Ungefähr 1.000 freilebende Pferde gibt es in dem rumänischen Gebiet um den Bereich des Letea Waldes im Donaudelta. „Eine Wildpferde-Population dieser Größe kann schon einmal das natürliche Gleichgewicht durcheinander bringen“, so Robert Hengl, Leiter der Pferdeprojekt-Abteilung VIER PFOTEN. „Aus diesem Grund haben wir ein Geburtenkontroll-Programm ins Leben gerufen, das auf einer wissenschaftlich fundierten und humanen Methode basiert.“
Empfängnisverhütung für Wildpferde
Diese Methode basiert auf einer Impfung der Stuten zur Empfängnisverhütung, womit die Population der Wildpferde reguliert und das Gleichgewicht zwischen der heimischen Tier- und Pflanzenwelt in Letea erhalten bleiben soll. Tierarzt Dr. Ovidiu Rosu von VIER PFOTEN ist stolz, Teil dieses Pionierprojekts zu sein, das den Wildpferden ermöglichen soll, weiter frei im Donaudelta zu leben „Es ist das erste Mal, dass diese Art der Geburtenkontrolle bei einer Wildtierpopulation in Europa angewandt wird. Unser Ziel ist es, bis Frühlingsbeginn 100 Stuten zu impfen.“ Die rauen lokalen Wetterbedingungen werden für das Team eine besondere Herausforderung darstellen, dennoch ist der Startzeitpunkt geeignet, da im Frühling die Stuten wieder trächtig sein könnten. Der Impfstoff beeinträchtigt einen bereits vorhandenen Fötus nicht, stellt aber sicher, dass die Stute in der nächsten Paarungszeit nicht trächtig wird, indem er die Befruchtung der Eizelle verhindert.
Die Impfung der Stuten
Erstmalig wird diese Art der Geburtenkontrolle bei einer Wildtierpopulation in Europa angewandt. © VIER PFOTEN / Tibor Rauch
Die Impfung wirkt ein Jahr lang und muss dann, ähnlich wie andere Impfstoffe, jedes Jahr vor der Paarungszeit aufgefrischt werden. Während die Auffrischung auch aus Distanz mit einem Betäubungsgewähr durchgeführt werden kann, müssen die Stuten zur erstmaligen Injektion unter Narkose gestellt werden. Dabei wird von den Tierärzten eine gründliche medizinische Untersuchung durchgeführt und zu Studienzwecken eine Blutprobe entnommen. Damit die geimpften Stuten später wieder identifiziert werden können, bekommen sie außerdem eine Markierung am Ohr. Abschließend erhalten sie die Empfängnisverhütungs-Injektion.
Forschung für den Erhalt
Die ersten 15 Stuten wurden kürzlich geimpft und weitere werden folgen. Derzeit ist das Geburtenkontroll-Programm auf eine Dauer von drei Jahren ausgelegt. Allein zwei Jahre verhandelte die Tierschutzorganisation mit den rumänischen Behörden um die Durchführung dieses Pilotprojektes. Die bei den Untersuchungen und Langzeitbeobachtungen entstehenden medizinischen Aufzeichnungen werden in enger Zusammenarbeit und unter der Leitung der Fakultät für Tiermedizin in Bukarest und der „Romanian Sanitarian – Veterinarian Authority“ (ANSVS) und mit der Zustimmung der Gemeindevertretung durchgeführt. Kürzlich sind auch andere Institutionen, wie die Fakultät für Tiermedizin Cluj, hinzugestoßen, um sich mehr Wissen über die Letea Population anzueignen. VIER PFOTEN hat es sich außerdem zur Aufgabe gemacht, ein Gesetz zu erwirken, dass den Status dieser einzigartigen Wildpferdepopulation klar definiert und die Tiere vor jeglichen Grausamkeiten schützt.
Über die Organisation
VIER PFOTEN ist eine international tätige Tierschutzorganisation mit Hauptsitz in Wien. Die 1988 von Heli Dungler gegründete Organisation setzt sich mit nachhaltigen Kampagnen und Projekten für den Tierschutz ein. Grundlagen dafür sind wissenschaftliche Expertise, fundierte Recherchen sowie intensives nationales und internationales Lobbying. Der Fokus liegt auf Tieren, die unter direktem menschlichen Einfluss stehen: Streunerhunde und -katzen, Labor-, Nutz-, Wild- und Haustiere sowie auf Bären, Großkatzen und Orang-Utans aus nicht artgemäßer Haltung. Mit Niederlassungen in Österreich, Belgien, Bulgarien, Deutschland, Großbritannien, Niederlande, Rumänien, Schweiz, Südafrika, Ungarn, Ukraine und den USA sorgt VIER PFOTEN für rasche und direkte Hilfe für Tiere in Not. 2013 feiert die Organisation ihr 25-jähriges Jubiläum. Mehr Infos auf: www.vier-pfoten.at.