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Die einheimischen Menschen sind finanziell von ihren Tieren abhängig. Artgerechte Haltung und medizinische Versorgung sind aber nur für die Wenigsten erschwinglich. © VIER PFOTEN

Jordanien: Vier Pfoten startet Tierschutzprojekt für Pferde und Esel

Ein Artikel von Stephanie Schiller | 02.04.2015 - 18:46
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Die einheimischen Menschen sind finanziell von ihren Tieren abhängig. Artgerechte Haltung und medizinische Versorgung sind aber nur für die Wenigsten erschwinglich. © VIER PFOTEN

Zahlreiche kleine Fenster und Türen säumen wie kleine schwarze Löcher die sandfarbenen Felsen. Von weitem kann man kaum erkennen, dass es sich um Hauseingänge handelt. In einem der größten Felsen zeichnen sich imposante Säulen vor einem riesigen Tor ab. Das Khazne-al-Firaun-Mausoleum scheint mit dem rötlichen Felsen zu verschmelzen. Aus touristischer Sicht ist die jordanische Felsenstadt Petra wahrliche ein imposanter Eindruck. Nicht umsonst zählen die antiken Bauten als UNESCO-Weltkulturerbe und wurden 2007 zu einem der sieben Weltwunder ernannt. Die magische Wüstenstadt zieht jährliche hunderttausende Touristen an. Die einheimischen Wüstenbewohner sind finanziell vom Tourismus abhängig. Für etwas Kleingeld bieten sie mit ihren Eseln und Pferden Kutschenfahrten und Ritte an.

Infrastruktur und Medizin fehlen

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Gemeinsam mit einheimischen Tierärzten leistet das Vier-Pfoten-Team medizinische Ersthilfe.

Rund 1350 Esel und Pferde leben in der Region rund um die Wüstenstadt Petra. Die ansässigen Menschen können den Vierbeinern nicht viel bieten und halten sie unter tierschutzwidrigen Bedingungen. Die Tiere müssen unverhältnismäßig schwere Lasten befördern, die Arbeitstage sind lange, ausreichend Wasser, regelmäßige Fütterungen oder medizinische Versorgung fehlen. Sie werden kaum vor der stechend heißen Sonne geschützt und haben keine geeigneten Ruheplätze. Daher leiden die Pferde und Esel unter Erschöpfung, Lahmheiten und andere Erkrankungen, die meist unbehandelt bleiben. Die österreichische Tierschutzorganisation Vier Pfoten wurde nun aktiv und hat in Kooperation mit der Princess Alia Foundation (PAF) und der Tourismusbehörde von Petra (PDTRA) „ein Projekt zur Verbesserung des Gesundheitszustandes der Pferde und Esel und ihrer Arbeitsbedingungen ins Leben gerufen.“

Hilfe zur Selbsthilfe

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Die Esel und Pferde müssen den ganzen Tag schwer arbeiten. Schutz vor der brennenden Sonne gibt es keinen.

In erster Linie soll die Infrastruktur für die Tiere vor Ort verbessert werden. „Wir bauen Stallungen und Wasserableitungssysteme und modernisieren eine bestehende Tierklinik“, erklärt Robert Hengl, Projektleiter von VIER PFOTEN. „Außerdem beschaffen wir fehlende Medikamente sowie tiermedizinische Geräte und schulen die örtlichen Tierärzte, Hufschmiede und die Besitzer der Tiere.“ Die neuen Stallungen sollen im Frühsommer fertig gestellt werden. Damit werde die Versorgung mit Frischwasser zum Trinken oder für eine Dusche sichergestellt. Auch für ausreichend Schatten- und Ruheplätze sei mit den Stallungen gesorgt. Das von Vier Pfoten mitfinanzierte Projekt geht aber noch über den Bau der Stallungen hinaus. Mitarbeiter der österreichischen Tierschutzorganisation sowie der Princess Alia Foundation wollen die Tiere in den kommenden Jahren regelmäßig medizinisch betreuen und medizinisches Wissen an die Besitzer weitergeben. „Wir wollen mit den Haltern gemeinsam erreichen, dass die Pferde und Esel ein gesünderes Leben führen“, so Robert Hengl. „Nur ein Halter, der seine Tiere und deren Bedürfnisse genau kennt, kann sie optimal versorgen und zum Beispiel rechtzeitig aktiv werden, wenn sie gesundheitliche Probleme haben.“
Ein Vier-Pfoten-Team befindet sich derzeit schon im medizinischen Einsatz im Petra-Park. Gemeinsam mit zwei Tierärzten der lokalen Tierklinik leisten sie medizinische Ersthilfe. Der Großteil der vierbeinigen Patienten leide an Verletzungen und Entzündungen der Gliedmaßen. Diese seien durch zu schnelles Galoppieren auf dem harten steinigen Untergrund bedingt. Mit dem Projekt wird nicht nur den Tieren, sondern auch den einheimischen Menschen geholfen. Sie sind finanziell von den Tieren abhängig. Laut Vier Pfoten ernähre ein Vierbeiner bis zu sechs Menschen. Somit seien rund 8000 Menschen in der Region von Petra von ihren Pferden und Eseln abhängig.