Wenn es um Geld, Prestige und Anerkennung geht, gerät das Pferdewohl oft zur Nebensache. © Kseniya Abramova - Fotolia.com
It’s the money, stupid! Es ist das Geld, das den internationalen Distanzreitsport so verdorben hat, dass man schon nicht mehr von einer Krise, sondern einer Katastrophe sprechen muss. Bei der Diskussion am 14. März in Stadl-Paura, bei der international renommierte Fachleute mit Offiziellen und Aktiven der österreichischen Distanzszene diskutierten (in der Aprilausgabe der Pferderevue ab Seite 68), wie es mit der einst so angesehenen Pferdesportdisziplin weitergehen kann, wurde das Problem deutlich angesprochen: Geld regiert die Welt – und das gilt nicht nur für die Endurance.
Die Gefahr, die von hohen Summen ausgehe, dürfe man nicht unterschätzen. Es muss gar nicht das Kuvert sein, das hinter verschlossenen Türen überreicht wird. Einflussnahme kommt auch im Gewand einer großzügigen Einladung, in der Form eines hohen Preisgeldes, in der Verkleidung eines attraktiven Sponsorings daher. Geschenke können ungeahnte Gefahren bergen, dies mussten schon die Trojaner erfahren, als sie das hölzerne Pferd in ihre Stadtmauern gezogen hatten und zu spät erkannten, dass in ihm der Untergang lauerte. Ähnlich ging es dem Distanzsport: Was zunächst als positive Belebung, als Chance auf erhöhte mediale Aufmerksamkeit, als Attraktivierung des Sports wahrgenommen wurde, führte bald dazu, dass alle Regeln außer Kraft gesetzt schienen – zum Schaden der Pferde, der korrekt agierenden ReiterInnen und letztlich der gesamten Disziplin.
Doch die Diskussion führte noch tiefer, stellte Grundsätzliches in Frage: Kann ein wettkampfmäßig betriebener Pferdesport, in dem es darum geht, schneller zu rennen, höher zu springen, die Beine höher zu werfen, überhaupt pferdegerecht sein? Von Doping, unerlaubter Medikation und fragwürdigen (Trainings)Methoden war an dieser Stelle schon oft die Rede, auch davon, dass es heuchlerisch ist, anzunehmen, dass im Leistungssport von einzelnen nicht alles ausgeschöpft wird, was legal ist und vielfach auch etliches, was nicht legal ist. Wenn dann ein Reiter, eine Reiterin wegen eines positiven Medikationstests, wegen Blut am Pferdemaul, wegen offener Flanken oder eines eingerollten Pferdehalses auffällig wird, dann ist die offizielle Diktion meist: ein Ausrutscher, ein unglücklicher Moment. Schuld war das kontaminierte Futter oder fehlerhaftes Equipment. Die Wahrheit aber ist: Schuld ist der Sport an sich, die Regeln, nach denen er funktioniert, denen er sich unterworfen hat. Deswegen, so das Fazit, werden wir uns damit beschäftigen müssen, wie der Pferdesport kompetitiv und pferdegerecht zugleich gestaltet werden kann. Nicht nur aktuell auf das Distanzreiten bezogen, sondern grundsätzlich.