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Charlotte Dujardins Gold-Pferd Valegro gilt als Prototyp des Happy Athlete. © Arnd Bronkhorst/FEI

Sind unsere Pferdeathleten wirklich happy?

Ein Artikel von Pamela Sladky | 02.10.2015 - 10:31
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Charlotte Dujardins Gold-Pferd Valegro gilt als Prototyp des Happy Athlete. © Arnd Bronkhorst/FEI

Charlotte Dujardin und ihr KWPN-Wallach Valegro haben im Dressursport alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Doch abseits von ihren Erfolgen ist es vor allem die besondere Harmonie des Paares, dass es in den vergangenen Jahren weltweit für viele zum absoluten Non-Plus-Ultra hat werden lassen. Während andere Pferde unter ihrem Reiter genervt mit dem Schweif pinseln, ihr Maul (so weit es die Ausrüstung erlaubt) aufsperren, die Zunge heraushängen lassen, mit den Zähnen knirschen und damit deutlich zu verstehen geben, dass sie ganz und gar nicht „happy“ sind, zeigt Valegro keinerlei Abwehr gegen die Hilfen seiner Reiterin. Er wirkt aufmerksam, von der Spitze seiner Ohren bis in die Hufe motiviert und trotz des Rampenlichts und der Anspannung scheinbar rundum zufrieden. Doch ist er das auch wirklich? Ist das bloße Fehlen von Abwehrverhalten schon ein ausreichendes Indiz dafür, dass ein Pferd wirklich glücklich ist?

Mit dieser Frage haben sich schottische Forscher beschäftigt. Ein Team um Natalie Waran von der Universität in Edinburgh wollte herausfinden, ob sich durch die Beobachtung eines Pferdes zuverlässig sagen lässt, ob es glücklich ist, oder nicht.

„Das Gefühl von Glück wird durch einen positiven Zustand geistigen Wohlbefindens erreicht und geht einher mit dem Umstand ein gutes Leben zu haben“, erklärte Waran anlässlich der 11. Konferenz der internationalen Gesellschaft für Pferdewissenschaften (ISES)  in Vancouver, Kanada. Doch die Bewertung, wie „happy“ ein Pferd denn nun ist, bleibt eine reichlich subjektive Angelegenheit. Vor allem im Dressurviereck.

Während Anzeichen negativer Emotion beim Pferd reichlich bekannt und wissenschaftlich hinlänglich untersucht worden sind, ist kaum etwas darüber bekannt, wie die Vierbeiner unter dem Reiter echtes Wohlbefinden signalisieren. Denn, so Waran, das Gefühl von Glück beruhe nicht nur auf der Abwesenheit negativer Emotionen und Abwehrverhalten.

Die wenigen Studien, die sich bislang mit dem Ausdruck von Glück beim Pferd beschäftigten, bezeichneten vor allem das freie Spiel mit Artgenossen und soziale Fellpflege als Anzeichen von Zufriedenheit. Auch ein gesenkter Hals, ein aufgestellter Schweif und eine entspannte Unterlippe mögen unter bestimmten Voraussetzungen manchmal Signale für ein zufriedenes Pferd sein – oder eben auch nicht. Denn wie das jeweilige Pferd Glück zum Ausdruck bringt, variiert mitunter beträchtlich.

Um in Zukunft das Wohlergehen von Dressurpferden und allen anderen Pferdeathleten im Training und im Bewerb auch wirklich sicherstellen zu können müssten Wissenschaftler zuverlässige und objektive Messgrößen für positive Emotionen finden. Reiter, Trainer und Richter müssten lernen diese zu erkennen und entsprechend zu honorieren, sagte Waran.

“Auch wenn die Wissenschaft heute noch nicht alle dafür notwendigen Antworten parat hat, ist schon jetzt völlig klar, dass man im Zweifel für das Pferd entscheiden sollte, sagte Waran. Wir müssen aufgeschlossen sein und dürfen nicht automatisch von unserem Spaß und unserer Freude darauf schließen, dass auch unser Pferd glücklich ist. Realistisch gesehen, werden Pferde im Training und im Bewerb körperlichem und geistigem Stress ausgesetzt – wenn wir dabei ihr Wohlergehen sicherstellen wollen, werden wir unser Wissen um zuverlässige, wissenschaftlich belegte Signale positiver Emotionen und wie sie unter Leistung zum Ausdruck kommen, verbessern müssen.“ Schließlich sei es, wie die bekannte finnische Olympiareiterin Kyra Kyklund einmal so treffend formuliert hätte: „Wir dürfen menschliche Eigenschaften nicht auf das Pferd übertragen. Pferde haben keine Ziele, sie planen nicht für die Zukunft. Deshalb müssen wir dafür sorgen, dass sie jeden Tag glückliche Athleten sind.

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