Die weltbekannte prähistorische Malerei in der Höhle von Pech-Merle zeigt gepunktete Pferde, wie sie zum damaligen Zeitpunkt tatsächlich existierten. © Archiv
Archäologen diskutieren schon seit langer Zeit darüber, ob es sich bei Kunstwerken der Altsteinzeit, insbesondere die Höhlenmalerei, um Darstellungen der natürlichen Umwelt handelt oder um Fantasiegebilde mit symbolischer oder religiöser Bedeutungen. Dies gilt auch für das 25.000 Jahre alte Höhlengemälde der „Gepunkteten Pferde“ aus der Tropfsteinhöhle von Pech-Merle im Südwesten Frankreichs. Es zeigt weiße Pferde mit dunklen Flecken: Tigerschecken. Eine Fellzeichnung die vor allem im Zeitalter des Barock sehr beliebt war, dann aber aus der Mode geriet und fast zur Gänze verschwand. Heute finden sich Tigerschecken vor allem unter den Knabstruppern, Norikern und Appaloosas.
Bisher gingen Wissenschaftler davon aus, dass es sich bei den Schenken in Pech-Merle um imaginäre Figuren, gemalt von Schamanen handelt. Dafür sprach auch die bislang gehegte Ansicht, dass derartige Farbvariationen für das Beutetier Pferd viel zu auffällig und damit lebensbedrohlich gewesen wären und sie deshalb erst mit der Domestikation des Pferdes entstanden seien.
Bunte Steinzeitpferde
Ein internationales Forscherteam, geleitet von Wissenschaftler des Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) in Berlin, analysierte nun bis zu 35.000 Jahre altes Erbmaterial aus 31 fossilen Wildpferdknochen aus West- und Osteuropa, von der Iberischen Halbinsel und aus Sibirien.
Dabei fanden sie heraus, dass vier Proben aus dem Pleistozän und zwei aus der Kupferzeit aus West- und Osteuropa die Genvariante hatten, die für die Tigerscheckung verantwortlich ist. Das ist der erste echte Beweis dafür, dass es Pferde in dieser Zeit mit gescheckter Fellfärbung gab. Darüber hinaus besaßen 18 Pferde eine braune Fellfarbe, sieben waren schwarz. Damit existierten alle Farben, die in Höhlenbilder vorkommen - braun, schwarz und gescheckt – schon zur damaligen Zeit.
„Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass zumindest für Wildpferde die Höhlenmalereien aus der Altsteinzeit, unter anderem die bemerkenswerten Darstellungen der „Gepunkteten Pferde“, die Wirklichkeit in der entsprechenden Zeit eins zu eins dokumentieren. Während frühere DNA Studien nur Hinweise auf braun und schwarz gefärbte Pferde offenlegten, zeigt unsere Studie eindeutig, dass der Tigerschecken-Komplex, mehrere durch dasselbe Gen hervorgerufene Scheckungsmuster beim Pferd, schon bei prädomestizierten Pferden vorkam und dass die Menschen in dieser Zeit vor fast 25.000 Jahren dieses in Höhlenzeichnungen dokumentierten“, so Prof. Michi Hofreiter von der University of York (Großbritannien).
Die Tatsache, dass vier von zehn Proben der westeuropäischen Pferde aus dem Pleistozän das Erbbild besitzen, das für das Erscheinungsbild der Tigerschecken verantwortlich ist, lässt vermuten, dass dieser Typ keineswegs selten im damaligen Westeuropa vorkam. Die Wissenschaftler vermuten, dass die Pferde durch diese besondere Färbung in schneereichen Gebieten besser getarnt waren und damit einen Überlebensvorteil hatten .Unbestritten bleibt hingegen, dass die Mehrheit der steinzeitlichen Pferde braun war – in 18 von 31 Proben ließ sich genetisch diese Fellfarbe nachweisen.
Die komplette Studie wurde im Wissenschaftsfachblatt „Proceedings“ der US-amerikanischen Akademie der Wissenschaften (PNAS) veröffentlicht.
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