RENNSPORT

USA: Neues Gesetz soll Doping und Todesfälle bei Rennpferden reduzieren

Ein Artikel von Pamela Sladky | 07.09.2020 - 15:06
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Die Rennsportindustrie ist in den USA ein Big Business. Alleine in Kalifornien stehen rund 80.000 Abreitsplätze im Zusammenhang mit Pferderennen.
©Gabriel Cassan - stock.adobe.com

In der Saison 2018/2019 sorgte der berühmte Santa Anita Park in Kalifornien mit einer verheerenden Todesserie für einen regelrechten Sturm der Kritik am US-Galopprennsport. Rund 40 Pferde fanden dort innerhalb weniger Monate den Tod, erschütternde Bilder von Pferden mit gebrochenen Beinen machten in sozialen Medien die Runde und entfachten eine emotional geführte Grundsatzdebatte über Sinn und Unsinn des Sports. Es dauerte nicht lange, da wurden Forderungen laut nach einer endgültigen Schließung der historischen Bahn, auf der Galopperlegenden wie Filmheld Seabiscuit einst ihre größten Erfolge gefeiert hatten.

Doch Santa Anita ist nur die Spitze des Eisberges. Im Durchschnitt sterben in den USA jede Woche 8,5 Pferde bei Pferderennen. Das geht aus einer Aufstellung des Jockey Clubs im Jahr 2019 hervor. Todesfälle, die sich während des Trainings ereignen, sind in dieser Statistik noch gar nicht mit eingerechnet.

Die meisten Unfälle mit Todesfolge lassen sich auf Ermüdungs- und Überlastungsbrüche an den Beinen zurückführen. Deren Ursache wird vor allem in wiederholtem Doping und Medikationsmissbrauch vermutet, aber auch zu geringe Regenerationsphasen - sowohl zwischen den Rennen als auch nach Verletzungen - spielen eine Rolle. Beides hat man bislang nicht in den Griff bekommen.

Dies wohl auch deshalb, weil jeder Bundesstaat sein eigenes Süppchen kocht. Derzeit legen die Rennkommissionen der einzelnen Bundesstaaten fest, welche Medikamente verabreicht werden dürfen und was in Sachen Streckensicherheit zu tun ist. Die Unterschiede zwischen den jeweiligen Standards sind bei insgesamt 38 Renngerichten mitunter beträchtlich. "Dieses Durcheinander ermöglicht es skrupellosen Besitzern und Trainern, Rennpferde mit weniger Einschränkungen von einer Gerichtsbarkeit in eine andere zu bringen, um weiterhin zu dopen und den Strafen zu entgehen", schildert Kitty Block, Präsidentin der größten Tierschutzorganisation in den USA, den Status quo.
 

Ein Rettungsversuch

Doch das alles soll schon bald ganz anders und vor allem besser werden. Der republikanische Mehrheitsführer im Senat, Mitch McConnell, will in Kürze ein Gesetz vorstellen, das den US-Pferderennsport von Grund auf reformieren soll. Der Entwurf, der in einjähriger Zusammenarbeit zahlreicher Interssensvertreter entstanden ist, gilt als wichtiger und vielversprechender Schritt für die Zukunft der gesamten Branche, der das Wasser längst bis zum Hals steht.

Im Fokus des parteienübergreifenden Horseracing Integrity and Safety Act (HISA) steht die Gesundheit von Rennpferden und Jockeys. Erreichen will man sie durch Sicherheitsstandards, die unter anderem national einheitliche Anti-Doping- und Medikamentenkontrollen sowie Rennstrecken-Sicherheitsprogramme umfassen. Deren Umsetzung soll durch die neu gegründete und unabhängig agierende Selbstregulierungsbehörde „Horseracing Integrity and Safety Authority“ erfolgen.

Für die Überwachung des Medikamentenkontrollprogramms wird die US Anti-Doping-Agentur USADA, die auch die Anti-Doping-Programme der amerikanischen Olympiaathleten innehat, zuständig sein. Bei der USADA bezeichnet man den McConnell-Gesetzesentwurf schon jetzt als "einen historischen Moment für den Pferderennsport".  


Breite Unterstüzung

In der Rennsportszene trifft das neue Gesetz trotz anfänglicher Ressentiments inzwischen auf breite Unterstützung. „Pferdefreunde sollten den Horse Racing Integrity and Safety Act mit Hoffnung betrachten", meinte etwa Joe Appelbaum, Präsident der New York Thoroughbred Horsemen's Association. „Es war lange klar, dass ein systematischer Ansatz für das Wohlergehen der Pferde erforderlich ist. Der HISA ist ein großer Schritt in diese Richtung. Die von Senator McConnell vorgeschlagenen umfassenden Änderungen stellen eine erhebliche Verbesserung gegenüber früheren Gesetzesentwürfen dar, und ich möchte die Teilnehmer der Branche persönlich dafür loben, dass sie zusammenarbeiten, um ihre Differenzen zu überwinden.“

Lob kommt auch von Tierschützerin Block. “Senator McConnell ist vorgetreten, um weitverbreitetes Doping im amerikanischen Pferderennsport zu beenden und die Sicherheit auf den Rennstrecken in den Fokus zu rücken – die wichtigsten Faktoren in Bezug auf Todesfälle auf unseren Rennbahnen. Wir können nicht länger wegsehen, wenn Pferde während eines Rennens oder im Training schwer verletzt oder getötet werden. Diese Maßnahme wird die notwendigen Reformen vorantreiben, die über die Zukunft von Pferderennen in den Vereinigten Staaten entscheiden werden.“

Noch im September soll der Horseracing Integrity and Safety Act dem US-Repräsentantenhaus vorgelegt werden. Die Zeichen, dass er auch tatsächlich verabschiedet wird, stehen gut.

Quelle