Der Nachwuchs der Wildpferde in der Namib ist leichte Beute für Tüpfelhyänen. Seit 2013 hat kein einziges Fohlen mehr überlebt. © jefwod - fotolia.com
Die Wilden Pferde Namibias sind ein Relikt aus längst vergangenen Tagen. Als die Region vor rund 100 Jahren vom Diamantenboom beherrscht wurde, kamen sie mit Glücksrittern und Militärs ins Land. Doch mit dem Ende des ersten Weltkrieges wurden ihre Dienste nicht länger benötigt. Die Pferde wurden in der Wüste versprengt, einem Landstrich, der von Sonne, Sand und Sturm geprägt wird. Und trotz widrigster Bedingungen fanden sie hier eine neue Heimat.
Die an der Westküste Afrikas gelegene Namib gilt als die älteste Wüste der Welt. Gleichzeitig ist sie die trockenste Region des Kontinents. Dass die wilden Pferde, die für eine Existenz in der Wüste gar nicht geschaffen sind, hier überhaupt überleben können, ist ihrer erstaunlichen Anpassungsfähigkeit geschuldet. Das lebenswichtige Wasser finden die Tiere bei einem alten Bohrloch. Solange sie in seinem Umkreis bleiben, ist gesichert, dass sie nicht verdursten. Doch weil die von hier aus erreichbaren Weidegründe oft schon völlig abgegrast sind, herrscht die meiste Zeit akuter Mangel an Nahrung. Und so hängt das Überleben der Tiere Jahr für Jahr von den höchst seltenen Regenfällen ab.
Anhaltende Dürre
Genau hier liegt das Problem. Seit 2014 hat es in der Region kaum noch geregnet. Wenn, dann nur in sehr geringem Maß – zu wenig, um der Vegetation ausreichend Grundlage zum Wachsen zu bieten. Der damit einhergehende akute Mangel an Nahrung führte zu einem drastischen Rückgang der Pferdepopulation. Aktuell leben nur noch 40 Stuten und 70 Hengste in Garub.
„Die Lage der Pferde hat sich in den vergangenen Monaten dramatisch verschlechtert. Fast ein Viertel der Tiere ist stark unterernährt, die Hälfte befindet sich in einem mittelmäßigen und der Rest in einem guten Zustand“, teilte die zum Schutz der Tiere eingerichtete Stiftung Namibia Wild Horses Foundation in einer Pressemitteilung am Mittwoch mit. „Das zukünftige Überleben der Pferde ist stark von Futterspenden abhängig.“
Diese lässt die Regierung in Form von Heu und Salzlecksteinen seit 2015 regelmäßig nach Garub bringen. Doch zusätzliches Futter allein reicht nicht aus, um den Fortbestand der Wildpferde zu sichern. Denn es ist nicht nur die Futterknappheit, die sie bedroht. Immer häufiger fallen die Tiere Tüpfelhyänen zum Opfer. Deren bevorzugte Beutetiere Oryx und Springbock sind in nördliche Gebiete gezogen, wo sie mehr Nahrung finden, sodass sich die Jäger vermehrt auf die Fohlen der Wildpferde stürzen. Dabei sind die Raubtiere hoch erfolgreich. Seit 2013 hat kein einziges Fohlen überlebt.
Rettung möglich?
Um den widrigen Bedingungen der Wüste zu trotzen, haben die Namib-Wildpferde erstaunliche Überlebensstraegien entwickelt. So lecken sie sich etwa gegenseitig ab, um ihren Salzhaushalt mit Schweiß aufzubessern. Im Extremfall wird sogar der eigene Kot zur neuerlichen Wiederverwertung und zur Nutzung der letzten Nährstoffe gefressen. © demerzel21- Fotolia.com
Die aufgebrachte Idee, ein eigenes Schutzgebiet für die Pferde zu schaffen, scheitert derzeit noch am Geld. 35 Millionen Namibia Dollar, rund 2,2 Millionen Euro, soll ein geeignetes Gebiet kosten. Eine derartige Investition benötige vor allem Zeit, meinte Sprecherin Inke Stoldt. Und gerade davon hätten die Wildpferde vermutlich nicht mehr genug.
Kurzfristig hat man sich deshalb dazu entschlossen, mit einem ungewöhnlichen Schritt zu helfen. Auf Beschluss des Ministeriums für Umwelt und Tourismus werden derzeit auch die Hyänen mit Futter versorgt. Auf diese Weise will man verhindern, dass die Raubtiere Fohlen und schwache Pferde reißen. Dass diese Maßnahme bereits erste Wirkung zeigt, bestätigte die NWHF gegenüber der Presse. Seit für die Hyänen Fleisch ausgelegt werde, seien deutlich weniger Pferde getötet worden. Gleichzeitig betont man jedoch, dass es sich hierbei nur um eine vorübergehende Lösung handeln könne.
Nachhaltig sichern kann das Überleben der einzigen afrikanischen Wildpferde nur eines: ausreichend Regen. Und der lässt weiterhin auf sich warten.
ps