer klettert täglich deutlich über die 30-Grad-Marke - wird ausschließlich in den Abendstunden geritten. „Weil die Bewerbe abends stattfinden, reitet unsere Mannschaft natürlich auch in der Vorbereitungszeit am Abend. Wenn die Sonne nicht so knallt ist es ideal, zwischen 12 und 15 Uhr ist das Reiten sowieso untersagt,“ berichtet Equipechefin Uschi Barth der Pferderevue via WhatsApp.

Wer trotzdem eine Abkühlung braucht, macht einen Abstecher ins sogenannte "Cooling Tent". Ausgestattet mit Wasserdüsen und Ventilatoren soll es für ein rasches Abkühlen der vierbeinigen Athleten sorgen. Auch die österreichischen Dressurpferde haben bereits Bekanntschaft damit gemacht. "Da sieht man auch gleich, wer cool ist!", so Barth.

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Coolness gefragt: Das Cooling Tent, mit seinen Wasserdüsen und Ventilatoren, ist nicht jedem Pferd geheuer.
© Uschi Barth

Durch diese hohle Gasse muss er kommen...

Die Stimmung im Team ist gut und entspannt, genauso wie das Geschehen in den Vierecken. „Es herrscht noch Ruhe mit den paar Dressurpferden auf der Riesenanlage. Zusätzlich zum Reiten bekommt natürlich auch jedes Pferd seine Physio, auch hier ist also relaxen garantiert.“

Doch es gibt auch eine echte Herausforderung für Pferde und Reiter:innen: Zu den Trainingsplätzen gelangt man nur durch einen gewaltigen Tunnel. Da muss Pferd seine Nerven schon gut im Griff haben!

George Orwell lässt grüßen

Von den wenigen positiven COVID-Tests hat die österreichische Equipe Gott sei Dank nur wenig mitbekommen. Aber die Vorschriften und Einschränkungen haben es in sich, wie etwa der vorgeschriebene Speicheltest: „Wir spucken alle täglich, bis elf Uhr muss der Kühlcontainer abgegeben sein,“ schildert Barth den täglichen Routineablauf.

Auf Spaziergänge oder ein schönes Abendessen muss leider verzichtet werden. Stattdessen bewegt sich die rot-weiß-rote Equipe im Laufschritt und im Joggingdress auf der Rennbahn. Und fürs Essen gibt es zwei Varianten: „Entweder als Zustellservice aufs Zimmerchen - gute Geister wie unser Fahrer Ken versorgen uns - oder man geht zur Selbstbedienung ins neu gestaltete Equestrian Österreich Haus.“

Ein klein wenig George Orwell schwebt auch über diesen Spielen: „Die beiden vorgeschriebenen Apps zur Überwachung verlangen jeden Tag einen Eintrag, wer diesen vergisst kriegt vom Covid Liason Officer sofort Bescheid! Es ist halt schon sehr schade, dass wir uns so einsperren lassen müssen, aber den Pferden geht es gut und wir bleiben fokussiert. Wir wollen auch keinesfalls jammern, der Traum von Olympia ist nach wie vor ungebrochen!“