Das teilte der Verein Vier Pfoten am Montag mit. Nach jahrelangen Interventionen von Tierschützern und- freunden war man im Sommer übereingekommen, die Wiener Prater-Tradition endgültig zu schließen. Im Gegenzug wollten Vier Pfoten eine artgerechte Unterbringung der bis dahin eingesetzten Tiere ermöglichen. Doch nun gibt es neue Aufregung um das Pony-Karussell. Anstelle des angekündigten Ruhestands auf der Weide stehe dem Großteil der Vierbeiner ein neuerlicher Dienst im Prater bevor – nur wenige Meter von ihrer alten Wirkungsstätte entfernt.
Aus Zehn mach Zwei
Noch im Sommer sollen die Betreiber von „neun bis zehn“ Ponys gesprochen, die künftig „auf die Weide“ gehen sollten. Im August seien es dann nur noch sieben gewesen. Jetzt, Anfang November, sei die Zahl der Karussel-Ponys, die man an die Tierschützer übergeben wolle, auf gerade einmal zwei zusammengeschrumpft, heißt es seitens Vier Pfoten. Der Großteil der Vierbeiner wolle man künftig in der Reitbahn im Prater weiter einsetzen.
„Das ist für uns nicht akzeptabel. Als Tierschutzorganisation sind wir nicht nur den Tieren verpflichtet, sondern müssen auch zu unserem Wort stehen, um glaubwürdig zu bleiben. Wir hatten explizit versprochen, dafür zu sorgen, dass die Tiere nach den vielen Jahren im Pony-Karussell einen würdevollen Lebensabend an für sie geeigneten Orten verbringen dürfen. Daher kann der geplante Einsatz fast aller Karussell-Pferde auf der Reitbahn für uns kein Kompromiss sein. Unter den Ponys aus dem Karussell sind zahlreiche sehr betagte Tiere – diese nun für den Reitbetrieb „umzuschulen“ und weiter zu nutzen ist unserer Ansicht nach ethisch nicht vertretbar“, so Vier Pfoten.
Auf Unverständnis stößt die Kritik beim Betreiberunternehmen Reinprecht, das sowohl für das Pony-Karussell als auch die nebengelegene Reitbahn verantwortlich zeichnet. Ein exklusives Vermittlungsrecht der Vier Pfoten habe es nie gegeben, erklärt Prokuristin Isabel Groschopf im Gespräch mit der Pferderevue. „Wäre der Wiener Tierschutzverein zu mir gekommen und hätte mir einen guten Platz für unsere Pensionisten angeboten, hätte ich diesen auch dankend angenommen.“
Auch habe es nie eine fixe Zusage gegeben, dass alle Tiere nach der Schließung des Karussells in den Ruhestand verabschiedet werden. „Das wurde von uns zu keiner Zeit so vereinbart“, wehrt sich Groschopf gegen die ihr abgesprochene Handschlagqualität. „Und es wäre auch überhaupt nicht sinnvoll. Die Ponys, die gesund sind und noch gut arbeiten können, werden künftig auf der Reitbahn eingesetzt, wo sie im Schritt geführt werden und kleine Kinder auf ihrem Rücken spazieren tragen. Ich kann daran kein Problem erkennen.“
Für die insgesamt fünf Pensionisten, alle im stolzen Alter zwischen 25 und 30 Jahren, die dieses Jahr aus Pony-Karussell und Reitbahn ausscheiden, soll in der nächsten Zeit eine neue Bleibe gefunden werden. „Nachdem sich die Zusammenarbeit mit den Vier Pfoten jetzt zerschlagen hat, werden wir selbst Gnadenbrotplätze für unsere Pensionisten suchen.“ Interessenten gäbe es jedenfalls genug. „Ich habe viele Zuschriften von Menschen erhalten, die unseren Pferden einen schönen Lebensabend ermöglichen möchten. Die werde ich mir in den kommenden Wochen genau ansehen und dann entscheiden, wer wohin kommt.“
Ende nach 129 Jahren
Das 1887 eröffnete 1. Wiener Ponny-Caroussel war in den vergangenen Jahren immer heftiger unter Beschuss geraten. Tierschützer kritisierten, dass es einfach nicht mehr zeitgemäß sei, echte Ponys in einem Karussellbetrieb wie diesem einzusetzen. Auch wenn es nach Aussage von Tierschutzstadträtin Ulli Sima nie zu Verletzungen der strengen rechtlichen Auflagen gekommen war, war das Konzept auch innerhalb der Bevölkerung zunehmend auf Unverständnis gestoßen. Im Sommer einigten sich die Prater Wien GmbH, die Tierschutzorganisation Vier Pfoten und die Betreiber nach mehrmonatigen Gesprächen schließlich auf eine Schließung der Attraktion. An einer neuen Nutzung der traditionsreichen Anlage wird noch gearbeitet.
Zu den geplanten Projekten der Betreiber zählt der Aufbau eines "Ponyhofes in der Stadt", eines Ortes, an dem Stadkinder die Möglichkeit haben, Begegnungen mit Pferden zu erleben, die über das bloße Aufsitzen und eine Runde reiten hinausgehen. Schon jetzt habe man immer wieder Kindergärten im Stall, die sich ansehen möchten, wie Pferde leben, was sie fressen und wie sie sich anfühlen. Dieses Konzept will man künftig weiter ausbauen. „Der Ponyhof in der Stadt ist ein lang gehegter Wunsch von uns, den wir in den kommenden Jahren weiter verfolgen möchten“, erklärt Groschopf.
ps