VIELSEITIGKEITS-WM PRATONI

Briten nach Dressur vorne, Jung weltmeisterlich, Siegl mit Spitzenrunde

Ein Artikel von Redaktion | 16.09.2022 - 19:24
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Volle Kraft voraus: Michael Jung und Chipmunk auf dem Weg zu einer neuen persönlichen Bestleistung
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Tosender Applaus auf den voll besetzten Rängen brandete auf, als Michael Jung und fischerChipmunk FRH das Viereck verließen. Kein Wunder, immerhin hatte das deutsche Dreamteam seinen Fans eine tolle Show geboten, die auch der Jury Höchstnoten entlockte. Für die Schlusslinie gab es sogar die 10. Unterm Strich kamen für die deutschen Superstars 81,2 % zusammen, 18,8 Minuspunkte und die vorläufige Führung in der Einzelwertung. „Ja, er hat sich super reiten lassen. Es ist ja alles nicht so selbstverständlich. Aber fischerChipmunk ist ein unglaubliches Pferd. Ich kenne ihn jetzt immer besser in der Vorbereitung. Es ist einfach ein gigantisches Gefühl, wenn man (ins Viereck) reinreitet und merkt, er ist voll da und man kann das Ganze, das man trainiert hat, voll abrufen. Das machte einen schon stolz als Reiter.“

Zuvor hatte Jungs Teamkollegin Julia Krajewski mit Amande de B’Neville die nach Tag eins  abgeschlagen an siebter Stelle rangierende deutsche Mannschaft mit einem 26er-Ritt deutlich vorangebracht. Mit Jungs Traumwertung rückten die amtierenden Weltmeister bis auf den zweiten Zwischenrang (76,1 Minuspunkte) vor – 6,9 Punkte hinter den weiterhin überragenden Briten (69,2), deren Teamreiter:innen aktuell die Einzelpositionen 2, 6, 7 und 14 belegen. Einzelreiterin Yasmin Ingham hält zusätzlich Rang drei.

Nur 0,5 Minuspunkte hinter Team Deutschland liegen die US-Reiter:innen (76,6), dicht gefolgt von der neuseeländischen Equipe (77,9).

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Jubel bei Michael Jung über die gelungene Runde © holcbecher.com

Österreich scheint in der Nationenwertung vorläufig mit 100,8 Minuspunkten auf Rang 15 auf – eine Klassierung, die die guten Leistungen der rot-weiß-roten Paare nur unzureichend wiederspiegelt. Insbesondere Lea Siegl gelang am heutigen Tag ein absoluter Spitzenritt. Im Sattel ihres DSP-Wallachs Fighting Line zeigte die 24-jährige Oberösterreicherin eine super Runde mit kraftvollen Trabverstärkungen, tollen Galopptraversalen und sicheren, bergauf gesprungenen Wechseln. Lediglich im Schritt wollte sich der sensible Fuchs zu gerne im voll besetzten Reiterstadion umsehen, weswegen auch das anschließende Halten nicht in bester Manier klappte. Umso beeindruckender war gegen Ende der Prüfung das Zügel aus der Hand kauen lassen im Galopp. Da zeigte „Fighti“, nun wieder mit voller Konzentration bei seiner Reiterin, dass er sich auch bei Trubel sehr schön in die Tiefe dehnen kann. Die Richter:innen belohnten die Darbietung mit 70,62 %, also 29,4 Minuspunkten – aktuell der 28. Platz für das Paar.

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Auch Lea Siegl (OÖ) hatte allen Grund zur Freude. Auf Fighting Line gelang ihr eine super Dressur.   © holcbecher.com

Vor Siegl hatte Harald Ambros mit Mountbatton den zweiten WM-Tag für Österreich eröffnet. Der zwölfjährige Hannoveraner bekam gegenüber dem deutlich erfahreneren Lexikon den Vorzug, weil er den um ein Jahr älteren Brandenburger in Schnelligkeit und Ausdauer übertrifft. Beides Tugenden, die hier im hügeligen Gelände von Pratoni von großem Nutzen sein werden. In der Dressur kann der Fuchs mit seinem routinierteren Stallkollegen hingegen (noch) nicht ganz mithalten. Im Trab legte das Paar mit hochklassiger, ausdrucksstarker Arbeit los, im Schritt fehlte es dem heißblütigen Mount Etna xx-Sohn etwas an Dehnungsbereitschaft. Richtig teuer waren zwei nachgesprungene Wechsel, die heute insgesamt nicht ganz spannungsfrei waren. Alles in allem war das aber eine Runde, mit der Harald Ambros absolut zufrieden sein kann. Am Ende kamen für den Oberösterreicher 65,49 % zusammen, die sich in 34,5 Minuspunkten und aktuell Platz 67 niederschlugen.  

Katrin Khoddam-Hazrati hatte mit ihrer Oklahoma bereits am Donnerstag vorgelegt. Die Steirerin geht am Samstag mit 36,9 Minuspunkten belastet als 77. in den Cross.

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Vor allem im Trab hatten Harald Ambros und Mountbatton einige tolle Momente.
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Das WM-Gelände in Pratoni hat es in sich. Der von Guiseppe della Chiesa konzipierte Kurs geizt nicht mit technischen Schwierigkeiten Für schwächere Paare gibt es Alternativrouten, die über längere Wege führen. Wer möglichst direkt ins Ziel will, muss willens sein, sich der ein- oder anderen Vier-Sterne-Plus-Aufgabe zu stellen.

"Das Gelände ist absolut championatswürdig mit vielen Aufgabenstellungen, die sicherlich einigen Reiterinnen und Reitern Probleme bereiten können. Teilweise sind die Herausforderungen ähnlich wie im Frühjahr, da ist es natürlich ein Vorteil, dass wir im Mai schon einmal hier waren. Was man definitiv sagen kann: Diese WM wird nicht in der Dressur entschieden“, ist Bundesreferent Thomas Tesch überzeugt.

Die meisten Probleme hatte es beim Testevent an Kombination 7 gegeben, eine Schlüsselstelle, die auch bei der WM eine ganz entscheidende Rolle spielen könnte.

Der Startschuss für die Geländeprüfung fällt um 10:30 Uhr. Die Startzeiten der österreichischen Paare:

  • 12:50 Uhr Katrin Khoddam-Hazrati und Oklahoma
  • 14:42 Uhr Harald Ambros und Mountbatton
  • 16:14 Uhr Lea Siegl und Fighting Line

Die Startlisten und alle Ergebnisse im Detail gibt's hier.