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Ein geniales Team tritt den Ruhestand an: Nick Skelton und Big Star beenden anlässlich der Royal Horse Show in Windsor ihre sportliche Karriere. © Tomas Holcbecher

Olympiasieger Nick Skelton und Big Star beenden gemeinsam sportliche Karriere

Ein Artikel von Pamela Sladky | 05.04.2017 - 00:16
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Ein geniales Team tritt den Ruhestand an: Nick Skelton und Big Star beenden anlässlich der Royal Horse Show in Windsor ihre sportliche Karriere. © Tomas Holcbecher

„Wenn Big Star in Pension geht, dann hör’ ich auch auf“, sagte Nick Skelton unmittelbar nachdem er bei den Oympischen Spielen in Rio mit Einzelgold den Höhepunkt seiner Karriere gefeiert hatte. Diesen Worten lässt der 59-jährige Brite nun Taten folgen. Bei der Royal Windsor Horse Show Mitte Mai werden sowohl Skelton als auch sein sprunggewaltiger Hengst Abschied von der sportlichen Bühne nehmen.

Nach den Spielen in Brasilien habe es einige Zeit gebraucht um den Gedanken an ein Karriereende reifen zu lassen, erklärt Skelton gegenüber Horse&Hound. „Obwohl es viele Menschen gibt, meine Familie, Gary und Beverley Widdowson (Anm. Big Stars Besitzer) und mein Team eingeschlossen, die sich darüber freuen würden wenn wir dieses Jahr noch weitermachen, haben wir das Gefühl, dass Big Star wirklich alles Erdenkliche getan hat, was man von ihm erwarten kann. Es ist Zeit, dass er sich ausruht und seine Pflichten als Deckhengst genießt."

"Ich habe immer gesagt, wenn Big Star aufhört, werde ich mich ihm anschließen. Dieser Sport hat mir in den vergangenen 43 Jahren mehr gegeben, als ich jemals zu hoffen gewagt hätte und es ist eine wirklich schwierige Entscheidung für mich. Aber ich werde nicht jünger und es ist schön für uns beide auf dem Höhepunkt unserer Karriere aufzuhören", begründet Skelton seinen Entschluss.

Emotionaler Kämpfer

Skeltons Karriere begann ursprünglich im Stall von Liz und Ted Edgar, später folgten Erfolge mit Pferden wie Lastic, Apollo und Dollar Girl. Seine erste (Bronze-)Medaille bei einem großen Championat holte Skelton vor 30 Jahren bei den Weltmeisterschaften in Aachen. Aber zu den Erfolgen gesellten sich auch immer wieder Rückschläge – Alkoholprobleme inklusive. Seine Autobiografie liest sich mitunter wie ein Dreigroschenroman.

Vor 16 Jahren drohte zwischenzeitlich sogar das endgültige Aus, als sich Skelton bei einem Sturz mit einem Nachwuchspferd einen doppelten Halswirbelbruch zugezogen hatte und drei Monate eingegipst im Spital verbringen musste. Die Ärzte sprachen ein striktes Reitverbot aus, und Nick plante eine weitere Karriere als Trainer. Aber 2003 fing er entgegen dem Rat seiner Ärzte wieder mit dem Reiten an, seine Hauptmotivation war damals der Oldenburger Hengst Arko.

In Rio de Janeiro unternahm Skelton den siebenten Anlauf Olympiagold, bis dahin war ihm in der Einzelwertung noch nie ein Podestplatz geglückt. In London 2012 durfte er zwar Mannschaftsgold in Empfang nehmen, in der Einzelwertung vereitelte aber ein Fehler im Stechen den Sieg - der ging stattdessen an Steve Guerdat. Für den Briten blieb am Ende nur Rang fünf. Schon zu diesem Zeitpunkt saß Skelton im Sattel des niederländisch gezogenen Big Star, der sich in der Folgezeit mit vielen Top-Ergebnissen für einen weiteren Versuch empfahl. Doch vor den Spielen in Rio laborierte der Quick-Star-Sohn beinahe zwei Jahre lang immer wieder an Verletzungen – 2015 startete er nur einmal bei einem kleinen Turnier in Spanien. Zwei Comeback-Versuche scheiterten. Im Olympiastadion von Deodoro war der sprunggewaltige Quick-Star-Sohn aber wieder da und verhalf Skelton zum heiß ersehnten Olympiasieg – dem Höhepunkt einer langen, von Höhen und Tiefen geprägten Karriere.

Ernst Kopica/ps