1523019910214.jpg

Spiel mit mir: Besonders Wallache und Hengste spielen für ihr Leben gern. Können sie ihre Bedürfnisse nicht in einer Herde ausleben, muss häufig der Mensch als Ersatz herhalten. © www.slawik.com

Stimmungscheck: Wie Pferde ihre Laune kundtun

Ein Artikel von Pamela Sladky | 06.04.2018 - 10:32

Der Clown – Pferde in Spiellaune

1523019910214.jpg

Spiel mit mir: Besonders Wallache und Hengste spielen für ihr Leben gern. Können sie ihre Bedürfnisse nicht in einer Herde ausleben, muss häufig der Mensch als Ersatz herhalten. © www.slawik.com

Ihr Pferd hat heute nur Flausen im Kopf? Es beknabbert andauernd den Strick oder wirft mit Begeisterung zum wiederholten Mal die Putzkiste um? Dann ist es in echter Spiellaune! Solange der Spieltrieb nicht außer Kontrolle gerät, ist das völlig in Ordnung. Rempeln, Zwicken, Auskeilen und Steigen hingegen können richtig gefährlich werden. Ein Pferd muss deshalb von Anfang an lernen, sich im Umgang mit dem Menschen auch etwas zurückzunehmen, damit für beide Seiten ein gefahrloses Miteinander möglich ist.

Verspielten Pferden kann man vor allem mit Zirkuslektionen eine große Freude machen. Sie fördern den natürlichen Spieltrieb und lenken ihn in geregelte Bahnen. Bonus: Viele Zirkuslektionen wie Kompliment, Spanischer Schritt oder Plié haben auch einen großen gymnastischen Wert. So schlagen Sie zwei Fliegen mit einer Klappe! Ist Ihr Pferd übermäßig oft in Spiellaune, kontrollieren Sie, ob es genügend Auslauf mit passenden Pferdekollegen hat.

Der Angsthase – Pferde in Schrecklaune

14006622567573.jpg

Achtung, Panik: Pferde sind Fluchttiere – gelegentliches Erschrecken ist da ganz normal. Scheuen Pferde aber ständigund vor allem, stimmt etwas nicht. © www.tierfotoagentur.de

Manchmal ist es wie verhext. Ein sonst ruhiges Pferd ist plötzlich wie ausgewechselt und erschrickt vor jeder Kleinigkeit, egal ob es der altbekannte Hofhund, ein herabfallende sBlatt, ein Schatten auf dem Boden oder eine Jacke an der Hallenbande ist. Zu Ihrer Beruhigung: Solche Tage gibt es. Kommen sie nur gelegentlich vor, sollten Sie dem keine allzu große Bedeutung beimessen. Häufen sie sich hingegen, ist Ursachenforschung angesagt: Hat das Pferd Schmerzen, bekommtes genügend Auslauf? Hat es Stress bei der Arbeit oder auf der Koppel?

Sowohl Schmerzen als auch Stress äußern sich häufig in übermäßiger Anspannung, die sich beim Fluchttier Pferd gerne über Scheuen und Erschrecken entlädt. In solchen Momenten lohnt sich auch der Selbstcheck: Sind Sie heute vielleicht selbst angespannt oder verärgert? Pferde haben ungemein gute Sensoren, sie nehmen unsere Anspannung oft schon wahr bevor wir selbst sie bemerken und leiten daraus ab, dass etwas nicht stimmt. Dann verwandeln sich sonst alltägliche Dinge plötzlich in furchterregende Monster.

Am besten helfen Sie Ihrem Pferd an solchen Tagen, indem Sie Verständnis zeigen, gleichzeitig aber auf ruhige Art selbstsicher und konsequent mit ihm umgehen. Wenn Sie cool und souverän bleiben, anstatt sich anstecken u lassen, wird auch Ihr Pferd bald merken, dass es gar keinen Grund zum Erschrecken hat. Traut es sich an etwas Furchterregendem vorbei: viel loben!

Der Miesepeter – Pferde in Übellaune

15230201712814.jpg

Zurückgelegte Ohren, hochgezogeneNüstern: Dieser Haflinger ist heute in Miesepeter-Laune. © www.slawik.com

Man möchte es nicht glauben, aber auch das gibt es: Pferde mit schlechter Laune. Erst wollen sie vielleicht gar nicht recht von der Koppel mitkommen, dann gifteln sie bei jeder Gelegenheit Artgenossen an, die Nüstern sind verächtlich hochgezogen, und der Schweif peitscht genervt durch die Luft. An solchen Tagen kann man die Gewitterwolken über dem Pferdekopf förmlich sehen. Oft ist Zoff mit einem Herdenmitglied Auslöser für die miese Stimmung, aber auch Schmerzen und Stress können dafür verantwortlich sein.

Gelegentlichen Miesepetern können Sie mit einer entspannenden Massage oder einem kurzen, aber dafür besonders motivierenden Training mit viel, viel Lob wieder Sonne ins Gemüt zaubern. Macht Ihr Pferd regelmäßig ein langes Gesicht, wenn Sie es zur Arbeit holen, lohnt es sich, das gemeinsame Training zu analysieren. Mehr zum Thema Abwechslung im Training findest Sie im nachfolgenden Kasten.

Der Ferrari – Pferde in Rennlaune

15230198743543.jpg

Summary: --- Alt: --- Keyword: --- Doc.Name: "SLAWIK_connemara_findus101618.jpg" © www.slawik.com

Sie hängen nur noch im Zügel und kommen vor lauter Halten gar nicht mehr zum Reiten? Dann ist Ihr Pferd in Rennlaune! Ein vierbeiniger Turbo-Untersatz ist für den Reiter nicht nur physisch wie psychisch anstrengend, er kann auch zur Gefahr werden, wenn er jede sich bietende Gelegenheit nutzt, um abzuziehen. Häufig sind Renner unausgelastet, weil sie zu wenig freien Auslauf haben (wo sie sich auch tatsächlich bewegen!). Ist dieser Punkt gesichert, überprüfen Sie, ob Ihrem Pferd etwas weh tut (z. B. Rücken, Zähne etc.).

Ein ausgeprägter Drang zum Rennen ist oft auch eine Antwort auf Stress, besonders bei der Arbeit. Sensible Pferde, die die Anforderungen und Hilfen des Reiters nicht verstehen oder geforderte Lektionen aufgrund körperlicher Probleme nicht ausführenkönnen, werden schnell nervös. Ihre erste Reaktion ist dann „auf und davon“! Zählt Ihr Pferd zu dieser Kategorie, versuchen Sie, das Training in möglichst kleine, gut strukturierte Einheiten aufzuteilen. Ausgedehnte Schrittpausen dazwischen bringen Entspannung. Langanhaltendes Abtraben und Abgaloppieren macht heiße Öfen zwar müde, nimmt ihnen aber gleichzeitig auch den Arbeitseifer, was sich wiederum negativ aufs Lernen auswirkt.

Der Musterschüler – Pferde in Arbeitslaune

15230198894914.jpg

Ist ein Pferd rundherum gut versorgt und stimmt die Beziehung zu seinem Menschen, arbeiten Pferde in der Regel auch gerne mit. © www.slawik.com

Sie sind aufmerksam, konzentriert und wollen alles richtig machen: die Musterschüler. Pferde wie diese sind im Umgang und bei der Arbeit die reinste Freude. Allerdings gilt es bei solchen Vorzeigeathleten aufzupassen sie nicht zu überfordern. In ihrem Drang, es uns möglichst recht zu machen, vergessen sie manchmal darauf, auf den eigenen Körper zu hören. Dann ist es wichtig, auf einen Menschen vertrauen zu können, der weiß, wann es reicht.

Fünf Punkte zum Pferdeglück

Was braucht ein Pferd, damit es sich rundum wohl und glücklich fühlen kann? Hier findest du die wichtigsten Punkte im Überblick:

Gutes Futter
Ausreichend gutes Futter sorgt dafür, dass Pferde gute Laune haben. Das Pferd ist von seiner Natur her ein Dauerfresser. Wildpferde verbringen bis zu 16 (!) Stunden mit der Futteraufnahme. Werden sie an unseren menschlichen Rhythmus angepasst und nur zwei bis drei Mal mit reichlich energiehaltigem Kraftfutter bei wenig Heu gefüttert, kann das Stress auslösen und sogar krank machen. Besser: wenig Kraftfutter und viel eher nährstoffarmes Heu, am besten in engmaschigen Netzen verfüttert, damit der Vierbeiner möglichst lange beschäftigt ist – das kommt der Natur des Pferdes am nächsten. Zudem sollte es stets Zugang zu frischem, sauberen Wasser haben, damit es seinen Durst stillen kann – auch auf der Koppel!

Bewegung
Viel freier Auslauf und die Möglichkeit, sich nach Lust und Laune bewegen zu können, ist für die Psyche und das körperliche Wohlbefinden des Lauftieres Pferd ein absolutes Muss. Herumspringen, Buckeln, sich Wälzen, Spielen oder einfach nur gemütlich zwischen Freunden, Futter und Tränke herumschlendern – auf einem gut durchdachten Auslauf findet ein Pferd genügend Anreize, die ihm ausreichend Bewegung an der frischen Luft verschaffen. So bleibt es fit und ausgeglichen. Viel freie Bewegung auf der Koppel bringt auch dem Reiter Vorteile: Das Pferd kann sich besser auf die Arbeit konzentrieren, anstatt durch Bocken und Rasen seine überschüssige Energie unter dem Sattel abbauen zu müssen.

Freunde
Sozialkontakt mit Artgenossen ist für ein Pferd immens wichtig. Besonders schätzen Pferde die Gegenwart von Freunden. Wird ein Pferd in der Herde hingegen von Ranghöheren gemobbt, kann das ganz schön belasten und Ursache großen Stresses sein. Deshalb sollte man bei der Herdenzusammensetzung immer darauf achten, dass die Pferde möglichst zusammenpassen und sich gut verstehen.

Abwechslung
Das kennt jeder von sich selbst: Tagtäglich ein und dasselbe machen, wird irgendwann langweilig. Man verliert die Motivation und mag eigentlich gar nicht mehr richtig mittun. So geht es auch Pferden, wenn sie sieben Tage die Woche von ihren BesitzerInnen geholt werden, um immer wieder dasselbe Programm abzuspulen. Deshalb: Abwechslung bringt die nötige Würze ins Leben. Dressur, Springen, Longieren, Ausreiten, Zirkustricks, Bodenarbeit, Schrecktraining, Trail – es gibt so viel, was man mit seinem Pferd machen kann – und die Abwechslung tut nicht nur dem Pferd gut und hält es frisch und motiviert, auch der Besitzer bleibt aufmerksam und kreativ: zwei wichtige Punkte in der Arbeit mit Pferden!

Regelmäßiger Check
Passt der Sattel noch, sitzt das Zaumzeug? Sind Hufe und Zähne okay oder drückt sonst irgendwo der Schuh? Halten Sie stets die Augen offen und kontrolliere Sie diese Punkte zusammen mit einem Fachmann oder einer Fachfrau in regelmäßigen Abständen. So lassen sich aufkommende Probleme meist schon im Keim ersticken, bevor sie zu einem großen Thema werden. Und der gemeinsame Spaß ist garantiert!

ps