Eine der vielen Neuerungen von Klissenbauer und Gürtler: Frauen an der Spanischen, im Bild links Hannah Zeitlhofer, Elevin seit Dezember 2008. © Spanische Hofreitschule/Herbert Graf
Am 11. Jänner lud die Leitung der Spanischen Hofreitschule/ Bundesgestüt Piber, Generaldirektorin KR Dipl.-Kffr. Elisabeth Gürtler und Mag. Erwin Klissenbauer, zum Pressegespräch, um eine erste Bilanz ihrer dreijährigen gemeinsamen Tätigkeit zu ziehen. Als sie am 1. Dezember 2007 ihre neuen Aufgaben übernahmen, „waren wir im Glauben, einen sanierten Betrieb zu übernehmen. Dem war aber nicht so. Die Ausgangssituation war: Abgänge von 2,7 Millionen Euro und harsche Kritik des Rechnungshofs“, so Gürtler eingangs zu ihren Ausführungen. 28 Punkte hatte der Rechnungshof ins Lastenheft geschrieben, bis heute wurden 14 davon erfolgreich umgesetzt, „die Spanische gilt diesbezüglich als Musterschüler“.
Eine der größten Herausforderungen war die Implementierung eines neue Gehaltsschemas, das für eine gerechtere Verteilung der Lebensverdienstsumme sorgt. Dringend geboten war auch, neue Einnahmequellen zu erschließen. „Bis ins Jahr 2007 gab es 35 Vorführungen im Monat, zu Zeiten Podhajskys, als nur 50 Pferde an der Spanischen waren, gab es immerhin fast 70 Vorführungen. Wir haben die Anzahl der Vorführungen wieder auf 72 angehoben. Mit mittlerweile über 100 Pferden bedeutet das auch keine zu große Belastung, vor allem, da jedes Pferd maximal sieben bis zehn Minuten eingesetzt wird“, so Gürtler. Auch die Zahl der öffentlichen Morgenarbeiten wurde erhöht, die Pause im Jänner und August gestrichen. Durch den ganzjährigen Betrieb des dritten Standortes am Heldenberg können die Hengste öfter auf Kurzurlaub gehen, auch ist dort seit 2010 durch den Bau einer Halle ein kontinuierliches Training zum Aufbau einer zweiten Pferdeequipe möglich. Seminare und Kurse in Zusammenarbeit mit dem Verein zur Förderung der Klassischen Reitkunst (GER) sollen auch am Heldenberg ab 2011 für Einnahmen sorgen.
Neben den Vorführungen und Morgenarbeiten, deren Umsätze von 3,3 Mio. in 2007 auf 4,3 Mio. Euro in 2010 gesteigert werden konnten, zeigen auch die Führungen durch die Hofreitschule eine starke Aufwärtsentwicklung (Umsatzsteigerung von 390.000,– Euro in 2007 auf 563.000,– Euro in 2010). Auch im Souvenirshop, der jetzt von der Hofreitschule selbst geführt wird, sind die Jahresumsätze deutlich gestiegen (2008: 790.000,– Euro, 2010: 930.000,– Euro). Weitere Einnahmequellen sind die kurz und langfristige Vermietung von Räumlichkeiten in Wien und Piber, Lizenzvergaben und Eigenveranstaltungen – zwei Fundraising Dinners und die Fête Impériale, die einen Reingewinn von 356.000,– Euro brachten. Auch heuer wird es am 7. Juli wieder einen Ball geben, für Oktober ist die dritte Fundraising Gala geplant.
Für die Gesundheit der Lipizzaner wird ebenfalls viel getan, für die regelmäßige und schonende Bewegung steht ihnen Europas größte ovale Führanlage zur Verfügung, ein Handbuch zu Tiergesundheit, ein Leitfaden für den pfleglichen Umgang mit den Pferden, und regelmäßige Kontrollen durch den Tierarzt sollen sicherstellen, dass es den Lipizzanern an nichts fehlt.
Auch der Ausbildungsstand der Pferde wird nun regelmäßig überprüft, halbjährlich begutachten externe Richter den Fortschritt von Ross und Reiter. Ab 2011 wird die Ausbildung der ElevInnen auf eine staatlich anerkannte Lehrlingsausbildung umgestellt, die nach drei Jahren mit dem Pferdewirt abschließt.
Ein wesentlicher Punkt ist auch die Unterstützung durch Sponsoren, die der Hofreitschule vor allem durch Sachleistungen Gutes tun, so stammen die neuen Reitböden von der Ripro GmbH, Happy Horse und AlpenSpan versorgen mit Einstreu, Land Rover stellt ein Fahrzeug zur Verfügung, um nur einige zu nennen. Für 2011 konnten Audemars Piguet und die Vita Life HandelsgmbH neu als Sponsoren gewonnen werden.
Mit André Heller wird derzeit an einem neuen Beleuchtungskonzept für die Winterreithalle gearbeitet, um die Aufmerksamkeit der Zuschauerinnen besser lenken zu können, und auch die Tourneen sollen durch Balletteinlagen und ein Liveorchester aufgewertet werden. Im Jahr 2011 ist eine Tournee nach Paris geplant, derzeit in Verhandlung ist Moskau, fi x ist auch ein Gastauftritt in Saumur (FRA) sowie drei Vorführungen in Saarbrücken.
Auch aus der Zucht gibt es Positives zu vermelden: „Piber lässt sich derzeit das Ursprungszuchtbuch sowohl von internationalen staatlichen Zuchtbetrieben als auch von privaten Züchtern anerkennen.“ Die Qualität der Pferde sei wesentlich verbessert worden, durch eine fundierte Ausbildung wolle man die Verkaufspferde auch attraktiver für den Markt machen.
Die schwarze Null, für 2010 in Aussicht gestellt, wurde allerdings durch die allgemein schlechte Wirtschaftslage, die Absage der Tournee in die USA und das Ausbleiben von Gästen durch den isländischen Vulkanausbruch vereitelt. Für 2011 steht nun erstmals ein realistisches Plus von rund 300.000,– Euro im Plan.