Fütterung

Wann ist ein Pferd zu dünn?

Ein Artikel von Pamela Sladky | 06.03.2017 - 11:07
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Bei Vollblütern ist die Rippenpartie häufig deutlich zu sehen - auch, wenn der Fütterungszustand im Normalbereich liegt. © www.slawik.com

Je nach Rasse kann ein Pferd mit derselben Körpermasse entweder dick oder dünn sein. So sind deutlich sichtbare Rippen bei Vollblütern überhaupt kein Problem, während sie bei einem Kaltblut- oder Barockpferd tendenziell auf eine Unterernährung hindeuten.

Ein stark bemuskeltes Dressurpferd oder ein Quarter Horse mag manchem Betrachter zunächst dick vorkommen, tatsächlich handelt es sich aber um einen gut trainierten Athleten.

Auch Jungpferde im Wachstum unterliegen starken Gewichtsschwankungen. Meistens folgt einer Phase der deutlichen Gewichtszunahme ein starker Wachstumsschub. Rein auf die Waage darf man sich bei einer solchen Beurteilung also nicht verlassen. Auch die folgenden Punkte müssen keinesfalls für jedes Pferd gelten, dienen dem Halter aber als Orientierungshilfe.

  • Der gesamte Rippenkasten ist sehr deutlich zu sehen.
  • Am Widerrist, am Rücken und im Lendenbereich stehen Wirbel hervor.
  • Die Hüftknochen stechen heraus.
  • Der Hals ist kaum bemuskelt, das Kammfett fehlt.
  • Seitlich des Schweifes bilden sich Gruben.
  • Es gibt wenige bis keine Körperfettdepots.
  • Das Fell ist stumpf, das Hufhorn brüchig.
  • Die Muskeln sind atrophiert.

Beurteilung mit dem Body Condition Score

Pferde, die im Warmbluttyp stehen, lassen sich sehr gut durch den Body Condition Score (BCS) beurteilen. Hierbei werden sechs Körperregionen auf einer Skala von 1 bis 9 bewertet. Dem Idealgewicht entspricht ein Durchschnittswert von 5 bis 5,5.

1. Extrem Mager

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© Irmtraud Guhe

Das Pferd ist stark unterernährt. Die Dornfortsätze der Wirbelsäule, Rippen, Schweifrübe, Hüfthöcker und Sitzbeinhöcker zeichnen sich deutlich ab. Die Knochenstruktur an Widerrist, Schultern und Hals ist gut sichtbar. Der erste Halswirbel ist klar zu erkennen, der Hals ist nach unten (konkav) gewölbt mit starkem Axthieb. Beim Abtasten ist keinerlei Fettgewebe spürbar.

2. Sehr dünn

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© Irmtraud Guhe

Das Pferd ist unterernährt. Die Dornfortsätze der Wirbelsäule sind von einer minimalen Fettschicht bedeckt, aber noch sichtbar, Rippen, Hüfthöcker, Sitzbeinhöcker und Schweifwirbel heben sich prominent ab. Der Bereich der Lendenwirbelsäule wirkt minimal gerundet. Die Knochenstruktur an Widerrist, Schultern und Hals ist schwach erkennbar. Am konkav geformten Hals gibt es keinerlei Kammfett, es ist ein ausgeprägter Axthieb vorhanden.

3. Dünn

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© Irmtraud Guhe

Das Pferd hat eine leichte Fettschicht über der Wirbelsäule und den Rippen. Dennoch sind die  Dornfortsätze zu erkennen, und die Rippen zeichnen sich durch das Fell ab. Die Hüfthöcker wirken prominent, die Sitzbeinhöcker sind sichtbar und bilden zum Schweifwirbelbereich hin eine konkave Linie. Der Hals des Pferdes ist noch leicht hohlgebogen und zeigt einen Axthieb.

4. Schlank

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© Irmtraud Guhe

Die Dornfortsätze der Wirbelsäule sind nur am Widerrist sichtbar. Die Rippen 11 bis 14 zeichnen sich zart durch das Fell ab. Die Kruppe ist nach oben gewölbt (konvex). Die Hüfthöcker sind prominent, die Sitzbeinhöcker lassen sich erahnen. Die Ausprägung des Schweifansatzes hängt vom jeweiligen Trainingszustand ab, rundherum ist eine Fettschicht ertastbar. Das Kammfett am Hals misst etwa vier Zentimeter, der Axthieb ist undeutlich.

5. Normal

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© Irmtraud Guhe

Die Rippen sind nur noch undeutlich sichtbar, aber bei leichtem Druck problemlos fühlbar. Die Kruppe ist konvex, die Hüfthöcker sind noch leicht prominent. Die Sitzbeinhöcker sind fühlbar, die Innenschenkel berühren einander. Die Schweifwirbel sind bedeckt, die Linie Sitzbeinhöcker – Schweifwirbel ist gerade. Der Hals wölbt sich in einem leichten Bogen nach oben, das Kammfett misst zwischen vier- und fünfeinhalb Zentimetern.

Gleich weiterlesen: Dünne Pferde gesund auffüttern

Jedes zweite Pferd ist zu dick, dünne Pferde hingegen kommen in den Industrieländern selten vor – dafür sorgen Bewegungsmangel und Hochleistungsgräser. Dennoch gibt es immer wieder Fälle, in denen man seinem Vierbeiner etwas mehr auf die Rippen wünscht – nach einer Erkrankung zum Beispiel oder wenn das Pferd aus einer nicht so optimalen Haltung stammt. Aber auch beim Auffüttern ist – wie beim Füttern generell – Know-how gefragt, damit es nicht zu ungesunden Stoffwechselbelastungen bis hin zu schweren Erkrankungen wie Hufrehe kommt. Wie man's richtig macht, lesen Sie hier.