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Pferde setzten Augen und Ohren gezielt ein, um die Aufmerksamkeit ihrer Artgenossen in eine bestimmte Richtung zu lenken. © Just Chaos

Pferdeaugen und -ohren wichtige Tippgeber für Artgenossen

Ein Artikel von Pamela Sladky | 05.08.2014 - 10:46
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Pferde setzten Augen und Ohren gezielt ein, um die Aufmerksamkeit ihrer Artgenossen in eine bestimmte Richtung zu lenken. © Just Chaos

Bisher hatte man angenommen, dass Tiere, die wie Pferde ihre Augen an der Seite des Kopfes haben, gar keine Rückschlüsse aus der Blickrichtung ihrer Artgenossen ziehen. Diese These konnte nun von den beiden Psychologinnen Karen McComb und Jennifer Wathan von der englischen University of Sussex in einer Studie widerlegt werden.

Auch bei der menschlichen Kommunikation spielen die Augen eine entscheidende Rolle. Was wir allerdings nicht nutzen um uns verständlich zu machen, sind unsere Ohren. Das liegt vor allem daran, dass sich die äußere Ohrmuskulatur des Menschen im Laufe der Evolution zurückentwickelte - nur wenige Menschen können heute noch ihre Ohren willkürlich bewegen. Ganz anders die Pferde. Ihre langen beweglichen Hörorgane sind wie Radarantennen, die kaum stillstehen. Auf diese Weise kann das Pferd auch die leisesten Geräusche erfassen – im täglichen Überlebenskampf des einstigen Beutetiers ein entscheidender Vorteil. Doch Pferdeohren können viel mehr. Schon Reitanfänger lernen, dass die Ohrenstellung viel über die Gemütsverfassung des Pferdes ausdrücken und damit auch ein wichtiger Teil der equinen Kommunikation ist.

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Waren Augen und Ohren des Artgenossenportraits zu sehen, entschieden sich gut drei Viertel der Probanden für jenen Futtereimer, für den sich auch das abgebildete Tier zu interessieren schien. War eines der beiden Sinnesorgane auf dem Pferdefotos verdeckt, schienen die Ohren des Gegenübers die Wahl stärker zu beeinflussen als dessen Augen. © Current Biology

Grund genug für die beiden Psychologinnen, dem Pferde-Hörorgan in ihrer Studie besondere Aufmerksamkeit zu widmen. Laut eigenen Aussagen begaben sich die Forscherinnen begaben sich damit auf Neuland, denn bislang hätten sich Aufmerksamkeitsstudien an Tieren lediglich auf die Anzeiger, die auch der Mensch benutzt, konzentriert: an Körperhaltung, Kopfhaltung und Blicke. „Niemand hat mal darüber hinaus geschaut“, erläutert Wathan. Zu unrecht, denn "Pferde müssen sowohl Augen als auch Ohren eines Artgenossen sehen, um die Richtung deuten zu können", so die Kommunikationsexpertin.

Zu diesem Schluss kam die Studie, als man die Aufmerksamkeit von 72 Pferden anhand zweier Futtereimer testete und den Probanden gleichzeitig lebensgroße Porträts von Artgenossen zeigte, die Augen und Ohren auf einen der beiden Kübel gerichtet hatten. Trotzdem die etwa drei Meter voneinander entfernten Eimer die gleiche Menge Futter enthielten, entschieden sich die Pferde in gut 75 Prozent der Fälle für jenen Futtereimer, für den sich auch das abgebildete Tier zu interessieren schien.

Ganz anders fiel die Wahl aus, wenn die Forscherinnen Ohren oder Augen des abgebildeten Pferdes verdecken. Dann hielt sich die Entscheidung zwischen den beiden Eimern in etwa die Waage, der Proband wählte nach dem Zufallsprinzip. Im Test schienen die Ohren für die Entscheidung noch wichtiger zu sein als die Augen. Außerdem widmeten die Testpferde ihrem aufgedruckten Artgenossen weniger Aufmerksamkeit, wenn Teile seines Kopfes verdeckt waren, bevor sie sich über den Eimerinhalt hermachten.


Die Studie kam allerdings auch zu dem Ergebnis, dass Pferde offenbar nicht allen Artgenossen die gleiche Bedeutung beimessen. Die Forscherinnen zeigten den Tieren Bilder zweier unterschiedlicher Pferde - und eines der beiden beeinflusste die Wahl des Futtereimers stärker als das andere.