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Zweiter Frühling: Auch alte Pferde profitierenvon einer artgerechten Haltung, vielfachbessern sich Abnutzungserscheinungenwie Arthrosen durch die mäßige, aberregelmäßige Bewegung deutlich. © www.slawik.com

Artgerechte Haltung trotz Handicap

Ein Artikel von Pamela Sladky | 06.06.2016 - 13:28
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Zweiter Frühling: Auch alte Pferde profitierenvon einer artgerechten Haltung, vielfachbessern sich Abnutzungserscheinungenwie Arthrosen durch die mäßige, aberregelmäßige Bewegung deutlich. © www.slawik.com

Viele Pferde mit physischen oder psychischen Beeinträchtigungen lassen sich nur schwer oder gar nicht in eine Gruppe integrieren, ohne dass es zu Benachteiligungen oder Störungen innerhalb der Pferdegemeinschaft kommt. Das gilt insbesondere für unverträgliche Pferde und solche mit Verhaltensstörungen. Aber auch bei Hengsten und hengstigen Wallachen, die aufgrund ihres ausgeprägten Sexualtriebs oft nicht gesellschaftsfähig sind, ist eine artgerechte Haltung nicht einfach umzusetzen. Dennoch gibt es eine Reihe von Verbesserungsmöglichkeiten, die das jeweilige Handicap berücksichtigen und die mit verhältnismäßig wenig Aufwand realisiert werden können.

Aufblühen in der Pension

Sowohl Pferden mit altersbedingten Einschränkungen, als auch solchen mit physischen und psychischen Handicaps bietet die offene Stallhaltung Vorteile. Leider wird oftmals erst dann über eine artgerechte Unterbringung nachgedacht, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist. Das ist besonders bei sportlich orientierten PferdehalterInnen der Fall, die ihrem in die Jahre gekommenen Pferd mit Verschleißerscheinungen keine Leistungen mehr abverlangen können und dieses dann auf Anraten des Tierarztes in die Offenstallhaltung mit Weidegang entlassen.

Wird die Haltungsumstellung dann entsprechend fachgerecht durchgeführt und auf das jeweilige Handicap abgestimmt, ist man nicht selten über die positive Entwicklung des „Problempferdes“ überrascht. Denn Licht, Luft und Bewegung unterstützen nachhaltig die Therapie und vollbringen nicht selten wahre Wunder bei der Rekonvaleszenz.

Das betrifft nicht nur Pferde mit physischen Einschränkungen wie etwa Arthrosen, Atemwegserkrankungen und Muskelverspannungen, sondern auch solche mit psychischen Beeinträchtigungen. Hier sind es vor allem traumatisierte und gestresste Pferde sowie Leistungsträger mit dem sogenannten Burnout-Syndrom, die nach einiger Zeit wieder zu sich finden und das, was ihnen angetan wurde, nach und nach abschütteln.

Schwieriger ist die Überführung in eine Herdenhaltung bei Pferden mit ausgeprägten Stereotypien, aggressiven Verhaltensmustern, verlerntem Sozialverhalten oder ausgeprägtem Sexualtrieb. Pferde mit einer Beeinträchtigung benötigen in der Regel mehr Pflege und Zuwendung. Auch müssen in der offenen Haltung je nach Art des Handicaps einige bauliche Maßnahmen vorgenommen und Besonderheiten wie Größe und Zusammensetzung der Gruppe berücksichtigt werden. In vielen eigens für Pferderentner ausgerichteten Ställen, sogenannten „Gnadenhöfen“ (eine unpassende Bezeichnung, d. Verf.), werden je nach Befindlichkeit auch oftmals Zweiergemeinschaften gebildet.

Kleine Veränderungen – große Wirkung

Die bekannte britische Pferdebuchautorin und Verfechterin artgerechter Pferdehaltung Carolyne Henderson brachte es auf den Punkt: „Kleine Veränderungen können bereits erhebliche Verbesserungen bringen!“ Solche können in der Einzelhaltung (Innenbox) zum Beispiel die Demontage des Gitters der Trennwände sein. Dadurch werden verbesserte optische, olfaktorische (Sinn- oder Riechwahrnehmung) und taktile (Berührung, soziale Fellpflege) Kontaktmöglichkeiten zwischen den benachbarten Artgenossen geschaffen. Dies wäre besonders bei Pferden mit physischen Handicaps möglich, wenn sich die Boxennachbarn gut verstehen und die Box entsprechend groß ist, damit die Möglichkeit des Rückzugs gewährleistet ist. Allerdings wäre diese „kleine Veränderung“ bei Pferden mit aggressivem Verhalten oder Futterneid kontraproduktiv und würde die Stressbelastung eher erhöhen.

Eine weitere Verbesserung stellt eine pferdegerechte Ernährung durch eine über den Tag verteilte häufige Aufnahme kleinerer Mengen reich strukturierten Raufutters und Zusatzfutters aus Futterautomaten dar. Kombigeräte gibt es bereits ab 1.000,– Euro, eine vergleichbar geringe Investition mit großer Wirkung.

Luftschlitze, die auch nachträglich in die Bohlenwände gefräst werden können, verbessern die Luftzirkulation in Bodennähe und damit den Luftaustausch direkt über der Einstreu, was besonders wichtig ist, wenn Pferde in Brust- und Seitenlage schlafen. Kombinationen wie Hanf/Stroh oder Raps/Stroh ermöglichen eine weitere Verbesserung hinsichtlich der Luftqualität: Diese Mischeinstreu verringert nachgewiesenermaßen die Belastung von Ammoniak und anderen Schadgasen (Studie Uni Göttingen 2009).

Schließlich kann mittels eines Wanddurchbruchs ein Fenster geschaffen werden, aus dem die Pferde ihre Köpfe stecken und visuellen Kontakt mit den Außenbereichen aufnehmen können, frische Luft und Sonne inklusive. Geringer Aufwand für mehr Komfort.

Arthrosen: Bewegung ist die beste Medizin

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Haltung als Prophylaxe und Therapie: Viel Bewegung ohne Überlastung verlangsamt den Krankheitsverlauf bei Arthrosen. © mrcats - fotolia.com

Pferden mit Arthrosen wird durch die offene Stallhaltung – möglichst mit Bewegungsanreizen – automatisch die therapeutisch notwendige kontinuierliche Bewegung ermöglicht. Unter den Oberbegriff Arthrose fallen Erkrankungen der Gliedmaßen wie Spat und Schale, aber auch arthritische Veränderungen in den Gelenken der Extremitäten oder der Wirbelsäule. Bei diesen meist chronisch verlaufenden Erkrankungen sind die Gelenke durch Abnutzung oder infolge traumatischer Einwirkungen (Schlag oder Stoß) in ihrer Funktion mehr oder weniger stark eingeschränkt. Zunächst sind in der Regel die Knorpel betroffen, später folgen dann Veränderungen am Knochen, die mit Entzündungen der Gelenke einhergehen. Meist stellen sich auch Schmerzen ein, und das Pferd wird unter dem Sattel bewegungsunwillig. Der Gang wird stumpf und klamm, besonders in der kalten Jahreszeit. Vor allem Wendungen werden nur ungern ausgeführt, weshalb die Unterbringung in einer Box äußerst kontraproduktiv wäre. Ein an Arthrose leidendes Pferd benötigt nämlich eine stetige, aber langsame Bewegung, möglichst weitgehend geradeaus. Auch wenn die Boxenhaltung nur über Nacht durchgeführt wird und tagsüber eine Auslaufmöglichkeit besteht, wirkt sich das stundenweise Einsperren negativ aus und führt zu einer weiteren Verschlechterung der Symptomatik.

Sehbehinderungen: meist kein Problem

Sehbehinderungen oder ein fehlendes Auge sind bei Pferden gar nicht so selten. Ursache kann eine Hornhautverletzung infolge mechanischer Einwirkungen oder Erkrankungen des Auges wie Linsentrübungen (Grauer Star) oder periodische Augenentzündung (Mondblindheit) sein. Forscher haben übrigens unter wild lebenden Mustangs blinde Pferde entdeckt, die mehr oder weniger problemlos in der Herde mitlaufen. Auch in nicht wenigen Pferde-Altersheimen leben weltweit vollblinde Pferde wie zum Beispiel auf der Mill Creek Farm in Florida. Dort werden sie sogar für therapeutische Zwecke verhaltensgestörter Jugendlicher eingesetzt und kommen erstaunlich gut mit dieser enormen Behinderung klar, indem sie sich befreundeten Artgenossen anschließen.

Einäugige Pferde oder solche mit Sehstörungen können häufig sogar problemlos geritten werden und finden sich auch in der Gruppenhaltung gut zurecht. Der Überlebenskünstler Pferd passt sich der jeweiligen Situation an, indem er verstärkt die anderen Sinne nutzt, um sein Handicap auszugleichen.

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Pferde können Sehbehinderungen durch die verstärkte Nutzung ihrer anderen Sinne erstaunlich gut kompensieren. © www.slawik.com

Doppelhandicap mit Happy End

Eine jetzt 21-jährige Oldenburger Stute kam 2007 in einen kleinen privaten Offenstall. Sie ist seit einigen Jahren auf dem rechten Auge komplett blind und hat zusätzlich eine schwere Karpalgelenksarthrose am linken Vorderbein. Der Tierarzt hatte damals geraten, die Stute, die im Sommer auf der Weide lebte und im Winter eingestallt wurde (Einzelbox), einzuschläfern. Da sie ihrer Besitzerin aber sehr am Herzen liegt, sollte versucht werden, ihr einen einigermaßen artgerechten Lebensabend im Offenstall zu bereiten. Sie wurde gemeinsam mit einer äußerst verträglichen Stute in einen Holzstall mit zwei Eingängen, etwa 500 Quadratmeter Paddock und angrenzender Weide untergebracht. Nebenan leben noch weitere Pferdegruppen. Durch die dauerhafte Bewegung auf Paddock und Weide hat sich ihr Zustand enorm verbessert: Die Gelenksschwellung ist um etwa 30 Prozent zurückgegangen, und die periodische Augenentzündung ist mit entsprechender Hygiene und konsequenter Behandlung vollständig abgeklungen. Ihr Lebensmut ist nach Angabe ihrer Besitzerin auffallend gestiegen. Sie verhält sich zwar aufgrund ihrer Handicaps vorsichtig gegenüber Menschen und der Partner-Stute, es bestehen aber trotz der beiden Erkrankungen keinerlei schwerwiegende Beeinträchtigungen.

Allergien: Frische Luft ist das Wichtigste

Allergien nehmen bei Pferden stetig zu, konstatiert die Tierärztin und Autorin des Buches „Allergien bei Pferden“ Dr. Ulrike Häusler-Naumburger. Staub ist die Hauptursache bei Pferden, die unter chronischem Husten leiden. Pferde mit Atemwegserkrankungen allergischen Ursprungs sind in der offenen Stallhaltung am besten aufgehoben, da hier eine saubere, staubärmere Luft vorherrscht und sich das Pferd jederzeit im Freien aufhalten kann. Inzwischen haben sich auch viele Stallbetreiber auf dieses Problem eingestellt und bieten zu einem geringen Aufpreis spezielle Offenstallplätze für Allergiker an. Dort wird dann Heulage statt Heu als Grundfutter gefüttert, Liegeflächen werden mit Gummimatten und einer staubarmen Einstreu ausgestattet.

Bei einem an Sommerekzem leidenden Pferd sollten seitens des Stallbetreibers Sonderwünsche gegen Bezahlung möglich sein. Kann es in der Hauptflugzeit der Ekzem auslösenden Stechmücke (Gnitze) nicht zeitweise eingestallt werden, weil es sonst allein wäre, sollte es mit einer Ekzemerdecke geschützt oder besonders gefährdete Bereiche (Mähnenkamm, Schweifrübe, Euter/Schlauch) mit einem Repellent versorgt werden.

Headshaker benötigen schwarze oder reflektierende Kopfmasken und/oder Nüsternnetze beim Weidegang. In leichten Fällen reicht auch ein dunkler Weideunterstand, in schweren Fällen ist nur nächtlicher Weidegang möglich.

Stereotypien: Viel Ablenkung erforderlich

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Pferde mit Atemwegserkrankungenallergischen Ursprungs sind in der offenen Stallhaltung am besten aufgehoben. © Rita Kochmarjova - fotolia.com

Verhaltensstörungen wie Koppen, Weben, Boxenlaufen oder Scharren kommen nur unter menschlicher Obhut vor, nicht bei Wildpferden. Artwidrige Haltungsbedingungen führen beim Pferd zu einem Zustand der Entbehrung, des Entzuges oder der Isolation von etwas Vertrautem (Deprivation), Frustration und Konflikten. Der daraus resultierende Triebstau legt dann den Grundstein für solche Verhaltensstörungen, die Anpassungs- und Bewältigungsstrategien in einem nicht art gerechten Umfeld darstellen. Quasi als „Überdruckventil“ reduzieren sie die Erregung und wirken beruhigend auf das Pferd.

Ist eine solche Verhaltensstörung aber bereits verinnerlicht, kann das Pferd dieses Verhalten auch in einer stressfreien Umgebung wie beispielsweise in einem Offenstall oder in der Paddockbox beibehalten. Einzig auf Rundkurs-Paddocks (Race-Track-Padocks, Paddock Paradise, siehe PR 6/2011) oder in Bewegungsställen, die durch automatisierte Fütterung fast durchgehende Aktionen verlangen, kann es zu einem vollständigen Rückgang von Stereotypien kommen.

Grundsätzlich verlangt die Unterbringung psychisch angeschlagener Pferde besonderes Fingerspitzengefühl, vor allem wenn sie Zaun an Zaun beispielsweise in Paddockboxen mit schmalen Einzelpaddocks stehen. Nicht selten geraten dann dominante und unsoziale Pferde aneinander, was nicht nur den Stallfrieden nachhaltig stört, sondern für die unverträglichen Pferde selbst auf Dauer äußerst belastend werden kann. Aber auch, wenn ein sehr verträgliches Pferd zwischen zwei Streithähne gestellt wird, wird das in aller Regel kaum funktionieren. Denn dann wird das verträgliche Tier in die Auseinandersetzungen mit einbezogen und kann unter Dauerstress geraten. Hier und bei Hengsten/hengstigen Wallachen sind andere Lösungen gefragt.

Stuten- und Wallachgruppen

In vielen größeren Pferdehaltungsbetrieben gibt es inzwischen geschlechtsspezifisch getrennte Verbände, sogenannte Stuten- und Wallachgruppen. Damit wird generell ausgeschlossen, dass es zu Konflikten kommt, wenn in gemischten Gruppen Stuten rossig sind.

Bei einem Operationsfehler oder einer unvollständigen Kastration rufen Keimdrüsenreste ein sogenanntes persistierendes Hengstverhalten hervor. In solchen Fällen wurde zwar der gesamte Hoden, aber nur ein Teil des Nebenhodens entfernt. Dies soll nach Angabe der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz (TVT) fast ein Drittel aller Wallache betreffen.

Eine andere Theorie erklärt das Beibehalten des Hengstverhaltens nach der Kastration als psychisch verankert und als einen Teil der normalen sozialen Interaktion zwischen Pferden. Soll heißen, dass das angeborene Sexualverhalten eines Hengstes nach der Kastration durchaus weiter bestehen kann, jedoch ohne Fortpflanzungsfolgen.

Wie auch immer, fest steht, dass selbst eine Kastration den Fortpflanzungstrieb nicht in jedem Fall gänzlich unterdrückt. Daher kann es in gemischtgeschlechtlichen Gruppen durchaus zu Auseinandersetzungen zwischen konkurrierenden Wallachen kommen, wenn eine Stute rossig ist.

Der „Offenstall im Offenstall“

In fast jedem Offenstall gibt es Möglichkeiten der Umstrukturierung, so dass eine eigene und unabhängige „Einheit“ entsteht. Ist in einem Stallgebäude beispielsweise ein Innenraum mit mehr als zwei Eingängen vorhanden, kann durch eine Abtrennung mittels stabiler Holzwand eine klare räumliche Trennung arrangiert werden. Durch den direkten Kopfkontakt ist überdies ein beschränkter Sozialkontakt möglich. Allerdings ist diese Lösung nur für solche Pferde durchführbar, die keine extremen Aggressionen oder Sexualtriebe zeigen.

An den abgetrennten Innenbereich schließt sich ein Einzelpaddock an, entweder direkt angrenzend an den Gruppenpaddock oder mit einem mehrere Meter breiten freien Streifen zwischen den beiden Paddocks. Günstig wäre auch eine anschließende eigene Koppel, von wo aus das separierte Pferd mit der Gruppe visuell und mittels Lautäußerung kommunizieren kann. Hierzu empfiehlt sich je nach Fall ebenfalls ein etwa vier bis acht Meter breiter Streifen zwischen der Gruppen- und der Einzelweide. Die Einfriedungen von Paddocks und Weiden müssen allerdings stabil sein und über eine ausreichende Höhe verfügen (mindestens 1,30, besser 1,50 Meter). Am geeignetsten ist ein Holzzaun, den man zusätzlich mit einem Elektroband absichert. Verfügt der Offenstall jedoch nur über zwei Zugänge, ist die oben beschriebene Umgestaltung nicht möglich. In diesem Fall wäre die Alternative, in der Nähe oder direkt angrenzend an dem bestehenden Offenstallgebäude eine eigene Außenbox – zum Beispiel in Fertigbauweise – mit den beschriebenen Paddock- und Weideaufteilungen sowie Zwischenräumen anzuordnen. Solche „Einer-Paddockboxen“ gibt es schon ab 1.500,– Euro im Fachhandel, eine vergleichsweise geringe Investition mit großer Wirkung.

Individuelle Lösungen

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Die Unterbringung psychisch angeschlagener Pferde verlangt besonderes Fingerspitzengefühl, vor allem wenn sie Zaun an Zaun beispielsweise in Paddockboxen mit schmalen Einzelpaddocks stehen. © www.slawik.com

Wenn die Eingliederung eines Pferdes fehlgeschlagen ist oder man eine solche erst gar nicht durchführen möchte, weil man beispielsweise einen hengstigen Wallach oder einen Hengst besitzt, sind andere Lösungen gefragt, um diesen Pferden wenigstens ansatzweise ein artgerechtes Umfeld zu bieten.

Während man Junghengste in der Regel ohne Probleme zusammen mit anderen Junghengsten auf Weiden und in Laufställen halten kann, ist dies bei erwachsenen Hengsten und hengstigen Wallachen nur in reinen Hengst-/Wallachgruppen ohne jeglichen Stutenkontakt möglich. Bei sehr unverträglichen Pferden geht selbst das nicht. Meist kommt dann nur die Möglichkeit der Einzelaufstallung in der Paddockbox infrage. Zwar immerhin besser als eine Innenbox, aber trotzdem keine wirklich dynamische oder artgerechte Unterbringung. Denn auch Hengste und unverträgliche Pferde benötigen Sichtkontakt, besser noch Körperkontakt mit Rückzugsmöglichkeit von den Artgenossen, möglichst viel selbstbestimmte Bewegung im Freien, einen entsprechend großen, dem Wärme- und Sicherheitsbedürfnis genügenden, trockenen und sauberen Liegebereich und die Teilnahme am Umweltgeschehen mit Beschäftigungsmöglichkeit.

Rotationsweiden der besonderen Art

Bei dieser Haltungsalternative steht jedem Pferd/Hengst ein eigener Unterstand beziehungsweise Innenstall mit räumlicher Trennung und je zwei Weidestreifen zur Verfügung. Diese Rotationsweiden werden mittels Weidetor abwechselnd so geöffnet, so dass zwischen den einzelnen Pferden/Hengsten immer ein Weidestreifen als „Puffer“ liegt. So wird ein direkter Körper- beziehungsweise Kopfkontakt zwischen den Pferden verhindert, aber dennoch freie visuelle Sicht ermöglicht. Hecken, Wälzplätze, Raufutterraufen und andere Einrichtungen dienen als Laufanreize und bieten Abwechslung.

Einziger Nachteil bei diesem System ist die Tatsache, dass sich die Pferde beim Ruhen im Unterstand/Innenstall nicht sehen können. Abhilfe könnten fast durchsichtige Windschutznetze schaffen, die statt der holzverschalten Wände an den beiden Längsseiten angeordnet werden. Hier sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt, wenn es um die artgerechte Haltung auffälliger Pferde oder Hengste geht.

Der Hengststern

Das Prinzip des „Hengststerns“ wäre eine weitere Möglichkeit, das Habitat unverträglicher Pferde oder Hengste zu gestalten. Der Hengststern besteht aus einem Gebäude, von dem aus sich mehrere Einzelpaddocks anschließen, die durch einen Zwischenraum voneinander getrennt sind. Im Innenraum sind der Anzahl der Pferde entsprechend mehrere Innenboxen angeordnet, deren Trennwände entweder einen direkten Kopfkontakt zulassen (Gitter im oberen Bereich) oder diesen in schwierigen Fällen weitestgehend verhindern (geschlossene Holzwand mit eventuell kleiner Kontaktzone mittels schmal angeordneter Gitterstäbe). Auf diese Weise stehen jedem eingestellten Pferd/Hengst die Vorteile der offenen Stallhaltung zur Verfügung. Angrenzende Koppeln erweitern den Haltungskomfort und ermöglichen ein ausgeglichenes Leben in einer naturnahen Umgebung.

Romo Schmidt

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Dieser Artikel von DI Romo Schmidt wurde erstmals in Ausgabe 11/2011 der Pferderevue veröffentlicht. Pferderevue AbonnentInnen können diese Artikel zusammen mit über 40.000 weiteren in unserem Online-Archiv kostenlos nachlesen. Einfach unter Service/Online-Archiv einloggen und in allen Heften aus 25 Jahren Pferderevue zum Nulltarif blättern!

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