Springen

Life Is Beautiful: Von der Rennbahn zum Weltcupfinale der Springreiter

Ein Artikel von FEI - Richard Mulligan | Pamela Sladky | 23.01.2019 - 15:51
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Japanisches Dreamteam: Shino Hirota und Life Is Beautiful haben sich nicht gesucht und trotzdem gefunden.
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Die ersten acht Jahre seines Lebens verbrachte der 2003 im schwedischen Göteborg geborene Wallach damit wahlweise vor den Sulky gespannt auf der Rennbahn zu starten, im Busch auf Anfängerniveau zu laufen oder einfach damit, begeisterte Kinder durch die Gegend zu tragen. Zu diesem Zeitpunkt ahnte niemand, was für ein außergewöhnliches Talent in diesem außergewöhnlichen Schecken schlummerte. Auch nicht Ryuma, der den Wallach 2011 auf Empfehlung des neuseeländischen Springreiters Bruce Goodin erwarb. Ryuma, selbst dreimaliger Weltcupfinalist und versierter Springreiter mit Olympia-Erfahrung, suchte zu diesem Zeitpunkt nach Pferden für Kunden, aber er war ein wenig skeptisch, was Goodins Zuversicht in Bezug auf den Schecken anbelangte.

„Er hat mir gesagt, dass dieses bunte Pferd ganz großartig für mich sein würde“, erinnert sich Ryuma. „Aber ich wollte ihm nicht ganz trauen, weil er mir den Wallach nur über einen kleinen Sprung gezeigt hatte und das sah nicht sonderlich beeindruckend aus. Aber dann hat Bruce mich selbst reiten lassen und mir einen hohen Sprung aufgestellt. Und Life is Beautiful ist einfach darübergeflogen!“

„Eigentlich sollte ich ihn ja gar nicht kaufen, aber ich hatte mich in sein geschecktes Fell verliebt und mir gedacht, wenn dieses bunte Pferd über hohe Hindernisse springen kann, dann macht er sicherlich viel Spaß! Also habe ich ihn doch gekauft. Und obwohl er mich schon da wirklich beeindruckt hat, wäre damals in Schweden niemand von uns auf die Idee gekommen, dass aus ihm einmal ein Weltklassepferd werden könnte.“
 
Das galt auch für Ryumas Frau Shino, die anfangs wenig begeistert war, dass er das Geld für ein derart „nichtssagendes Pferd“ und „ohne einen richtigen Plan“ ausgegeben hatte. Doch es dauerte nicht lange bis Life Is Beautiful in seiner neuen Heimat Japan die Menschen rund um sich für sich eingenommen hatte.

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Innerhalb nur eines Jahres mauserte sich der Schecke zum japanischen Vizemeister über 1,40 m Höhe. Das war 2013. Von da an ging es stetig bergauf, bis er zusammen mit Shino 2018 drei Etappen der japanischen Weltcupserie für sich entschied. Die beiden anderen beendete er als Zweiter. Damit hatte er sich einen Platz im Weltcupfinale der Springreiter mehr als verdient – und das ausgerechnet in dem Jahr, in dem die inoffizielle Hallenweltmeisterschaft in seiner Geburtsstadt Göteborg zur Austragung kommt!
 
 „Wir sind sehr glücklich und freuen uns zeigen zu können, wie dieses bunte schwedische Pferd in Japan zu einem Top-Springer herangewachsen ist“, sagt Shino, sichtlich stolz über die unglaubliche Entwicklung des einstigen Renntrabers.

Vielleicht war es auch die Arbeit mit Menschen, die ihn wirklich verstehen, die dazu beigetragen hat, dass Life Is Beautiful zu dem geworden ist, der er heute ist. „Er hat eine unheimlich positive Einstellung, dabei ist er klug und sehr stark ist“, sagt Ryuma. „Er liebt die Freiheit, ist verspielt und hasst zu viel Kontrolle. Er mag sanfte Reiter. Wenn du ihn zu hart anpackst, wird er sauer. Deshalb harmoniert er auch so gut mit meiner Frau.“

Ich weiß, dass meine Erfahrung für eine derart große Aufgabe noch nicht ausreicht, deshalb werde ich Life Is Beautiful ganz lieb bitten müssen den Job für uns beide zu erledigen – begleitet von ganz vielen Leckereien.


Shino Hirota
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Für ihr gemeinsames Weltcupabenteuer bereiten sich Shino und Life is Beautiful bei Bruce Goodin in Schweden vor. Von dort wollen sie bis zum Finale noch das ein oder andere größere Hallenturnier in Angriff, um sich der internationalen Konkurrenz zu stellen. „Es ist das erste Mal, dass ich in Europa reite. Das alles ist für mich ziemlich aufregend aber ich freue mich auch darauf, viel Neues zu lernen. Ich weiß, dass meine Erfahrung für eine derart große Aufgabe noch nicht ausreicht, deshalb werde ich Life Is Beautiful ganz lieb bitten müssen den Job für uns beide zu erledigen – begleitet von ganz vielen Leckereien.“

Shinos und Life Is Beautifuls Hochform hätte zu keinem besseren Zeitpunkt kommen können. 2020 stehen in Tokio die Olympischen Spiele auf dem Programm. Wenn alles so glatt läuft, wie bisher, könnten die beiden ihr Land vor den Augen der ganzen Welt unter dem Zeichen der fünf Ringe vertreten. Nach ein paar unglaublichen Monaten sieht Shinos neu gewonnenes Selbstbewusstsein inzwischen eher Chancen als Hindernisse. „Ehrlich gesagt, habe ich bis vor kurzem nicht einmal daran geglaubt, auf internationalem Niveau starten zu können“, sagt Shino. „Die einzigen Herausforderungen, die ich jetzt noch vor mir sehe, sind große Sprünge.“  Und die sind ja ganz nach dem Geschmack ihres Schecken.