Dressur

Aachen: Dressur-Nationenpreis spannend wie selten, Dufour überragend

Ein Artikel von Redaktion | 01.07.2022 - 10:38
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Cathrine Dufour auf Wolke 7: Die Dänin hat nicht nur ein potenzielles Gold-Pferd für die WM im Stall, sondern gleich zwei! © FEI | Liz Gregg

Schon den CDI4* Grand Prix hatte Cathrine Dufour dominiert. Da war sie mit fast vier Prozent Vorsprung und 80,413 % zum Sieg geritten. Unter dem Sattel hatte sie dabei Bohemian, eigentlich ihre Nummer eins im Stall. Doch der zehnjährige Vamos Amigos kratzt gewaltig an der Vormachtstellung seines um zwei Jahre älteren Stallkollegen. Das zeigte der westfälisch gezogene Vitalis-Sohn mit seiner Performance im CDI5*-Grand-Prix ganz deutlich. Keine der 33 Lektionen wurde mit einer Note unter 7 bewertet, fast ein Dutzend Mal kassierte der Braune die Idealnote zehn, vorherrschend im Protokoll die Noten 8 und 9. Unterm Strich standen nach dem Bilderbuchritt 81,544 % zu Buche – was für ein Pferd, was für eine Darbietung!

Beeindruckend war nicht nur die Prüfung an sich, sondern auch, mit welcher Gelassenheit der Wallach seinen frenetischen Applaus nach der zweiten Grußaufstellung entgegennahm, sich in Ruhe umsah und dann gemessenen Schrittes und kaum verschwitzt die Bahn verließ. So gelassen und selbstsicher war Vamos Amigos nicht immer. Als er sechsjährig zu Dufour in den Stall kam, sei er extrem heiß und ein bisschen zwischen Genie und Wahnsinn gewesen, erzählte die Dänin nach ihrem Ritt. Dank ihrer gewissenhaften Ausbildung ist der Wallach heute eines der besten Grand Prix-Pferden der Welt – und, sofern er bei der WM in Herning starten darf – ein ganz heißer Kandidat auf eine Einzelmedaille. Eine mit goldenem Glanz. „Ich denke, das heute war ein Statement von ihm: ,Ich bin kein Baby mehr!‘“, meinte Dufour.
 

Eine Überraschung auf dem Podest

Das beste deutsche Resultat lieferten Frederic Wandres und Duke of Britain. 77,217 % gab es für die schöne Runde, bislang das zweitbeste Ergebnis in der Karriere des Paares. Eine Überraschung lieferte Henri Ruoste. Der Finne und sein zwölfjähriger Contendro-Sohn Kontestro erzielten mit 76,783 % das drittbeste Ergebnis. Ein Riesenerfolg für den 40-Jährigen, der mit dieser Platzierung selbst nicht gerechnet hätte.

Werth und Klimke unzufrieden mit sich

Hinter der viertplatzierten Britin Charlotte Fry auf deren Olympia-Pferd Everdale (76,5 %) reihte sich Isabell Werth mit DSP Quantaz auf Rang fünf ein. Das Paar hatte einen Patzer in der zweiten Pirouette – ein unüblicher Fehler für Werth. „Das war einfach echt blöd. Ich bin zu vorsichtig reingeritten und Quantaz wusste ehrlich gesagt einfach nicht, was ich von ihm wollte“, gestand die Rekordreiterin.

Unzufrieden mit sich selbst war auch Ingrid Klimke. Ihr Start mit Franziskus begann etwas unglücklich, denn der Hengst hatte sich vor dem Klingeln im Deutsche Bank Stadion mit einem beherzten Buckler noch einmal Luft gemacht. Klimke ritt danach eine weitere Runde um das Viereck, was sie fast zu spät zum Einritt hatte kommen lassen. Nach der Grußaufstellung bog sie rechts statt links ab – ein teurer Patzer. „Das war ein blöder Reiterfehler. Ich war irritiert durch das Klingeln und den kleinen Bocksprung zu Beginn. Während der Prüfung war Franziskus sehr konzentriert und hat sehr gut zugehört.“ Für die Publikumslieblinge wurden es letztlich 72,217 % und ein 17. Platz bei ihrem Team-Debüt in Aachen.
 

Alles offen im Nationenpreis

In der Nationenpreis-Wertung ist nach dem Auftakt Hochspannung angesagt. Vor dem entscheidenden Grand Prix Special führt Dänemark mit derzeit 229,740 Punkten vor Deutschland (228,499) und den Niederlanden (219,608). Besonders zwischen den beiden führenden Teams ist also noch alles offen. Für Dänemarks Dressurreiter wäre es das erste Mal, dass sie den Lambertz Nationenpreis beim CHIO Aachen gewinnen. 

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