AUF LEISEN HUFEN

Fiaker: Stadt Wien stellt 1,9 Mio. für Umstieg auf Kunststoffbeschläge bereit

Ein Artikel von Redaktion | 19.01.2024 - 18:44
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Fiakerpferde in Wien
©travnikovstudio - stock.adobe.com

Wiens Fiaker stehen seit Jahren immer wieder in der Kritik. Auf der einen Seite sind es Tierschützer:innen, die den Einsatz der Tiere in der Wiener Innenstadt als nicht mehr zeitgemäß sehen und das Pferdewohl bedroht sehen. Ein anderer Kritikpunkt ist weniger bekannt: Durch die herkömmlichen Hufbeschläge aus Metall wird der Fahrbahnbelag auf den klassischen Routen überdurchschnittlich stark abgenutzt. Die Folge: häufigere Straßensanierungen, mehr Baustellen, höhere Kosten für die Stadt.

Das soll in Zukunft besser werden. Mit einer neuen Förderung für die Wiener Fiakerunternehmen will die Stadt Wien den freiwilligen Umstieg auf Hufbeschläge aus Kunststoff fördern. Der Grund: Die Kunststoff-Variante soll einerseits den Straßenbelag weniger beanspruchen, andererseits auch leiser sein. Ganz nebenbei profitieren dank besserer Dämpfung auch die Pferde von dem Umstieg.  

„Wir unterstützen Maßnahmen, die das Tierwohl fördern und wollen zugleich auch die Fahrbahnschäden reduzieren. Mit unserem Förderangebot für neuartige Kunststoff-Hufbeschläge werden wir beiden Zielen gerecht. Danke an alle Beteiligten für die gute Zusammenarbeit und die intensive Vorbereitung des Förderangebots“, wird Mobilitätsstadträtin Ulli Sima in einer Aussendung der Stadt Wien zitiert.

Ab April 2024 können die 24 Wiener Fiakerunternehmen um die neue Förderung ansuchen. Für die nächsten fünf Jahre stehen hierfür insgesamt 1,9 Millionen Euro zur Verfügung. Abgewickelt wird die Förderung durch die Wirtschaftskammer Wien.

„Fiaker gehören zum Erscheinungsbild unserer Stadt und tragen zum unvergleichlichen Flair Wiens bei, das jedes Jahr Millionen von Touristen begeistert“, sagt Alexander Biach, Direktor-Stellvertreter der Wirtschaftskammer Wien. „Es freut mich daher sehr, dass die Stadt Wien mit dieser Förderung eine kulturelle Institution und damit auch die Wiener Wirtschaft unterstützt.“
 

Weniger Straßenschäden

Die gängigen Hufbeschläge aus Metall verursachen Schäden an den Straßen, vor allem in der Wiener Innenstadt ist die Belastung hoch. Durch diese zusätzliche Abnutzung verringern sich die notwendigen Sanierungsintervalle, wodurch pro Jahr Mehrkosten von rund 800.000 Euro für die Straßenerhaltung entstehen.

„Die Innere Stadt ist durch die Hauptfiakerroute besonders betroffen. Durch die Kunststoffbeschläge werden sowohl die Asphalt- als auch die Pflasterflächen auf den Fiakerrouten wesentlich weniger beansprucht. Die Umstellung auf Kunststoffbehufung verringert die Anzahl und Häufigkeit von Sanierungsmaßnahmen und senkt die laufenden Instandhaltungskosten. So kann das historische Stadt- und Straßenbild für kommende Generationen erhalten bleiben.“, begrüßt Bezirksvorsteher Markus Figl das Angebot der Stadt.Zufriedenere Pferde

„Der Einsatz von Kunststoffbeschlägen ist auch aus veterinärmedizinischer Sicht wegen der dämpfenden Wirkung positiv zu sehen, und scheinen den Pferden angenehm zu sein, da sie längere Schritte machen als mit Stahlbeschlägen“, erklärt Veterinärmedizinerin Prof. Theresia Licka, die sich seit vielen Jahren sehr intensiv mit dem Pferdewohl beschäftigt.

Um die Gesundheit der Pferde zu gewährleisten, ist die Förderung der neuen Kunststoff-Hufbeschläge zudem an verstärkte tierärztliche Untersuchungen gebunden – der finanzielle Aufwand dafür soll ebenfalls durch die Förderung abgedeckt werden. Klar ist auch: Wenn einzelne Pferde den Kunststoffbeschlag nicht vertragen, können weiterhin Hufeisen aus Metall verwendet werden. Das Wohl der Tiere stehe immer an erster Stelle, heißt es aus dem Rathaus.

Johann Paul vom Traditionsunternehmen Fiaker Paul ist ein Pionier in Sachen Beschläge. Er steht dem Beschluss positiv gegenüber. „Wir haben die neuen Beschläge fast drei Monate lang getestet und es hat sehr gut mit unseren Pferden funktioniert. Es freut mich auch, wenn wir damit der Stadt bei der Verringerung der Straßenabnutzung helfen können.“
 

Förderung soll über 5 Jahre laufen

Die Förderung soll für einen Zeitraum von 5 Jahren zur Verfügung stehen, um einen nachhaltigen Anreiz für eine schrittweise Umstellung auf Kunststoffbeschläge zu schaffen. Die Stadt Wien stellt dafür insgesamt 1,9 Mio. Euro zur Verfügung. Die Förderrichtlinien wurden gemeinsam mit der Wirtschaftskammer Wien und der Veterinärmedizinischen Universität Wien erarbeitet. Als Einreich- und Abwicklungsstelle fungiert die Wirtschaftskammer Wien. Förderanträge können ab April gestellt werden – Voraussetzung ist eine Konzession nach dem Wiener Fiaker- und Pferdemietwagengesetz. Förderbar sind die Kosten für die Hufbeschläge, das Beschlagen durch den Hufschmied sowie die Erstellung eines tierärztlichen Gutachtens. Die Kosten für Hufbeschläge aus Kunststoff sind rund doppelt so hoch wie für herkömmliche Beschläge aus Metall, sie müssen auch etwas häufiger gewechselt werden als die klassischen Hufeisen.