Turf

Pferderennsport vor, während und nach Corona

Ein Artikel von Ernst Kopica | 03.07.2020 - 16:24
NKD_9728.JPG

Die letzten Sieger in der Krieau vor dem Lockdow: Yesterday Venus mit Harald Sykora im Sulky, begleitet von WTV-Präsident Dr. Peter Truzla © FOTO RISAVY

Als Anfang März die ersten Einschränkungen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie in Kraft traten und bereits viele Sportveranstaltungen abgesagt waren, erlaubten die Behörden dem Wiener Trabrennverein noch die Austragung eines Renntages am 15. März – allerdings unter strikten behördlichen Auflagen. Als am Ende der Veranstaltung dann Trainer Harald Sykora nach dem letzten Tagesbewerb in der Krieau seine Siegerparade mit Yesterday Venus absolvierte, war dies der letzte öffentliche Auftritt eines Trabers für die Dauer von zehn Wochen. Der Wiener Trainingsbetrieb wurde in der Folge auf die in der Krieau stationierten Pferde beschränkt, ähnliche Bestimmungen galten auch für die anderen Rennbahnen in Österreich. Wann es wieder mit dem ordentlichen Rennbetrieb weitergehen wird, stand vorerst noch in den Sternen.


Hotspot Cheltenham

Auch die übrigen europäischen Länder (mit Ausnahme von Schweden) zogen die Reißleine. In Großbritannien sicherlich zu spät, denn wie sich später herausstellen sollte, war gerade das Cheltenham-Festival (16. bis 19. März) ein sogenannter Hotspot – kein Wunder, blickt man auf die dortigen Besucherzahlen. Allein am Gold-Cup-Tag zählte man 68.500 Besucher in der Kurstadt im Süden Englands, und wer einmal die feuchtfröhliche Atmosphäre beim wichtigsten Hindernismeeting des Jahres erlebt hatte, weiß, dass hier kein „social distancing“ möglich ist.


Grünes Licht für "Leistungsprüfungen"

Von solchen Vorkommnissen war der Galopp- und Trabrennsport in Mitteleuropa verschont geblieben, und besonders Deutschland pochte vehement auf die Abhaltung von Galopprennen, da diese als „Leistungsprüfungen“ für die Vollblutzucht gelten. Eine Argumentation, der sich auch der Ebreichsdorfer AROC anschloss, und so konnte das Racino (um das sich übrigens weiterhin massive Verkaufsgerüchte ranken) am 24. Mai wiederum – wenngleich natürlich vorerst unter Ausschluss der Öffentlichkeit, aber mit Gratis-Livestream – einen Renntag veranstalten, das erste „Post-Corona-Rennen“ gewann Hubert Brandstätter mit Tammy Wynette. Die wirtschaftlich notwendigen Wetteinnahmen können bei solchen Geisterrennen natürlich nur über Internetwetten lukriert werden, weshalb auch die Kooperation mit dem französischen Wettpartner PMU derzeit überlebensnotwendig ist.


Restaurant statt Tribüne

Der Badener Rennverein machte sich eine Woche nach Ebreichsdorf die Tatsache zunutze, dass sich auf seinem Gelände vier Restaurants befinden, die zu diesem Zeitpunkt auch schon wieder Gäste empfangen durften. Die Tribünen der Rennbahn mussten allerdings noch geschlossen bleiben. Auch wenn das Wetter am Pfingstsonntag nicht ganz mitspielte, so fanden sich doch viele Pferdesportfreunde vor Ort ein, die aus angemessenem Sicherheits-Abstand die Bewerbe verfolgen konnten.

Und auch in Wien war es im Juni wieder möglich Rennen, abzuhalten. Ursprünglich wollte man in der Krieau schon am 17. Mai wieder beginnen, das verhinderten aber die damals noch gültigen behördlichen Auflagen. So startete man eben am 7. Juni. Und auch der Welser Trabrennverein öffnete eine Woche später wieder seine Pforten für Pferde und Fahrer.
 

Neue Termine

Natürlich hatten die Corona-Maßnahmen auch Auswirkungen auf die Abhaltung der wichtigsten Jahrgangsrennen und Zuchtprüfungen, die zum Großteil neu terminisiert werden mussten. Das 135. Traberderby, das am 21. Juni angesetzt war, wurde auf den 4. Oktober verschoben, das 152. Galopperderby soll hingegen wie vorgesehen am 13. September im Ebreichsdorfer Racino gelaufen werden.

Renntermine im August 2020

Traben in Baden: 2., 9., 11., 23. und 28.
Traben in Wels: 30.
Traben in Bad Ischl: 15.