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Im Fall des Falles: Damit werden Reiter in Notsituationen sicher gefunden

Ein Artikel von Pamela Sladky | 31.07.2020 - 12:36
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Im Gelände ist es oft gar nicht so einfach eine genaue Ortsangabe zu geben. Die Smartphone App what3words kann hier gute Dienste leisten.
© what3words

Ein auffliegender Vogel, der das Pferd scheuen lässt, ein ungünstig liegender Ast, der zur Stolperfalle wird oder ein tückischer Graben: die Liste der Gründe, die einen Sturz des Reiters – mit oder ohne Pferd – nach sich ziehen kann, ist lang. Auch wer meint noch so gut zu reiten, kann sich blitzschnell auf dem Boden der Tatsachen wiederfinden, selbst mit dem bravsten Pferd an seiner Seite.

Besonders für Reiter, die gerne alleine mit ihrem Pferd in Wald und Flur unterwegs sind, ist es deshalb sinnvoll für den Fall des Falles vorzubeugen.

Die einfachste Variante ist ein Notruf mittels Smartphone. Der klappt aber nur, so lange man selbst noch in der Lage ist zu wählen. Eine weitere Hürde stellt die Lokalisierung da. Wie soll man den Rettern verständlich machen, wo genau man sich befindet? Reiter sind schließlich oft weit abseits von Straßen und befahrbaren Wegen unterwegs, mitten in unwegsamem Gelände. Hier eine genaue Ortsangabe zu machen ist kein leichtes Unterfangen.
 

Drei Wörter geben genauen Standort an

Genau für ein solches Szenario wurde What3Words entwickelt. Die Macher der App haben die gesamte Erdoberfläche in 3 m x 3 m große Quadrate aufgeteilt, weltweit ergaben sich auf diese Weise 57 Billionen solcher Felder. Statt ihnen kryptische Zahlenkombinationen zu geben, wie das bei Koordinaten der Fall ist, ersann das Entwicklerteam des britischen Unternehmens einen Algorithmus, der jedem Quadrat eine einmalige Kombination aus drei Wörtern zuteilt. Zum Beispiel befindet sich die Freiheitsstatue bei „///dankt.anlegen.kinosaal“ (in englischer Sprache bei „///planet.inches.most“). Der Eingang zum Redaktionsgebäude der Pferderevue kann unter der Dreiwortadresse „///herbst.verträgen.weiten" eindeutig identifiziert und kinderleicht gefunden werden. Genauso verhält es sich mit jedem x-beliebigen Punkt auf der Welt.

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what3words ist in mehr als 35 Sprachen erhältlich. © what3words

Wer die App herunterlädt und die Standortermittlung auf dem Smartphone zulässt, sieht beim Starten der App sofort, welche Ortsbezeichnung der aktuelle Standort hat. Den Drei-Wort-Code kann man dann bei einem Notruf einem Rettungsdienst mitteilen, der die Einsatzkräfte punktgenau an die Unfallstelle leitet.


Notruf ohne Smartphone

Manchmal kann es zu Situationen kommen, in denen selbst ein Smartphone nicht mehr hilfreich ist. Etwa dann, weil man nicht die Geistesgegenwart hat, eine bestimmte Tastenabfolge einzugeben und mitzuteilen, wo man sich befindet. Für solche Momente sind Personal-Tracking-Modelle gemacht. Eine, die speziell auf die Bedürfnisse von Geländereitern zugeschnitten ist, ist GEOHORSEriding. Das Modell besteht aus einem stoßfesten und wasserdichte Kästchen mit Notdruckknopf, das seitlich am Gürtel der Reithose befestigt wird. Zusätzlich wird ein Armband mit SOS-Taste angeboten.

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GEOHORSERiding ist ein mobiles Notrufsystem mit Ortungsfunktion, das  speziell für Reiter entwickelt wurde. © GEOHORSEriding

Wird sie betätigt, wählt das Gerät in einer zuvor festgelegten Reihenfolge mehrere gespeicherte Nummern an. Um auszuschließen, dass der Hilfesuchende lediglich mit einer Mailbox verbunden ist, muss die angerufene Person das Gerät zurückrufen und eine Sprechverbindung aufbauen. Erst dann wird der Notruf als erfolgreich bewertet und die Telefonkette selbständig abgebrochen. Ortung und Verbindung sind auch bei mangelhafter Netzabdeckung besser als beim Handy. Dank dem integrierten GPS lässt sich die Position der verunglückten Person bis auf fünf Meter genau bestimmen, selbst wenn kein Netz verfügbar ist.

Das Besondere an GEOHORSEriding ist eine zusätzliche Funktion, die vor allem für Eltern reitbegeisterter Kinder und Jugendliche praktisch ist: Geht der Nachwuchs alleine ins Gelände, können sich die Eltern den Aufenthaltsort jederzeit auf Google Maps anzeigen lassen. Es lassen sich sogar virtuelle Zäune und No-Go-Zonen einrichten. Wird eine solche Grenze überschritten, erhalten die Eltern direkt Nachricht.


Tracker mit Bewegungserkennung

in weiterer Sicherheitsbegleiter beim Ausreiten ist Guardian Horse. Der Tracker wird am Pferd befestigt, der Ausritt über eine kostenlose App gestartet. Wird während des Rittes die Verbindung zwischen dem Tracker und der App unterbrochen, geht das System von einem Sturz des Reiters mit davonlaufendem Pferd aus und startet automatisch einen Alarm-Countdown. Wird dieser nicht deaktiviert, sendet die APP eine Notfall-SMS an zuvor hinterlegte Kontakte. Sie enthält eine Wegbeschreibung zum Unfallort, damit Helfer möglichst schnell vor Ort sind.

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Der Tracker von Guardian Horse wird direkt am Pferd befestigt - z.B. wie hier am Sattel - über die zugehörige Smartphone App wird der Ausritt gestartet.
© Guardian Horse

Neu ist eine zusätzliche Bewegungsloserkennung, um auch Situationen zu erkennen, in denen das Pferd nicht wegläuft, Stellt die App fest, dass sich der Reiter eine bestimmte Zeit lang nicht bewegt, wird ebenfalls ein Alarm-Countdown gestartet, und die Notfallkontakte werden benachrichtigt.

Welchem System man letztendlich den Vorzug gibt, sie alle haben eines gemeinsam: Sie geben dem Reiter das Gefühl für den Ernstfall gut gerüstet zu sein. Damit lässt es sich nicht nur sicherer Ausreiten, sondern auch unbeschwerter.