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Totilas betrat im Jahr 2005 erstmals internationales Parkett, erreichte unter Edward Gal Kultstatus und beendete im Jahr 2015 unter Matthias Rath seine aktive Sportkarriere.  © Tomas Holcbecher

Totilas feierte 20. Geburtstag

Ein Artikel von Stephanie Schiller | 25.05.2020 - 15:58


Wenn Totilas das Viereck betrat, ließ es kaum jemanden kalt. Der Rappe polarisierte. Er sorgte für Sensationen und Skandale. Seine Geschichte bewegte, der Hengste sorgte innerhalb und außerhalb des Vierecks für Schlagzeilen und selbst Reitsport-Laien war und ist der Name Totilas ein Begriff. 
Der Geschichte des weltbekannten Dressurpferdes beginnt in Broeksterwald, einem kleinen Dorf in Friesland (NED). Dort erblickte am 23. Mai 2000 ein Rappfohlen mit Stern, Schnippe und vier weißen Fesseln das Licht der Welt. Gezogen wurde der Gribaldi-Sohn von Jan K. Schuil und Anna Visser. Seinen ersten internationalen Auftritt hatte Totilas im Alter von fünf Jahren bei der Weltmeisterschaft der jungen Dressurpferde in Verden. Unter Jiska van den Akker wurde er Vierter. Ein Jahr später nahm Edward Gal im Sattel des KWPN-Hengstes Platz. Der erste Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. Im Jahr 2009 entschied das Duo die nationalen niederländischen Meisterschaften für sich und verwies eine damals dominierende Anky van Grunsven auf die Ränge. Noch im gleichen Jahr vertraten Totilas und Gal die Niederlande bei den Dressur-Europameisterschaften im britischen Windsor. Die Ausbeute: Gold im Mannschaftsbewerb und in der Kür, Silber im Spécial. In der Grand-Prix-Kür hatte das Richterkollegium über 90 Prozent gezückt, ein bis dato unerreichtes Ergebnis. Den frisch aufgestellten Rekord überbot das Paar noch im gleichen Jahr bei der Weltcup-Etappe in London. Nun standen 92,30 Prozent zu Buche. 

Faszination Totilas
Fachwelt und Publikum zeigten sich gleichermaßen vom „Trab- und Piaffewunder“ Totilas begeistert. Gleichzeitig wurden erste kritische Stimmen laut. Das tat dem Erfolg und dem Kult, der um den Rapphengst entstand, allerdings keinen Abbruch. Und das Duo siegte weiter: etwa beim CHIO Aachen oder bei den Weltreiterspielen Kentucky (USA) im Jahr 2010, wo sich das Duo neben Mannschafts-Gold auch beide Einzel-Goldmedaillen sicherte. 

Im Oktober 2010 kündigten Moorland Stables, die Besitzer des Hengstes, schließlich den Verkauf von Totilas an. Für eine kolportierte Summe von zehn Millionen Euro ging er in den Besitz von Paul Schockemöhle über. Ebenfalls Teil des Käuferkonsortiums war Ann Kathrin Linshoff, deren Stiefsohn Matthias Alexander Rath von nun an die Zügel des „Wunderhengstes“ übernahm. 

Die neue Partnerschaft sollte jedoch unter keinem guten Stern stehen. Schon bei den Europameisterschaften in Rotterdam (NED) im Jahr 2011 blieb die von Deutschland ersehnte Einzelmedaille aus. Verletzungen verhinderten weitere Auftritte und im Jahr 2012 erkrankte Rath an Pfeiffer’schem Drüsenfieber, weshalb das Paar den Olympiastart in London (GBR) auslassen musste. Danach fiel der Hengst immer wieder verletzungsbedingt aus, sodass Rath und Totilas erst im Jahr 2014 wieder an den Start gingen. Bei seinem Comeback im belgischen Kapellen ging das Duo siegreich vom Platz, es folgten weitere Erfolge in Wiesbaden und Aachen. Kurz vor den Weltreiterspielen im französischen Caen dann die nächste Verletzung – man verzichtete zum Wohl des Pferdes auf einen Start. 

Glanzloses Karriereende
Bei den Europameisterschaften 2015 in Aachen sollte Totilas zum letzten Mal Championatsboden betreten – und dabei erneut für Aufsehen sorgen. Schon beim ersten starken Trab wurde deutlich, dass der Hengst mit einem Bein kürzer trat. Die Taktfehler der linken Hinterhand sorgten nicht nur für heftige Diskussionen, sondern schlussendlich auch für das vorzeitige EM-Aus von Totilas. Er wurde zur weiteren Abklärung in eine belgische Klinik gebracht, wo ein Knochenödem diagnostiziert wurde. Eine Diagnose, die das Karriereende des schwarzen Hengstes besiegelte. 

Totilas ist seither im Deckeinsatz und wird auch noch geritten. Am vergangenen Wochenende wurde der Hengst, der einst die Dressurwelt auf den Kopf stellte, 20 Jahre alt. Möge er noch viele weitere glückliche Pensionsjahre verbringen dürfen!