Ausbildung

Missverstanden: Schaum am Pferdemaul

Ein Artikel von Pamela Sladky | 12.03.2018 - 11:33
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Menge und Beschaffenheit des Schaums am Pferdemaul geben Aufschluss über die Gemütsverfassung des Vierbeiners. © www.slawik.com

Schaum am Pferdemaul sieht man auf vielen Reitplätzen und Turnieren. Es ist ein gern gesehenes Phänomen, gilt es allgemein doch als Zeichen für ein durchlässiges Pferd. Fakt ist: Anhand der Speichelzusammensetzung lässt sich der Erregungszustand des Pferdes ablesen. „Die parasympathische, also vom Entspannungsnerv induzierte Wirkung an den Speicheldrüsen führt zu einem stark wässrig-dünnflüssigen Sekret. Die sympathische, also vom Leistungs- oder Stressnerv induzierte Reaktion lässt den Speichel hingegen schleimig-zähflüssig werden. Je schaumiger das Pferdemaul, desto höher ist das Pferd demnach in einem Erregungszustand“, erklärt Pferdefachtierarzt Maximilian Welter, der zusammen mit Pferde-Osteopathin Barbara Welter-Böller und Feine-Hilfen-Chefredakteurin Claudia Weingand „Die 50 häufigsten Irrtümer in der Pferdeausbildung“ aufgedeckt hat.

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Starke Schaumbildung am Maul des Reitperdes deutet das auf ein hohes Stressniveau hin. © www.slawik.com

Schaumschlagende Pferde sind also nicht besonders losgelassen, sondern stehen vermehrt unter Stress! Positiv bewertet der Dozent für Anatomie, Biomechanik und Neurologie eine ganz leichte Schaumbildung an den Lippen des Unterkiefers bei entspannt geschlossenem Maul. „In diesem Fall ist der Hauptnerv des Parasympathikus aktiv, der die Zunge mitversorgt. Überspitzt kann man sagen, das Pferd spuckt das Gebiss nicht mehr aus, sondern ist bereit, es zu verdauen.“
 

Buchtipp

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50 Irrtümer der Pferdeausbildung © Cadmos

Wenn Sie glauben, dass der Trapezmuskel für die Kuhlen in der Sattellage verantwortlich ist, dass das Pferd in der Biegung die Schulter anhebt, ein schäumendes Maul positiv ist oder dass Cavalettitraining schonend die Bauchmuskeln kräftigt, sind Sie häufigen Ausbildungsirrtümern aufgesessen. Keine Sorge, Sie sind nicht allein. In der Reiterei beruft man sich seit Jahrhunderten auf alte Reitmeister und Wissen aus dem Barock oder der Antike. Das ist völlig in Ordnung – wenn man dieses Wissen mit modernen Erkenntnissen aus Anatomie und Sportphysiologie ergänzen und hinterfragen kann.

Pferdeosteopathin Barbara Welter-Böller, Tierarzt Maximilan Welter werden in diesem Buch von FEINE HILFEN-Chefredakteurin Claudia Weingand zu den typischen Behauptungen rund um Reiten, Longieren und Ausbildung interviewt und räumen mit verstaubtem Wissen auf.


Die 50 häufigsten Irrtümer in der Pferdeausbildung
... Denn sie wissen nicht, was sie tun
Barbara Welter-Böller, Maximilian Welter und Claudia Weingand
128 Seiten, broschiert
UVP 19,95 Euro
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