Aktuell

Lipizzaner sollen Weltkulturerbe werden

Ein Artikel von Pamela Sladky | 07.05.2019 - 15:50
1314965428.jpg

In Sachen Lipizzaner machen Österreich und Slowenien nach jahrzehntelangen Streitigkeiten nun gemeinsame Sache. © Spanische Hofreitschule - René van Bakel

Das Lipizzaner etwas ganz Besonders sind, darüber war man sich in Österreich und Slowenien schon immer einig. Geteilter Auffassung war man hingegen lange Zeit darüber, welches Land in der Geschichte der berühmten Schimmel die größere Rolle gespielt hat und wer sie in Zukunft federführend bestimmen soll. 1999 gipfelte der Streit in dem Versucht Sloweniens einen Exklusivanspruch auf den Markennamen „Lipizzaner“ vor der Welthandelsorganisation geltend zu machen. Es waren Bemühungen, die - zum Ärger der Slowenen und zur Freude der Österreicher - letztlich jedoch fehlschlugen.

Ein gänzlich anderes, nämlich ein geeintes Bild, vermittelten die beiden Parteien am Dienstag anlässlich eines bilateralen Treffens im Tiroler Going an. In den Räumlichkeiten des für seine Lipizzanerzucht bekannten Stanglwirts gaben Außenministerin Karin Kneissl und ihr slowenischer Amtskollege Miro Cerar bekannt, die Lipizzanerzucht gemeinsam bei der UNESCO als immaterielles Weltkulturerbe einreichen zu wollen.

Das Going-Treffen gibt den Startschuss für die Ausarbeitung der gemeinsamen Einreichung bis März 2020. Neben Österreich und Slowenien sind auch Bosnien-Herzegowina, Italien, Kroatien, die Slowakei und Ungarn an der multinationalen Einreichung beteiligt. „Die Lipizzaner sind kulturelle Botschafter Österreichs. Der Status als immaterielles Kulturerbe soll die Tradition und auch alle jene, die diese Tradition leben und pflegen, ins Rampenlicht stellen“, so die Außenministerin. Für die UNESCO und die erfolgreiche Aufnahme in die Liste stehen vor allem die Gegenwart und Zukunft der traditionellen Lipizzanerzucht im Vordergrund. „Ziel ist die Absicherung und verstärkte Sichtbarkeit dieser Tradition“, erklärte Kneissl.

Konkret will man die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zum Erhalt der Lipizzaner-Tradition verstärken. Als Vorbilder gelten hierbei die beiden federführenden Zuchtstätten im steirischen Piber und im slowenischen Lipica. Für Österreich steht in diesem Zusammenhang vor allem die Hohe Schule der Reitkunst im Vordergrund. Für Slowenien geht es insbesondere um die spezielle Bedeutung der Karst-Landschaft für die Entwicklung der Lipizzaner-Zucht.
 

Hofreitschule seit 2016 Weltkulturerbe

Bereits 2016 wurden die Klassische Reitkunst und die Hohe Schule der Spanischen Hofreitschule zum immateriellen Kulturerbe ernannt. Neben „Falknerei“ und „Fasnacht in Imst – Schemenlaufen“ waren die Traditionen rund um die "Spanische" in Wien erst das dritte Element aus Österreich, das mit einer Aufnahme geehrt wurde. Inzwischen wurde die Liste um das Risikomanagement und den Schutz vor Lawinen (2018) und den Blaudruck (2018) erweitert.