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Bei Heu von extensiv genutzten Wiesen ist besondere Vorsicht geboten. © Virgonira - Fotolia.com

Giftiger Goldhafer: Vorsicht bei Heu von extensiv genutzten Wiesen

Ein Artikel von Pamela Sladky | 22.10.2015 - 10:22
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Bei Heu von extensiv genutzten Wiesen ist besondere Vorsicht geboten. © Virgonira - Fotolia.com

Auslöser ist eine dem Vitamin D ähnliche Substanz (Glykosid) im Goldhafer. Der primäre Pflanzenstoff ist hauptsächlich in den Blättern des Goldhafer-Grases eingelagert und kann bei übermäßiger Aufnahme eine Vitamin-D-Vergiftung auslösen.

Bereits mit 1 kg Goldhafer in der täglichen Futterration nimmt das Pferd das Doppelte seines Tagesbedarfes an Vitamin-D zu sich. Hält diese Überversorgung an, besteht das Risiko einer enzootischen Kalzinose, einer chronisch verlaufende Verkalkung des Pferdeorganismus. Sie entsteht, weil der Vitamin-D-Überschuss die Ausscheidung der Mineralstoffe Kalzium, Phosphor und Magnesium vermindert, wodurch es nach und nach zu einer Verkalkungen der Blutgefäßwände kommt.

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Bei einer mehrwöchigen Aufnahme einer Ration mit mehr als 20-30 % Goldhafer-Anteil zeigen sich erste klinischeSymptome der Kalzinose. Das Süßgras ist vor allem in den Regionen des Alpenvorlandes weit verbreitet.

Hält die Überversorgung an, setzen sich die Kalksalze auch in Lunge, Niere, Herz, in den Gelenken, Knochen, Sehnen und Bändern ab. Diese chronische Verkalkung macht sich in Bewegungsstörungen wie nicht behandelbaren Steifheiten oder Lahmheiten, Fressunlust und Abmagerung bemerkbar. In weiterer Folge können erhöhte Atemfrequenz und erschwerte Atmung auftreten, die Pulsgefäße sind vermehrt gespannt, es besteht eine beschleunigte Herztätigkeit, oftmals sind Herzrhythmusstörungen nachweisbar.

In einer Veröffentlichung der Fachzeitschrift „Tierärztliche Praxis“ beschreiben Wissenschaftler der Veterinärmedizinischen Fakultät der Uni Leipzig und der Tierärztlichen Hochschule Hannover einen Fall einer Vitamin-D-Intoxikation durch die Aufnahme von Goldhafer. Dabei zeigten die Pferde Anzeichen einer Vitamin-D3-Intoxikation, nachdem sie über mehrere Wochen hinweg ein Heu vorgelegt bekommen hatten, dass zu über 50% aus Goldhafer bestand. Die Pferde zeigten zunehmenden Appetitverlust, teils mit Abmagerung, gesteigertes Durstgefühl und vermehrten Harndrang, sowie Koliksymptome. Das Heu stammte von einer Wiese, die ausschließlich extensiv genutzt wurde.

In den alpinen Regionen Österreichs wurde die Kalzinose bei Nutztieren bereits in den 1960er Jahren beschrieben und erforscht. Das heute wieder gehäufte Auftreten ökologischer Wirtschaftsweisen im Grünland begünstigt die Ausbreitung des Süßgrases, weshalb Pferdehalter, die Heu von extensiv genutzten Wiesen verfüttern, das Heu regelmäßig auf Anteile des Süßgrases überprüfen sollten.