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Durch dauerhaft trockene Böden wird dem Hufhorn zu wenig Feuchtigkeitzugeführt, es wird hart und spröde, Risse im Hufhorn entstehen. © BildPix.de - Fotolia.com

Einweichen oft kontraproduktiv bei trockenen, brüchigen Hufen

Ein Artikel von Pamela Sladky | 10.07.2015 - 08:03
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Durch dauerhaft trockene Böden wird dem Hufhorn zu wenig Feuchtigkeitzugeführt, es wird hart und spröde, Risse im Hufhorn entstehen. © BildPix.de - Fotolia.com

Wenn Hufe spröde werden und zum Ausbrechen neigen, kann das viele Gründe haben. Häufig führen Närhstoffmängel, schlechte Haltungsbedingungen oder ein unausbalancierter Huf dazu, dass das Horn brüchig wird. Tritt das Problem vornehmlich in den Sommermonaten auf, kann auch ein gestörter Feuchtigkeitshaushalt die Ursache allen Übels sein.

Sind die Hufe zu trocken, entstehen Risse in der Hufwand, die Hufe brechen leicht aus, auch Hufeisen halten schlecht und fallen leichter ab. Staubiger Sand, ammoniakbelastete Einstreu, trockene Koppelböden – all dies sorgt dafür, dass dem Hufhorn zu viel Feuchtigkeit entzogen wird.

Pferde, die 24 Stunden auf der Weide gehalten werden, sind von diesem Problem seltener betroffen, da ihre Hufe in den Morgenstunden stets ausreichend mit Morgentau benetzt werden. In sehr trockenen Perioden, in denen es über einen langen Zeitraum nicht oder nur ungenügend regnet, kann aber selbst diese natürliche Feuchtigkeitsversorgung entfallen unddas Horn zu Trockenheit neigen.

Auch wenn der erste Gedanke bei trockenen Hufen in Richtung Einwässern geht, haben verschiedene Studien gezeigt, dass die rapide Umstellung von nass zu trocken und umgekehrt mehr Schaden anrichtet als sie nutzt. Wird bereits beschädigtes Hufhorn an einem heißen Tag eingeweicht, schwillt der Huf durch die aufgenommenen Wassermolekühle erst an und schrumpft während der Hitze des Tages – insbesondere auf trockenem Untergrund – durch den Wasserverlust wieder zusammen. Dabei entstehen weitere Schäden der molekularen Struktur, weshalb Experten das Wässern trockener, spröder Hufe in einer sonst trockenen Umgebung nicht empfehlen. Allerdings treten die genannten Schäden nicht auf, wenn das Wasser langsam und gleichmäßig entzogen wird.

Hilfe durch kontinuierliche Feuchtigkeitszufuhr

Doch wie kommt dann Feuchtigkeit in den trockenen Huf, wenn wässern mithilfe von Kübeln und Schlauch tabu ist? Wenn Pferde nicht die Möglichkeit haben, sich eine natürliche Portion Feuchtigkeit in morgen- oder abendtaunassem Gras selbst zu holen, hat es sich bewährt, im Auslauf den Bereich um die Tränke über die Sommermonate hinweg zu wässern. Bei jedem Trinken werden die Hufe auf diese Weise kontinuierlich mit Feuchtigkeit versorgt. Das Auslegen einer Hufschwemme - ein transportabler Wassergraben, wie er auch beim Springreiten eingesetzt wird - an Stellen, die von den Pferden mehrmals am Tag und in der Nacht durchlaufen werden, ist ebenfalls hervorragend geeignet, um die Hufe vor dem Austrocknen zu schützen. Geeignete Bereiche sind beispielsweise vor dem Eingang/Ausgang des Innenstalls, auf einem Triebweg zur Koppel oder beim Rundkurspaddock („Paddock Paradise“) auf der gesamten Breite des Laufgangs.

Spezialglocken

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Die feuchtigkeitsspendenden Hufglocken sind sehr sparsam im Wasserverbrauch und bequem in der Handhabung. © Waldhausen

Zum Befeuchten trockener Hufe gibt es inzwischen auch spezielle Hufglocken wie die „Water Boots“. Diese werden mit Wasser getränkt und danach um den Huf angelegt. Die dreilagigen Porenfilz-Innenfächer geben die gespeicherte Feuchtigkeit langsam an den Huf ab. Water Boots sind sowohl für die Anwendung auf dem Paddock und im Stall als auch auf der Weide geeignet und sollten laut Hersteller bei sehr trockenem Wetter täglich 20 bis 30 Minuten angebracht werden.

Auch Kühlglocken leisten in diesem Zusammenhang gute Dienste. Ursprünglich zwar für die Kältetherapie entwickelt, geben diese Spezialglocken aufgrund ihrer Funktionsweise ebenfalls Feuchtigkeit ab. Das darin enthaltene spezielle Granulat, welches sich nach etwa 20-minütiger vorheriger Wässerung in einem kalten Wasserbehälter aktiviert, erzeugt neben dem Kühleffekt auf der Basis von Verdunstung auch eine Feuchtigkeitsabgabe auf den Kronrand und die darunter befindliche Oberfläche des Hufes.

Huffett gezielt einsetzen

Immer noch werden trockene Hufe mit Fettprodukten eingeschmiert in der Hoffnung, dass sich dadurch die Elastizität des Horns verbessert. Doch brüchigen Hufen fehlt es nicht an Fett, sondern an Feuchtigkeit. Wird der trockene Huf regelmäßig mit Huffett oder Huföl behandelt, verhindert die aufgetragene Fettschicht, dass Feuchtigkeit in den Huf eindringen kann. So wird das Horn nur noch trockener. Sinnvoll ist es dagegen, einen gut eingewässerten Huf mit Huffett einzulassen. So wird die Feuchtigkeit länger im Horn gehalten und ein Verdunsten reduziert. Wichtig ist, dabei nicht auf die Hufsohle zu vergessen, da über diesen Bereich besonders viel Feuchtigkeit verloren geht. Trotz dieses positiven Effekts sollte man es mit dem Huffett nicht übertreiben - zweimal einfetten pro Woche ist absolut ausreichend!

Bewegung tut gut

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Werden im Hochsommer bei extrem trockenen Böden die Hufe mittelsWasserschlauch oder Kübelfußbad kurzzeitig gewässert und das Pferd anschließend wieder auf trockenen Boden entlassen, könnenTeile der Keratinstrukturen im Huf zerbrechen - der Hauptgrund für Hufrisse. © Dixi - Fotolia.com

Viel freie Bewegung ist der beste Garant für eine gute Durchblutung der Hufe und fördert das Hornwachstum. Pferde sollten daher für mehrere Stunden am Tag Koppelgang haben.

Mit Mineralfutter unterstützen

Trockene Hufe können auch aus einem Mangel Mineralien und Vitaminen entstehen. Weil Pferde gerade in der heißen Jahreszeit viel schwitzen, ist es im Sommer besonders sinnvoll Mineralfutter zuzufüttern um den Verlust wieder auszugleichen.

Besonders Biotin und Zink wirken sich positiv auf ein gesundes Hufwachstum aus, es dauert jedoch gut vier bis sechs Monate, bis eine Verbesserung der Hornqualität sichtbar wird. Deshalb ist es ratsam, bei Pferden, die zu trockenen Hufen neigen, schon bald nach dem Winter mit dem Zufüttern zu beginnen um in der trockenen Sommerzeit gut gerüstet zu sein.