Was ist aus den 1.700 Mustangs geworden, die Tom Davis von der Regierung gekauft hat? Die Vermutugn drängt sich auf, dass sie ein bitteres Ende in einem der Schlachthöfe Mexikos genommen haben. © MAXFX - Fotolia.com
Das amerikanische Bureau of Land Management (BLM) steht derzeit im Zentrum schwerer Anschuldigungen. Als Landverwaltungsamt ist es unter anderem für die wildlebenden Mustangs zuständig, die auch heute noch den Westen der USA bevölkern. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts bewegte sich der Bestand noch in Millionenhöhe. Doch dann entdeckte man den Nutzen der Pferde als Schlachttiere, die Mustangs wurden zu Tierfutter und Düngemittel verarbeitet, bis sie in den 1970er Jahren auf besorgniserregende 17.000 Tiere dezimiert worden waren. 1971 sprach sich der Kongress für den Schutz der verbliebene Herden aus, die man “als lebendes Symbol für den historischen Pioniergeist der Region“ bezeichnete. Danach galt es per Gesetz als Verbrechen, Wildpferde in irgendeiner Weise zu drangsalieren oder gar zu töten.
Nach und nach erholte sich der Bestand, bis er 1983 auf beachtliche 65.000 Tiere angewachsen war. Doch in dieser Größenordnung wurden die Pferde allmählich zur Bedrohung für die übrige Wildtierpopulation und gerieten zudem in Konkurrenz mit den Viehherden um die vorhandenen Weideflächen.
Auf der Suche nach einer Lösung
Um wieder ein gesundes ökologisches Gleichgewicht herzustellen, begann das BLM jährlich etwa 9.400 Tiere zusammenzutreiben und in Ausweichgebiete zu verfrachten. So konnte zwar die Zahl der Wildpferde auf konstant rund 35.000 Tiere beschränkt werden, für die eingefangenen Mustangs musste jedoch eine neue Bleibe her. Also suchte man in der pferdeliebenden Bevölkerung nach Käufern für die Wildlinge. Zum Schnäppchenpreis von 125 US-Dollar ist ein Pferd zu haben, Käufer müssen sich jedoch per Vertrag dazu verpflichten, das Tier nicht an den Schlachter weiterzuverkaufen (eine nachträgliche Kontrolle über den Verbleib der Tiere gibt es allerdings nicht).
Doch genau das scheint jetzt passiert zu sein – und zwar im großen Stil. Denn trotz dieses Bagatellbetrages hielt sich das Interesse an den Mustangs sehr in Grenzen, sodass heute rund 47.000 Tiere in eigens eingerichteten Gehegen leben und mit einem immensen Aufwand an Steuergeldern erhalten werden müssen.
Tom Davis als Lichtschein am Ende des Tunnels
Einen Lichtblick in der Misere lieferte Tom Davis. Der seit langem als Fürsprecher für die Pferdeschlachtung bekannte Davis kontaktierte das BLM zum ersten Mal im Jänner 2008. Seit dieser Zeit wurden gemäß den Aufzeichnungen des Amtes insgesamt 1.700 Pferde (36 in 2008, 560 in 2009, weitere 332 Pferde im Jahr 2010, 599 in 2011, und 239 in den ersten vier Monaten in 2012) an den 64-Jährigen verkauft, der nach eigener Aussage das Fleisch eines gut gefütterten Jährlingshengstes zu seinen Leibspeisen zählt. Rund 1.700 Pferde also, für die das BLM lächerliche 17.630 US-Dollar an Einnahmen verbuchte. Umgerechnet erhielt man pro Pferd gerade mal 10 Dollar.
Darüber, was mit all den Pferden passiert ist, hält Davis sich bedeckt. Er habe sie an ein schönes zu Hause, vornehmlich im Südosten der USA, vermittelt, so der selbsternannte Pferdefreund. Kundennamen oder andere konkrete Angaben will er jedoch beileibe nicht preisgeben.
Während man beim BLM nichts von den Anschuldigungen wissen möchte – immerhin kann man auf einen unterzeichneten Vertrag verweisen, in dem der Pferdehändler erklärt, dass er keines der erworbenen Pferde der Schlachtung zuführt – scheint die Vermutung immer wahrscheinlicher, dass die Reise der von Davis gekauften Mustangs in einem mexikanischen Schlachthof (in den USA ist das Schlachten von Pferden allgemein per Gesetz verboten) ihr Ende gefunden hat. Ein Unding für amerikanische Tierschützer, die deshalb auf die Barrikaden steigen und schwere Anklage gegen das BLM erheben. Dort beruft man sich derweilen auf die Unschuldsvermutung, die für jeden us-amerikanischen Bürger gilt, ganz egal, wie offensichtlich die Indizien auch sein mögen. Denn konkrete Beweise gibt es nicht.
Manchmal sei er von Mitarbeitern der Behörde gefragt worden, was mit den Pferden passiere - er hätte dann nur geantwortet: „Das geht euch verdammt noch mal nichts an“. „Sie fragen mich nie zu eindringlich. Es lässt sie gut aussehen, wenn sie die Pferde loswerden, weißt du?“, kommentiert Davis die Angelegenheit. „Jedes Pferd, das ich ihnen abnehme, spart ihnen eine Menge Geld. Ich tue ihnen bloß einen Gefallen. Und ich tue dem amerikanischen Volk einen Gefallen.“
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