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Wiener Reitkultur: Werden die Hofreitschul-Bereiter bald von einem Schweizer beraten?

Ein Artikel von Eva Schweiger | 24.10.2022 - 11:06
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© SRS | Daniel Schalhas - www.inshot.at

Mit dem Ende der Ära Klissenbauer und Klima in der Spanischen Hofreitschule Ende November wird sich im Unternehmen auch strukturell etwas ändern. Statt wie bisher zwei gibt es dann nur mehr einen Geschäftsführer, die oft geortete Lücke zwischen Geschäftsführung und Bereiterschaft soll nun ein neu eingesetzter Berater der Reitbahn schließen. Wer das das sein könnte, darüber wurde in den letzten Tagen viel gerätselt. Auch was er (oder sie?) im Detail zu tun haben wird, ist noch unklar. Über einen vermeintlichen Kandidaten, vielleicht sogar schon fix bestellten neuen Berater der Reitbahn, wurde dieser Tage allerdings bereits gemunkelt: der gebürtige Schweizer Walter Freitag, eidgenössisch diplomierter Reitlehrer und Warmblut-Züchter. 

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Die Courbette ist in dieser Form eine Besonderheit der Wiener Schule - anderswo reitet man sie ganz anders. © SRS / Rene van Bakel

Freitag ist spezialisiert auf „die Ausbildung von Reiter und Pferd nach den bewährten und anerkannten Grundlagen der klassischen Reitlehre“, leitet deutschlandweit Lehrgänge zur klassischen Dressur oder Doppellongenarbeit (walter-freitag.de). Also einer, der etwas von der Klassischen Reitkunst versteht – aber auch einer, der geeignet ist, gerade zur Wiener Schule der Klassischen Reitkunst etwas beizutragen?

Immerhin hat historisch jedes Land, jede Reitkunst-Institution eine eigene Vorgangsweise bei der Ausbildung und eigene Feinheiten der Reitlehre entwickelt. Der viel beklagte Verlust des tradierten Wissens und Könnens innerhalb der Hofreitschule könnte also schwerlich von einem externen Berater aus einer anderen (wenn auch nahestehenden) Reitkultur zurückgebracht werden. Dass der neutrale Blick eines „unbelasteten“ Experten auch viel Gutes wirken kann, bleibt unbestritten. So oder so – die vermutete Einsetzung Freitags sorgte für einige hochgezogene Augenbrauen.

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Neuer Wirkungsbereich von Walter Freitag ist der Heldenberg. © SRS

Auf Nachfrage der Pferderevue konnte Walter Freitag selbst über diese Vermutungen allerdings nur herzlich lachen: Er sei keineswegs als Berater der Reitbahn angedacht, dieser Schuh sei ihm eine Nummer zu groß. Aber dass er bald auf Tuchfühlung mit den Wiener Lipizzanern gehen und die Spanische Hofreitschule unterstützen wird, stimmt tatsächlich, und zwar als neuer Stallmeister am Heldenberg. Als solchen hätten ihn noch Klima und Klissenbauer aufgenommen.

Inwieweit Freitag am Heldenberg auch in die Ausbildung von Hengsten und Elev:innen involviert sein wird, wisse er noch nicht. Die Frage, wer zukünftig für eine Anhebung der Qualität der Ausbildung von Hengsten und Bereiter:innen sorgen wird, und hoffentlich auch die internen Kommunikations- und Kooperationsmängel in der Hofreitschule zu beheben helfen wird, bleibt vorerst also leider ungeklärt.