Zucht

Große Sprünge beim 19. Österreichischen Freispringchampionat

Ein Artikel von Pamela Sladky | 27.10.2021 - 14:48
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Geyer's Tinkerbell: Siegerin bei den Dreijährigen und ein Pferd mit ganz viel Potenzial für den Sport.
© Marion Berg

Die zahlenmäßig stärkste Gruppe stellten wie gewohnt die zweijährigen Österreichischen Warmblutpferde. Bei der Siegerin war der Name Programm: Up on the Roof, eine Stute von United Touch S aus der Louisiana Czerny von Lupicor, nahm die Hindernisse der Freispringgasse mit spielerischer Leichtigkeit, zeigte trotz ihres jugendlichen Alters bereits eine ausgereifte Technik und jede Menge Vermögen. „(Up on the Roof) hat von Anfang bis Ende alles so durchgezogen, wie es sich gehört. Ein tolles, tolles Pferd“, kommentierte das Richterduo Sönke Kohrock und Neel-Heinrich Schoof. Nach diesem Lob erntete die Stute aus der Zucht von Lake-Arena-Besitzer Michael Steinbrecher (NÖ) auch entsprechend hohe Noten: 9,2 für die Technik, für Vermögen und Gesamteindruck jeweils eine 9,4, ergaben eine Wertnote von 9,33 und den haushohen Sieg in dieser Klasse, in der sich Michael Steinbrecher als ganz großer Abräumer erwies: gleich vier Pferde der Top 5 kommen aus seiner Zucht!


Wieder eine Schleife für Gestüt Geyer

Den absoluten Überflieger des diesjährigen Freispringchampionats lieferte der Bewerb der Dreijährigen. Geyer’s Tinkerbell v. Manchester van’t Paradijs a. d. Geyer‘s Toskana von Corianus riss die Jury zu Lobeshymnen hin: „Das war von vorne bis hinten wirklich richtig top, in der Art, in der Manier, vom Abfußen, vom Rhythmus her, am Sprung nicht einmal gezögert, nicht einmal an der Stange. Immer taxiert, immer in der Ruhe, immer in der Balance.“  Superlative hagelte es auch bei den Noten. Für Technik, Vermögen und Gesamteindruck kassierte Geyer’s Tinkerbell jeweils eine 9,5. Das war der Sieg in diesem Bewerb und ein toller Abschluss des Zuchtjahres für das Gestüt Geyer, das 2021 nicht nur den Spring-Körsieger und den Dressur-Reservekörsieger stellte, sondern auch den Champion der springbetont gezogenen Hengstfohlen anlässlich des AWÖ Bundeschampionats.
 

Freeman-Sohn bester bei den Vierjährigen

Aus der Zucht von Erwin Konlechner stammt der Sieger der vierjährigen österreichischen Warmblutpferde, der Hengst Fandango K. Der von Freeman aus der Abrek-Tochter Celina abstammende Fandango wuchs in der Freispringgasse mit den Anforderungen. „Je höher es wurde, umso besser wurde er auch. Genauso, wie wir uns das wünschen.“ Er könne zwar noch ein kleines bisschen besser durch den Körper springen, so das Richterduo, allerdings sei das „jammern auf hohem Niveau“. Hohes Niveau erreichte auch die Bewertung für Fandango K: Eine 8,8 für die Technik, jeweils 9,0 für das Vermögen und den Gesamteindruck ergaben 8,93 im Endergebnis. „Ein tolles Pferd“, so das Fazit der Jury, mit dem seine Besitzerin, die niederösterreichische Nachwuchsreiterin Jona-Leonie Pirkner, eine Schülerin von Alfred Fischer, sicherlich noch viel Freude haben wird.
 

Nice Perry Girl Beste der Pinto-Reitpferde

Ein buntes Springtalent mit viel Vermögen ist die Siegerin des Freispringchampionats der Pinto-Reitpferde. Nice Perry Girl STA, eine vierjährige Tochter des Winterschen Deckhengstes Lord Perry W, präsentierte sich als ungemein sympathisches Pferd, das die gestellten Aufgaben mit großer Selbstverständlichkeit absolvierte. Das gefiel auch der Jury, die die Ausgeglichenheit und Lässigkeit der Stute aus der Zucht von Elisabeth Steinbauer (NÖ) hervorhob. Und auch sonst gab es viel Lob für Nice Perry Girl STA, die mit einer Gesamtnote von 8,7 ihre einzige Konkurrentin locker in Schach hielt.

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Klein aber oho: Rapp-Stute Coco Chanel, Siegerin im Freispringchampionat der Reitponys,  soll später einmal ein "nettes Schulpferd" werden. © Marion Berg

Sieg für den "Hugo Simon der Reitponys"

Dass man sich nicht vom ersten Eindruck täuschen lassen sollte, bewies die Siegerin bei den Reitponys. Die hübsche, aber recht knapp bemessene Rapp-Ponystute Coco Chanel aus der Zucht von Jutta Hornbachner verblüffte das Richterduo mit ihrem Auftritt. Und zwar so sehr, dass sich die Jury zu einem besonderen Vergleich hinreißen ließ: „Wir haben den Hugo Simon der Ponys gesehen“, meinte Neel-Heinrich Schoof mit einem Augenzwinkern. „Am Anfang haben wir gedacht, die ist ein bisschen klein für dreijährig. Sie hat sich dann aber zu einem Superstar entwickelt, für uns hat sie den besten Ablauf gezeigt. Unheimlich viel Technik, richtig Vermögen. Sie hat das so gemacht, wie wir uns das wünschen.“ Der insgesamt überzeugende Eindruck schlug sich auch in den Noten nieder: In allen drei Bereichen kassierte Coco Chanel eine 9,0 – damit setzte sie sich ganz klar an die Spitze des Feldes. Eine Karriere im Sport oder gar ein Verkauf des talentierten Spring-Flohs steht für Besitzerin Lisa Klinglmaier aber nicht zur Debatte. Sie sieht Coco Chanel künftig eher als „nettes Schulpferd“. Wenn das kein tolles aber ein tolles Lehrpony! Überhaupt präsentierte sich das Starterfeld bei den kleinsten Championatsteilnehmern in diesem Jahr von ganz besonders hoher Qualität. 99 % der vorgestellten Ponys wurden mit einer Note ab 8,0 und damit mit „Gut“ bewertet – eine schöne Bestätigung dafür, dass die Ponyszene in Österreich einen starken Aufschwung erlebt.
 

Awanti setzt sich durch

Auch die Haflinger durften sich in der Freispringgasse beweisen. Von neun Teilnehmern erhielten fünf eine Platzierung mit einer Note von 8,0 und darüber. Klassenbester wurde der mutig springende Awanti von Amore Mio x Nabucco. Der von Margarete Salhofer gezogene zweijährige Hengst, hinterließ insgesamt einen sehr guten Eindruck. Die Jury lobte vor allem die ausgeprägte Fähigkeit zu taxieren, im Bereich des Widerrists hätten sich die Richter allerdings etwas mehr Aufwölbung über dem Sprung gewünscht. Mit einer 8,3 im Bereich Technik sowie je einer 8,7 für Vermögen und den Gesamteindruck und einer Endnote von 8,57 sackte der im Besitz von Walter Leitl stehende Awanti letztlich die rot-weiß-rote Schleife für das Siegerpferd ein.

Alle Ergebnisse des 19. ÖSterreichischen Freispringchampionats gibt's hier.