Sie sind untrennbar mit dem Times Square verbunden, tauchen regelmäßig um den Coney Island Boardwalk, außerhalb des Rockefellercenters, beim Yankee Stadium und bei Demonstrationen auf, die auf den Straßen New Yorks zum Alltag gehören. Die Rede ist von den Reitern der New Yorker Polizeistaffel – von Polizeikommissar Raymond W. Kelly auch gerne „Ten Foot Cops“ genannt, weil Pferd und Reiter zusammen gut drei Meter hoch sind. Sie gehören zahlenmäßig zu den stärksten berittenen Einheiten der USA, doch auch sie sind nicht immun gegen den finanziellen Druck, der viele Städte Amerikas dazu veranlasst die Polizei auf dem Pferderücken einzustellen.
Vor Kürzungen nicht verschont
Die Reiterstaffel von New York ist im letzten Jahrzehnt deutlich dezimiert worden. Die Zahl der berittenen Polizisten schrumpfte von 130 auf 79, die Zahl der Pferde von 125 auf 60, wie der stellvertretende Kommissar Paul J. Browne weiß.
Während andere Abteilungen mit Imageproblemen kämpfen, erfreut sich die Reiterstaffel ungebrochener Beliebtheit. © Stewart
Während derselben Zeit verlor das gesamte New Yorker Ressort 6000 Polizisten durch Kürzungen. Trotzdem stehen die beritten Polizisten in New York gut da: während andere Städte wie Philadelphia, Bosten und San Diego alle Pferde längst in Pension geschickt haben, ist die Reiterstaffel aus NYC noch immer stark aufgestellt, trotz reduzierter Anzahl. Sie gilt als Eliteeinheit und ist deshalb für Polizisten eine höchst erstrebenswerte Abteilung.
Beliebter als Kim Kardashian
Die gesteigerte Übersicht, die die Pferde den Reitern verleihen wirke zweierlei, so Browne: einerseits ermögliche sie den Polizisten einen besseren Überblick über einen größeren Bereich, andererseits werden die Polizisten selbst auch aus weiterer Ferne wahrgenommen.
Dank ihrer Größe haben die "Ten Foot Cops" einen guten Überblick über den bewegten New Yorker Alltag. © vonSchnauzer
Dieser Umstand helfe Kriminelle abzuschrecken, aber die Polizisten könnten so auch leichter gefunden werden, wenn Hilfe benötigt würde. So wie es vergangenes Jahr im Mai der Fall war, als zwei Straßenverkäufer auf dem Times Square nach Hilfe Ausschau hielten, nachdem sie Rauch aufsteigen sahen von einem Gegenstand, der sich später als Autobombe entpuppen sollte. „Sie sahen sich hilfesuchend um und die ersten Uniformierten die sie wahrnahmen waren zwei berittene Polizisten, die prompt reagierten und das Gebiet von Schaulustigen räumten bevor die Einsatztruppe einlangte“, so Browne.
Fürsprecher der berittenen Polizei bedauern deren schwindende Zahl und bemängeln die übereifrigen Hafer-Zähler in den landesweiten Rathäusern. Romantiker haben eine nostalgische Verbindung zu ihnen. Auch viele Offiziellen der Polizei schätzen sie und betonen, dass ein berittener Polizist so effektiv wäre wie sieben bis zehn Mann ohne Pferd, dass ihre bessere Sichtbarkeit Kriminalität vermindere und dass ihre Beliebtheit in der Öffentlichkeit eine willkommene Abwechslung zu dem Misstrauen und dem kühlen Verhältnis zur Bevölkerung wären, mit denen die meisten anderen Abteilungen zu kämpfen hätten. „Ich traue mich sogar zu sagen, dass sie öfter fotografiert werden, als Kim Kardashian“, so Browne über die Uniformierten auf dem Pferderücken.
Doch andere sehen die Polizeipferde als reine kostspielige Sentimentalität an, sie wären eher Show-, als Arbeitspferde. Berittene Polizisten seien nicht sonderlich schnell und die Pferde wären bei Massenansammlungen immer wieder ein Sicherheitsrisiko, weil es vorkäme, dass sie Menschen verletzen oder niedertrampeln würden. Zudem wären berittene Polizisten für alltägliche Einsätze ungeeignet, weil sie nicht auf eingehende Notrufe reagieren könnten. Nachdem viele Abteilungen mit Kürzungen und Entlassungen zu kämpfen habe, wird die berittene Staffel mittlerweile von vielen als reiner Luxus angesehen.
New Yorker Markenzeichen mit Präsenz
Trotzdem: Von einer Einstellung der Reiterstaffel spricht niemand. Dafür ist die Beliebtheit von Ross und Reiter zu groß. Wenn auch ihre Einsatzfähigkeit in den modernen Häuserschluchten längst nicht mehr so effektiv ist, wie in den guten alten Zeiten, so gibt es eine Aufgabe, die sie nach wie vor mit Bravour meistern: die Imagepflege.
Die berittenen Polizisten machen Eindruck: wo sie auftauchen, passiert normalerweise nichts. © DIDEO
Egal ob sie von Touristen fotografiert werden, in Reih und Glied bei Großanlässen oder bei Demonstrationen ihren Mann stehen: Sie machen Eindruck und demonstrieren Präsenz. In einem Zeitungsbericht brachte es ein Offizier der New Yorker Reiterstaffel der Achtziger Jahre auf den Punkt. Als Antwort auf die Frage, ob er denn mit seinem Pferd noch oft eingreifen müsse, sagte er: «Wo wir auftauchen, passiert normalerweise nichts – man sieht uns und beschließt, dass es vernünftiger ist, sich zu benehmen.»