Die BarhufpflegerInnen kämpfen in Österreich um Anerkennung – die heimischen Hufschmiede votieren jedoch dagegen. © Giancarlo Patierno
Hufschmied Hannes Hofer bringt es auf den Punkt: „Wo ein guter Hufschmied arbeitet, hat ein Hufpfleger keine Kundschaft.“ Im Grunde ließe sich unser Beitrag im Juliheft ab Seite 38 auf diesen Satz reduzieren, aber so einfach wollten wir es uns dann doch nicht machen. Denn es gibt sie, die BarhufpflegerInnen, auch wenn sie von vielen Hufschmieden als Schmutzkonkurrenz empfunden werden. Und offenbar besteht auch Bedarf an ihren Diensten. Das Problem dabei: Von Rechts wegen dürfen sie gar nicht an Pferdehufen tätig werden, das dürfen laut Gesetz nur Tierärzte und Hufschmiede. Dennoch haben einige BarhufpflegerInnen eine Gewerbeberechtigung ihrer zuständigen Bezirkshauptmannschaft erhalten, da sie nachweisen konnten, dass sie eine entsprechende Ausbildung absolviert haben. Das gelingt aber nicht allen, die Bezirkshauptmannschaften entscheiden hier durchaus unterschiedlich. Da es das Gewerbe Hufpflege nicht gibt, besteht hier ein gewisser Ermessensspielraum, der allerdings immer enger wird. Was zur Folge hat, dass manche BarhufpflegerInnen ohne Gewerbeschein unterwegs sind, nicht, weil sie das so wollen, sondern weil sie keine Möglichkeit haben, ihr Gewerbe zu legalisieren.
Die Bemühungen, das Gewerbe Hufpflege und eine standardisierte Ausbildung in Österreich zu etablieren, scheiterten bisher am Widerstand der Bundesinnung der Hufschmiede. Auch deren Argumente lassen sich nachvollziehen: In Österreich wurde in den vergangenen Jahren eine umfassende Hufschmiedeausbildung in Rahmen einer Lehre geschaffen, warum sollte man jetzt dieses Konzept durch eine „Schmalspurausbildung“ verwässern? Sollen sie doch alle die Hufschmiedeausbildung machen! Manche tun das auch, vor allem junge Menschen, am Anfang ihrer Berufsausbildung. Viele aber, die bereits Jahre in eine fundierte Ausbildung auf genau dem Gebiet investiert haben, auf dem sie tätig sein wollen, nämlich der Barhufpflege, können und wollen sich nicht einer weiteren, in ihren Augen redundanten und zum Teil unnötigen Unterweisung unterziehen. Ein Ausgleich oder gar eine Annäherung zwischen den beiden Lagern scheint im Moment nicht möglich.
Wer in dieser Kontroverse auf der Strecke bleibt, sind die KundInnen und ihre Pferde: Ihnen wäre sehr damit gedient, gäbe es in Österreich ein Qualitätssiegel für gut ausgebildete BarhufpflegerInnen – etwa in Form einer Prüfung, die vor einem geeigneten Gremium abzulegen ist – und die damit verbundene Rechtssicherheit einer gewerberechtlich verankerten Dienstleistung. Hier bestünde die Chance, einmal mehr eine Vorreiterrolle einzunehmen. Mit der Hufschmiedelehre wurde ja schon bewiesen, welche Power unsere Hufschmiede haben, wenn sie wollen. Um noch einmal Hannes Hofer zu zitieren: „Arbeit gibt es genug – und jedes Pferd freut sich, wenn es einen guten Hufbearbeiter findet!“