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The Makemakes-Frontmann Dominic Muhrer hat beim Videodreh zu "You are not Alone" mit Working-Equitation-Star Eduardo Almeida und dessen Hengst Blut geleckt. Jetzt will er selbst lernen, wie man reitet. Sabine Wagner erklärt wie's geht. © Stephanie Schiller

Aufs Pferd gekommen: The Makemakes-Sänger Dominic Muhrer steigt in den Sattel

Ein Artikel von Stephanie Schiller | 05.05.2015 - 08:13
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The Makemakes-Frontmann Dominic Muhrer hat beim Videodreh zu "You are not Alone" mit Working-Equitation-Star Eduardo Almeida und dessen Hengst Blut geleckt. Jetzt will er selbst lernen, wie man reitet. Sabine Wagner erklärt wie's geht. © Stephanie Schiller

Kaum überquert man auf der Autobahn die Landesgrenze zwischen Oberösterreich und Salzburg tauchen sie auf einem übergroßen Plakat am rechten Fahrbahnrand auf. In lässigen Hemden posieren sie vor einer Holzhütte, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, den Blick zielstrebig nach vorne gerichtet. Darunter die Aufschrift „Salzburger Land. The sound of Europe“. Fast zeitgleich erklingt im Radio die Melodie des Liedes „I’m yours“. Österreichs Songcontest-Teilnehmern, The Makemakes, kann man mittlerweile kaum noch entkommen. Sie sind omnipräsent. Im Radio, auf Plakatwänden, in der Fernsehwerbung. Dort reitet Sänger Dominic „Dodo“ Muhrer auf einem schicken Apfelschimmel zum Bahnhof. Doch der Thalgauer ist nicht nur mehr via TV im Sattel zu bewundern – auch in einem kleinen Stall in Obertrum am See ist Dodo ab sofort hoch zu Ross anzutreffen.

Ganz fremd ist ihm dieses Gefühl nicht mehr. Anlässlich der Produktion des Musikvideos zum neuen Song „You are not alone“ durfte der Salzburger vergangenen Herbst in Portugal schon in den Sattel des lackschwarzen Lusitanos Santo von Working-Equitation-Star Eduardo Almeida steigen. (Einen ausführlichen Bericht zum Video-Dreh gibt’s in der Mai-Ausgabe der Pferderevue) Auch für den Dreh des Songcontest-Werbespots wählten die Makemakes ein Pferd. Dadurch ist Dodo auf den Geschmack gekommen. Er will nun endlich selbt reiten lernen. „Ich stelle es mir toll vor, sein Pferd so im Griff zu haben, dass man einfach gemeinsam in die Natur hinausreitet. Das würde ich auch gerne können“, verrät der Sänger im Interview mit der Pferderevue.

Warten auf Dodo

Am Vortag noch anlässlich des Tags der Arbeit die Bühne am Grazer Hauptplatz gerockt, erwartet man den Frontman der Makemakes am Samstag in dem kleinen Stall in Obertrum am See. Dort macht sich bereits leichte Aufregung breit. Die 13-jährige sächsische Warmblutstute Chiquita steht am Putzplatz bereit und kaut noch genüsslich an den letzten Bissen Heu. Noch ahnt sie nicht, dass sie bald einen berühmten Reitanfänger über den Platz tragen darf. Neben der zierlichen Fuchsstute warten deren Besitzerin Ulrike Grabler und Reitlehrerin Sabine Wagner. Auch ein paar interessierte Zuseher haben sich eingefunden. Nur Dodo lässt noch auf sich warten – er steckt im Stau.

Wenig später schlendert er dann doch die schmale Stalleinfahrt herunter – die Haare offen, einen leeren Kaffeebecher in der einen, das Handy in der anderen Hand. Noch bevor er grüßt, entschuldigt er sich für die Verspätung.

Kaum angekommen, drückt ihm Ulrike, die PR-Frau der Makemakes, ein Sackerl mit Klamotten in die Hand. Eine Reitkleidung besitzt der Sänger noch keine, die soll ihm aber bald von einer Reitsportfirma zur Verfügung gestellt werden. Bekannt zu sein hat eben doch einig Vorteile.

Dodo muss sich also erst einmal in Schale werfen. Das kleine Holzhäuschen neben einer Schar gackernder Hühner, die auf einem Klettergerüst thronen, dient als Umkleide. Schon wenige Minuten später erscheint er in schicker mintfarbener Reithose. Seinen Arm hält er weit in die Luft gestreckt, fast wie auf der Bühne, wenn er seine Fans zum Klatschen animieren will. Jetzt baumelt in seiner Hand allerdings eine der Hoppiletten. Mit großem Fragezeichen im Gesicht, ruft er nach Ulrike. Was das sei und wie man das anzieht, will er wissen.

Auch Rockstars müssen putzen

Umziehen geschafft, steht die nächste Herausforderung bevor: Pferd putzen. Wie jedem Reitschüler, bleibt das nämlich auch einem Songcontest-Teilnehmer nicht erspart. Damit hat Dodo nicht gerechnet. „Wie? Des Pferd putzen muas i a?“ Nach kurzem Widerwillen greift er zu Striegel und Bürste und beginnt den Staub von Chiquitas Rücken zu bürsten. Die Bürstenstriche wirken routiniert, fast so als hätte er es schon einmal gemacht. Oder zumindest gesehen. Hat er auch, wie sich dann herausstellt. Denn seine Schwester Elisa, ist im Springsattel nicht nur erfolgreich auf diversen nationalen Turnieren unterwegs, sondern auch amtierende Salzburger Landesmeisterin bei den Young Riders. Dodo hat ihr hin und wieder beim Reiten zugesehen. „Ich hatte aber oft Angst, dass sie stürzt, Turnierreiten sieht für mich so gefährlich aus – da kann ich gar nicht hinschauen.“

Mittlerweile wird auch Chiquita ein wenig nervös. Schlimm genug, dass ihr Vormittagssnack mittlerweile aufgefressen ist, kommt nun auch noch ein fremdes Pferd im Hänger auf den Hof gefahren. Das passt der Warmblutstute so gar nicht.

Während Dodo fleißig weiterputzt, erklärt Sabine ihm wie man ein Pferd von einer auf die andere Seite schieben kann. Die Fuchsstute macht ihrem Reitschüler diese erste Lektion nicht ganz leicht. Das fremde Pferd ist noch immer da, Chiquita beginnt zu tänzeln und mit den Hufen zu scharren. Dodo nimmt's noch gelassen und spricht der Stute gut zu. Als sie ihren Hintern dann aber ungewollt in seine Richtung bewegt, nimmt bei Dodo der Respekt überhand. Er bringt sich mit mehreren Hopsern über den halben Hof in Sicherheit. Die pferdeaffinen Zuseher finden’s amüsant.

Nach dem Putzen und einigen Streicheleinheiten, überlässt der Sänger das Satteln und Aufzäumen dann doch lieber den Profis und sieht sich das Ganze aus sicherer Entfernung an. Mit den Worten „Na dann schau ma mal, was das heute wird“, führt er die Stute zum Reitplatz.

Rechts, links, halt

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Schon am Boden erklärt Sabine Dodo die Grundlagen des Sitzes und der Gewichtsverlagerung. © Stephanie Schiller

Sabine Wagner ist Meisterin der Akademischen Reitkunst nach Bent Branderup. Sie versucht ihren SchülerInnen von Anfang an biomechanische Prinzipien der Reiterei verständlich zu machen. So auch Dodo. Während er Chiquita zum Aufwärmen im Schritt über den Platz führt, erklärt Sabine ihm die Grundlagen des Sitzes und der Gewichtsverlagerung. Kaum aufgestiegen, soll Dodo dieses theoretische Wissen auch gleich praktisch umsetzen. Zuerst nur von Sabine geführt, soll er mittels Gewichthilfen das Pferd nach links oder rechts lenken. Die Zügel muss er dabei völlig lang lassen. Seine Hüft- und Schulterbewegungen, die anfangs noch etwas ungelenk und hilflos aussehen, werden schnell routinierter. Sabine versucht die Hilfen für den Makemakes-Sänger in die Musikersprache zu übersetzen. So vergleicht sie die Hüftbewegungen mit dem Salsa-Tanzen. Damit kann Dodo gleich etwas anfangen: „Ah ja, Salsa. In Belgrad haben wir eh eine Salsa-Show gesehen. Das hat super ausgeschaut.“

Ist Chiquita anfangs noch eher unkontrolliert im Schritt über den Platz gestapft, schafft es Dodo schnell sie nur mittels Gewichthilfen in Schlangenlinien über den Platz zu dirigieren. Auch das Halten funktioniert nach anfänglichen Schwierigkeiten schon ganz gut. Sabine ist zufrieden mit ihrem Schüler. Er habe einen guten Sitz, lobt sie. Und auch Dodo fühlt sich nach den ersten Erfolgen sichtlich beflügelt und immer wohler im Sattel.

Faszination Pferd

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Dodo soll im Sattel ans Salsa-Tanzen denken, damit die Hüfte schön locker mitschwingt. © Stephanie Schiller

Pferde faszinieren ihn und seine Bandkollegen Florian Meindl und Marcus Christ schon länger. „Wir finden Pferde einfach saugeil. Sie haben etwas Königliches an sich, ich begegne ihnen auf jeden Fall mit Respekt“, so Dodo. Er ist froh, dass er nun endlich seine erste Reitstunde nehmen kann – eine willkommene Abwechslung zu den zahlreichen Medienterminen und Auftritten. „Es ist zurzeit stressig. Ich bin froh, dass ich einmal in die Natur hinauskomme, weil wir jetzt immer in Städten unterwegs waren.“ Auf die Frage, was die beiden anderen Makemakes von seinen Reitstunden hielten, antwortet Dodo nur lachend: „Die sind wahrscheinlich neidisch. Die würden auch gerne reiten lernen.“ Eine nächste Reitstunde zu dritt ist also nicht ausgeschlossen.

Nach weiteren geglückten Lenk- und Haltemanövern erklärt Sabine ihrem Schüler die Wirkung des Außenzügels. Dodo ist verwundert, dass man eine Wendung nicht durch Zug am Innenzügel, sondern mit dem Außenzügel reitet. Auch diese neue Erkenntnis versucht Dodo gleich praktisch umzusetzen – mit Erfolg. Nach nur einer halben Stunde sitzt er bereits viel sicherer im Sattel und kann die Hilfen gekonnt anwenden.

Als kleine Draufgabe darf Dodo nun auch noch in den Geschmack des Trabs kommen. Da wirkt sein Sitz dann gleich nicht mehr so sicher. „Da weiß ich noch nicht recht, wie ich tun soll!“ bemerkt er. Nach dieser letzten Herausforderung ist die erste Reitstunde schon zu Ende. Dodos Resümee: „Ich hätte es mir schlimmer vorgestellt. Aber eigentlich war ich von Anfang an überzeugt, dass ich ein guter Reiter bin – ich durfte auf Eduardo Almeidas Pferd reiten (beim Videodreh in Portugal – Anmerkung d. Redaktion) und das ist gleich total gut gegangen.“

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Gut gemacht: Chiquita hat Dodo brav durch seine erste Reitstunde getragen. © Stephanie Schiller

Am schwierigsten an der ersten Reitstunde sei für ihn der Trab gewesen, auch die „Steuerung“ war noch etwas ungewohnt: „Man stellt sich das sonst immer so leicht vor. Dass man eigentlich mit den Füßen fix im Steigbügel steht. Aber dass man eben genau das nicht machen soll, sondern nur mit der Hüfte arbeitet, ist gar nicht so leicht.“

Sabine ist mit den Fortschritten ihres Schülers sehr zufrieden: „Er hat das sehr gut gemacht. Jetzt kommt er schon da hin, wo er hin will und bremsen kann er auch.“

Auf diesen ersten Vorgeschmack sollen noch viele weitere Reitstunden folgen – damit Dodo Cowboys nicht mehr nur cool findet, sondern selbst zu einem wird. Auch ein eigenes Pferd kann sich der Sänger vorstellen, allerdings noch nicht in naher Zukunft. „Ich habe so schon viel zu viel zu tun und kann mich nicht einmal anständig um meine Gitarren kümmern, die ja eigentlich meine echten Babys sind.“

Kaum vom Pferd abgestiegen, blickt Dodo schon auf die Uhr. Zum Plaudern bleibt nicht viel Zeit. Der nächste Medientermin in Mondsee ruft bereits. Mit einem salzburgerischen „g’schmeidig woas“, verabschiedet er sich und galoppiert (noch) auf vier Rädern zum nächsten Fotoshooting.