Zahlreiche variable Merkmale bei Säugetieren, wie z.B. die Körpergröße oder die Fruchtbarkeit, werden durch das Zusammenspiel von vielen einzelnen Genen mit kleiner Wirkung gesteuert. Gene die einen größeren Einfluss ausüben, sind hingegen relativ selten anzutreffen.
In einer langfristig angelegten Lipizzanerstudie einer Gruppe von österreichischen, kroatischen und schwedischen Wissenschaftlern wurden die Auswirkungen von zwei Farbgenen auf Pigmentstörungen der Haut (Vitiligo), Melanomerkrankung und den komplexen Prozess des Ergrauens untersucht. 7146 Untersuchungen bei 1119 Lipizzanern sollten ermöglichen, das Ausmaß des Einflusses des Schimmel Gens (STX17) und des Agouti Gens (ASIP) auf diese Merkmale zu quantifizieren.
Das Agouti Gen (Farbgen, verantwortlich für die braune Fellfärbung) zeigt nur beim Melanomkomplex einen minimalen Einfluss, das Schimmel Gen (STX17) hingegen ist für einen großen Anteil der phänotypischen (18 - 55%) und genetischen Unterschiede (12-94%) bei allen untersuchten Merkmalen verantwortlich. Auch die Beziehungen zwischen den einzelnen Merkmalen (genetische Korrelationen) werden hauptsächlich durch das Schimmel Gen kontrolliert. Nur in der Wechselbeziehung zwischen der unterschiedlichen Dynamik des Ergrauens und der Weißfleckenkrankheit Vitiligo scheinen auch andere, bislang nicht identifizierte Gene, stärker zur Wirkung zu kommen.
In dieser Studie konnte gezeigt werden, dass selbst bei komplexen Vererbungsmustern von breit streuenden Merkmalen ein einzelnes Gen einen mittleren bis großen Einfluss haben kann.
Curik I, Druml T, Seltenhammer M, Sundström E, Pielberg GR, et al. (2013) Complex Inheritance of Melanoma and Pigmentation of Coat and Skin in Grey Horses. PLoS Genet 9(2): e1003248. doi:10.1371/journal.pgen.1003248