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Esparsette bringt viel Energie bei niedrigem Zucker- und Stärkegehalt in den Futtertrog. © Axel Gutjahr - fotolia.com

Esparsette: Wiederentdecktes Multitalent in der Pferdefütterung

Ein Artikel von Pamela Sladky | 09.09.2016 - 10:00
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Esparsette bringt viel Energie bei niedrigem Zucker- und Stärkegehalt in den Futtertrog. © Axel Gutjahr - fotolia.com

Vor der Mechanisierung und Industrialisierung der Landwirtschaft war die Esparsette (lat. Onobrychis viciifolia bzw. sativa) eine beliebte Futterpflanze für Pferde. Geschätzt wurde die proteinreiche, zumeist zu Heu verarbeitete Esparsette vor allem deshalb, weil schwer arbeitende Pferde damit ihr Körpergewicht und eine gute Kondition langfristig halten konnten.

In den vergangenen Jahrzehnten verlor der Schmetterlingsblütler zunehmend an Bedeutung. Die  Esparsette wurde weitgehend von den ertragsstärkeren Futterleguminosen Klee und Luzerne verdrängt, deren Anbau vor allem von Milchviehbetrieben favorisiert wurde.

Vielfältiges Wirkungsspektrum

Die Besonderheit des mehrjährig ausdauernden Strukturverbesserers Esparsette liegt in seinen vergleichsweise hohen Gehalten an kondensierten Tanninen – auch als Gerbstoffe bekannt. Diese sekundären Pflanzenstoffe zeigen eine anthelmintische, also wurmabtötende Wirkung. Sie machen darüber hinaus die Schleimhäute für krankmachende Keime undurchlässiger und vermindern die Sekretion der Schleimhautdrüsen. Das Darmmilieu wird durch die Gerbstoffe positiv beeinflusst und kann die Anfälligkeit für Parasiten und andere Erreger mindern, während andererseits das Immunsystem des Pferdes durch eine Verbesserung der Proteinversorgung gestärkt und die Abwehrkräfte gesteigert werden.

Renaissance des "Türkenklees"

Inzwischen haben vor allem immer mehr Pferdebesitzer die guten Fütterungseigenschaften des eiweißreichen, auch unter dem Begriff Türkenklee bekannten Multitalents wieder entdeckt. Vor allem bei schwerfuttrigen, kranken oder rekonvaleszenten Tieren bietet sich die schmackhafte Esparsette als Aufbaufutter an. Auch zur Vorbeugung bzw. therapieunterstützend bei Kolik-Patienten sowie bei Durchfallerkrankungen und Kotwasser wird der mit der Erbese verwandet Schmetterlingsblütler wegen seiner antiblähenden Wirkung und seines hohen Gehaltes an diätetischer Rohfaser geschätzt.

Trotz ihres niedrigen Zucker- und Stärkegehalts gilt die extrem trockenheitsverträgliche Pflanze aufgrund ihres hohen Rohproteinanteils und ihrer essenziellen Aminosäuren als ausgesprochen energiereich. Darüber hinaus fördert der hohe Gehalt an Rutin die Elastizität der Blutgefäße und Blutkapillaren.

Der Anteil an kondensierten Tanninen ist in Blättern deutlich höher als in Stängeln. Um Bröckelverluste während der Ernte zu vermeiden, wird die komplette Pflanze zu sogenannten Cobs verarbeitet. Das schnelle, aber schonende Verfahren mit Warmlufttrocknung des geernteten Pflanzenmaterials gilt als besonders hygienisch, verhindert es doch die Bildung von Schimmelpilzen. Ein weiterer Vorteil dieses Futtermittels gegenüber zahlreichen anderen pelletierten bzw. Cob-Produkten ist der Verzicht auf jegliches Bindemittel, wie beispielsweise Melasse. Darüber hinaus sind aufgrund der raschen Konservierung und zeitnahen Pressung die Nährstoffverluste gering.

aid