Haltung

Weidegang für Cushing-, EMS- und Hufrehepatienten? So geht's!

Ein Artikel von Stefanie Schiller | 04.05.2020 - 12:57
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Für Pferde mit Stoffwechselerkrankungen muss saftiges Grün nicht zwingend tabu sein. © www.slawik.com

Bei einer Insulinresistenz, die unter anderem eine Folge von EMS und Cushing sein kann, muss besonders auf den Zuckergehalt geachtet werden. Leidet ein Pferd an sogenannten Dysbiosen (Fehlgärungen im Dickdarm), stellen Fruktan und Pektine ein Risiko dar. Die Dos & Don’ts im Überblick:

Dos: So grasen (nicht nur) stoffwechselbelastete Pferde sicher

  • Düngen hat vor allem für Pferde mit Stoffwechselproblemen einen positiven Effekt. Mit Stickstoff gedüngte Flächen weisen einen niedrigeren Fruktangehalt auf, das haben diverse Studien bestätigt. Auch die Verbreitung von Unkraut wird eingedämmt.
  • Weiden mit fruktanarmen Gräserarten, wie Wiesenlieschgras oder Rotschwingel verringern das Hufreherisiko. Das gilt ganz besonders für leichtfuttrige Pferde und solche mit Übergewicht.
  • Vorsicht statt Nachsicht lautet die Devise bei den ersten Koppelgängen des Jahres. Die Umstellung auf Gras kann das Verdauungssystem ganz schön durcheinanderbringen. Deshalb sollte man die Pferde behutsam mit kurzen Weidezeiten an das Gras gewöhnen – 15 Minuten täglich sind anfangs ausreichend.
  • Juni und Juli erweisen sich als gute Zeit zum Anweiden, da der Fruktangehalt in den Pflanzen dann niedriger ist als im Frühjahr. Wenig Fruktan gibt es grundsätzlich in den Sommermonaten, insbesondere im August. Bei warmem Wetter (über 20 Grad Celsius) und bedecktem Himmel speichert das Gras kaum Fruktan. Bei warmem Wetter mit Sonnenschein und ausreichend Feuchtigkeit wird der Fruktanspeicher abgebaut, der sich ab Mittag allerdings wieder füllt.
  • Heu vor dem Weidegang beugt Problemen vor. Gerade in der Umstellung auf das Weidegrün bewährt es sich, dem Pferde zuvor ausreichend rohfaserreiches und eiweißarmes Heu zu füttern. Das unterstützt nicht nur das Verdauungs system, sondern zügelt auch die Gier nach dem frischen Grün.
  • Bei gefährdeten Pferden kann eine Fressbremse die Grasaufnahme deutlich verringern und damit das Risiko einer Grasrehe erheblich minimieren.

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Don'ts: 5 Dinge, die man rund um den Weidegang vermeiden sollte

  • Als Faustregel gilt: Im Mai und Juni sowie im Herbst ist der Fruktangehalt hoch. Auch frostiges und kaltes Wetter in Kombination mit Sonnenschein bedeutet hohe Fruktangehalte im Gras. Bei warmem Wetter mit Sonnenschein und massiver Trockenheit werden die Fruktanspeicher in der Pflanze ebenfalls gefüllt. Es herrscht erhöhte Rehegefahr.
  • Kurzes Gras gleich wenig Fruktan? Diese Gleichung ist ein gefährlicher Irrglaube. Insbesondere für Pferde mit Stoffwechselproblemen sind abgegraste Weiden tabu! Kurzgefressenes Gras enthält hohe Mengen an Fruktan, da dieses vor allem im Stängel gespeichert wird. Zudem leidet die Pflanze unter Stress. Bei unter zehn Zentimetern Aufwuchshöhe sollten die Pferde auf eine andere Weide gebracht werden. Abgegrasten Weideflächen sollte ausreichend Zeit zur Erholung geben werden.
  • Kürzere Weidezeit gleich wenig Grasaufnahme? Keinesfalls! Der gewünschte Effekt einer Weidezeitverkürzung bleibt meist aus. Eine US-Studie hat gezeigt, dass Pferde bei kürzerer Fresszeit einfach die Fressgeschwindigkeit erhöhen und dadurch eine im Durchschnitt höhere Grasaufnahme erzielen.
  • Für Pferde mit aktueller Rehe-Erkrankung sollte der Weidegang ausbleiben. Bei Pferden mit Stoffwechselerkrankungen liegt es im Ermessen des Besitzers, ob das Pferd auf die Weide darf. Die Entscheidung sollte aber auf jeden Fall in Absprache mit dem behandelnden Tierarzt getroffen werden.
  • Kein Kraftfutter vor dem Weidegang!