WM HERNING

Österreichische Mannschaft trotz guter Ritte nicht im Teamfinale, Kühner und Rhomberg einzeln weiter

Ein Artikel von Redaktion | 11.08.2022 - 20:42
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Max Kühner und Elektric Blue P lieferten heute die erhoffte Null. © holcbecher.com

Eröffnet wurde die erste Runde des Teambewerbs von Bianca Babanitz und Caipidor. Die für Julia Houtzager-Kayser und High Five eingesprungene Kombination hatte ihr WM-Debüt am Mittwoch mit einer hervorragenden fehlerfreien Runde im Zeitspringen eingeläutet – der einzigen in den heimischen Reihen.

Doch heute lief es für das Paar nicht nach Wunsch. Ein Abwurf am vierten Sprung zog zwei weitere in der direkt danach folgenden zweifachen Kombination nach sich. Danach hatte man das Gefühl, dass Caipidor etwas Sicherheit eingebüßt hatte. Bis das Paar mit etwas Verspätung das Ziel sah, fielen nocheinmal zwei Stangen in den Sand. Am Ende musste das Duo seinen 4,64 Punkten aus dem Zeitspringen zusätzliche 23 hinzuaddieren. Im Klassement wurde die 34-jährige Oberösterreicherin damit deutlich zurückgereicht. „Der heutige Kurs war ein echter Weltmeisterschaftsparcours. Mein Pferd ist sehr sensibel. Er kann alles springen, aber ich muss meinen Job zu 110 % gut machen, damit er das auch zeigen kann. Das ist mir beim vierten Sprung nicht ganz gelungen, was zu den Fehler in der Zweifachen geführt hat. Danach habe ich versucht, ihm Ruhe und Sicherheit zu vermitteln, damit er mit einem guten Gefühl ins morgige Springen gehen kann.“

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Bianca Babanitz und Caipidor
© holcbecher.com

Vom Streichergebnis zur soliden Teamstütze mauserten sich Christoph Obernauer und Kleons Renegade. Nach dem Zeitspringen hatte der Oberösterreicher mit sich gehadert, weil er die zweifache Kombination nicht optimal erwischt hatte. Ein Reiterfehler, wie er selbstkritisch zugab. Am heutigen Tag darf der 34-jährige nicht nur mit der Leistung seines Holsteiner Wallachs zufrieden sein, sondern auch mit seiner eigenen. Das Paar meisterte den 570 m langen Parcours souverän, nur an Hindernis Nummer sieben, einem Steilsprung in den dänischen Landesfarben, erwischte das Paar die Distanz beim Absprung nicht ideal und nahm eine Stange mit. Bei diesem einen Abwurf blieb es aber auch. „Mein Pferd ist gestern schon super gesprungen, heute bin auch ich besser geritten und er hat gezeigt, dass er einen solchen Parcours mit Leichtigkeit springen kann. Mein Pferd ist ja erst neun Jahre alt, das war das erste Mal, dass er so ein schwieriges Springen gegangen ist. Wir sind mehr als glücklich, dass er das so locker geschafft hat.“

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Christoph Obernauer und Kleons Renegade © holcbecher.com

Einen Abwurf steuerten im Anschluss an Christoph Obernauer und Kleons Renegade auch Katharina Rhomberg und Cuma dem Teamergebnis bei.  Im Aussprung der dreifachen Kombination touchierte Cuma „Es war ein anspruchsvoller Parcours, bis jetzt wahrscheinlich der schwerste, den wir je geritten sind. Er ist richtig gut gesprungen, leider hatten wir einen richtig dummen Fehler in der Dreifachen“, ärgert sich Katharina Rhomberg. „Wir sind mit viel Schwung reingekommen in die Dreifache, dadurch musste er am zweiten Sprung richtig zurückspringen und durch das ist der Aussprung bisschen weiter geworden und dann haben wir leider den Fehler gehabt. Aber die WM ist ein Riesenerlebnis. Das ist einmal etwas ganz anderes in einer so großen Arena mit richtig vielen Zusehern, richtig cool.“

Das Riesenerlebnis geht für Katharina Rhomberg und Cuma am Freitag in die nächste Runde. Als 43. haben sie den Sprung unter die Top 60 Paare locker geschafft, die weiter um den Einzug ins Finale der besten 25 am Sonntag kämpfen. Das gilt natürlich auch für Max Kühner, dem im Sattel seines Elektric Blue P heute der erhoffte Nuller gelang. Die 17 Sprünge des bis 1,65 m hohen Parcours ließen die beiden wie ein Stilspringen aussehen. „Ja, das war gut heute, wir konnten nach ausführlichem Videostudium unserer Runde vom Zeitspringen ein bisschen mehr Kampfgeist reinbringen. Wir haben uns ein gutes Stück nach vorne geschoben, schauen wie weit wir nach vorne kommen und ob es noch sinnvoll ist am Sonntag im Finale der Top-25 weiterzukämpfen“, analysiert Kühner.

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Katharina Rhomberg und Cuma   © holcbecher.com

Der Weg stimmt

Österreichs Team beendet die WM als zwölftbeste Equipe unter 22 Nationen. Auf den zehnten Platz, den es für das Erreichen des Mannschaftsfinals gebraucht hätte, fehlten letztlich weniger als 5 Strafpunkte. Christoph Obernauer verpasste als 61. der Einzelwertung den Einzug in die nächste Runde sogar nur um 0,05 Strafpunkte.

Wie beachtlich sich die österreichischen Paare im heutigen Teamspringen geschlagen haben, zeigt der Blick auf die Ergebnistabellen. Weltklassereiter wie der Schweizer Olympiasieger Steve Guerdat, Großbritanniens Shooting Star Harry Charles oder die erfahrene US-Reiterin Adrienne Sternlicht hatten allesamt zwei Abwürfe in diesem herausfordernden Springen, der Belgier Jos Verlooy kam mit seinem Igor sogar zu Sturz. Und in der Teamwertung reihten sich die Titelverteidiger aus den USA nur 0,45 Strafpunkte vor Team Austria auf dem elften Platz ein.  

Equipechef Christian Knoll ist mit der Leistung seines Quartetts hochauf zufrieden – auch wenn man den angestrebten zehnten Platz knapp nicht erreicht hat. "Wir haben hier bei der WM eine sehr gute Leistung aller Teammitglieder gesehen. Mit einem Abwurf je Runde weniger, hätten wir unser Ziel, den zehnten Platz, erreicht, aber Platz zwölf unter 22 Nationen ist aller Ehren wert. Noch dazu, nachdem wir mit dem Ausfall von Julia Kayser und High Five auf  eines unserer stärksten Paare verzichten mussten und hier mit zwei Debütanten angetreten sind. Mich stimmt die Leistung hier sehr positiv, dass wir unser Ziel, die Qualifikation für die Olympischen Spiele in Paris, schaffen können. Die Richtung stimmt hundertprozentig“, so Knoll im Pferderevue-Interview.

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Max Kühner und Elektric Blue verbesserten sich von Rang 40 auf Platz 16.
© holcbecher.com

Schweden weiter vorn

Überragend präsentierten sich am heutigen Tag einmal mehr die Springreiter:innen aus Schweden. Die amtierenden Olympiasieger lieferten heute einen mannschaftlichen Nuller, liegen nach wie vor mit ihrem Ergebnis aus dem Zeitspringen in Front (3,69). Fehlerfrei blieben aber auch die Franzosen (5,44), die weniger als zwei Punkte Rückstand auf die Führenden haben. Aktuell auf Rang drei rangiert das deutsche Team. Die Mannschaft von Otto Becker musste im Teamergebnis zusätzliche vier Fehlerpunkte anschreiben und hält derzeit bei 11,76 Punkten. Dahinter reihen sich die Niederländer, Belgier, Briten, Schweizer und Kanadier dicht an dicht.

SPRINGEN
Team, Zwischenstand nach 2 Runden (Zeitspringen, Teamspringen 1)
1. Schweden 3,69 Fehlerpunkte
2. Frankreich 5,44
3. Deutschland 11,76
4. Niederlande 13,31
5. Belgien 13,49
6. Großbritannien 14,66
7. Schweiz 14,83
8. Kanada 15,56
9. Irland 17,15
10. Brasilien 17,29
11. USA 21,60
12. Österreich 22,05
Bianca Babanitz (B), Caipidor 18, 4,64 | (23,0)
Christoph Obernauer (T), Kleons Renegade (9,94) | 4
Katharina Rhomberg (V), Cuma 5, 4,92 | 4
Max Kühner (T), Elektric Blue P, 4,49 | 0

Einzel, Stand nach Zeitspringen und Teamspringen 1:

1. Julien Epaillard (FRA), Caracole de la Roque, 0 Fehlerpunkte
2. Scott Brash (GBR), Hello Jefferson, 0,23
3. Peder Fredricson (SWE), H&M All In, 0,40
16. Max Kühner (AUT), Elekric Blue P, 4,49
43. Katharina Rhomberg (AUT), Cuma 5, 8,92
61. Christoph Obernauer (AUT), Kleons Renegade, 13,94
88. Bianca Babanitz (AUT), Caipidor, 27,64


Zeitplan der WM Springen
Fr, 12. August, 21 Uhr, Nationenpreis Teil 2 - Finale Team
So, 14. August, 14 Uhr, Finale Einzel - 2 Runden, wenn nötig mit Stechen