Das „1. Wiener Ponny-Caroussel“ drehte seit 1887 im Prater seine Runden, hatte es in den vergangenen Jahren jedoch zunehmend schwerer. Viele Menschen empfanden den Einsatz der Ponys in der Vergnügungsanlage als tierschuztrelevant. © Vier Pfoten
Die 1887 eröffnete Praterattraktion geriet in den vergangenen Jahren immer heftiger unter Beschuss. Tierschützer kritisierten, dass es einfach nicht mehr zeitgemäß sei, echte Ponys in einem Karussellbetrieb wie diesem einzusetzen. Auch in der Bevölkerung stieß das Konzept zunehmend auf Unverständnis.
Nun werden die Karussell-Ponys noch bis Ende der Saison neben dem Schweizerhaus ihre Kreise ziehen. Dann ist endgültig Schluss. Darauf haben sich Vertreter der Prater Wien GmbH, der Tierschutzorganisation Vier Pfoten und der Betreiber nach mehrmonatigen Gesprächen geeinigt.
Für die traditionsreiche Anlage soll dieses Ende einer Ära gleichzeitig einen Neubeginn einläuten. Gemeinsam will man ein Konzept für einen zeitgemäßen Fortbestand ohne Pferde erarbeiten. Wie dieses aussehen soll, ist derzeit noch völlig offen. Eine Nutzung mit Plastikpferden sei ebenso denkbar, wie eine gastronomische Umwidmung.
„Mit dem Neubeginn des Pony-Karussells entsprechen wir den zeitgemäßen Wünschen unserer Besucher, die Attraktion nicht mit Pferden betreiben zu lassen. Gleichzeitig wollen wir einen Prozess starten, um diese historische Einrichtung, die ein Stück authentischer Geschichte des Wurstelpraters darstellt, möglicherweise in eine neue Zukunft zu führen und so unser Angebot für unsere einheimischen Besucher als auch für Touristen zu attraktiveren“, sagte Mag. Michael Prohaska, Geschäftsführer der Prater Wien GmbH.
Ponys gehen in den Ruhestand
Erleichtert über den Ausgang der Verhandlungen zeigte sich Indra Kley, Leiterin des Österreich-Büros von Vier-Pfoten: „Wir sind glücklich, dass wir uns einigen konnten. Die Zeichen der Zeit wurden letztlich erkannt; die Gespräche mit den Betreibern waren von Anfang an sehr konstruktiv und offen“, lobt die Tierschützerin.
Verletzungen gegen die rechtlichen Auflagen habe es im Pony-Karussell übrigens nie gegeben, wie die Wiener Tierschutzombudsfrau Eva Persy in einer Aussendung betonte. Mehrmals im Jahr sei der Betrieb kontrolliert und die Betreiber mit strengen Auflagen belegt worden – die auch stets eingehalten wurden, wie Tierschutzstadträtin Ulli Sima bestätigte. Letztendlich sei es dennoch schön „dass eine Tradition wie das Pony-Karussell auf Innovation setzt und dabei das Wohl der Tiere im Vordergrund hat“, so Sima.
Die besten Haltungsbedingungen für die Pferde zu ermöglichen, sei stets höchstes Gebot der Betreiber gewesen, sagte Mag. Isabel Groschopf, Prokuristin des Betreiberunternehmens Reinprecht. „Jedes unserer Ponys war und ist uns ein Familienmitglied.“
Mit Ende der Saison sollen die Ponys nun ihren wohlverdienten „Ruhestand“ antreten. Einige wird man auf den betriebseigenen Weiden in Niederösterreich und Tirol unterbringen, für andere soll ein neues Zuhause mit der Aufgabe, Kindern das Thema „Pferd“ näher zu bringen, gefunden werden. Eines sei aber schon jetzt sicher: Man werde alle Hebel in Bewegung setzen um für alle Pferde eine geeignete Bleibe zu finden, wie Vier-Pfoten-Leiterin Indra Kley versicherte. „Wir garantieren, dass wir kein Tier im Stich lassen werden.“
ps